Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland ist im vergangenen Monat deutlich angestiegen. Das hat laut Wirtschaftsforschern mehrere Gründe.
Die Zahl der Firmenpleiten ist nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Oktober sprunghaft angestiegen. Mit 1.530 Insolvenzen ist es laut IWH-Insolvenztrend der höchste Wert in einem Oktober seit 20 Jahren.
Der Leiter der Insolvenzforschung am IWH, Steffen Müller, führt die aktuell hohen Insolvenzzahlen in Deutschland auf mehrere Faktoren zurück. Eine anhaltende konjunkturelle Schwächephase treffe auf stark gestiegene Kosten bei Löhnen und Energie, sagte Müller. Das macht vielen Unternehmen die Krisenbewältigung besonders schwer und letztendlich eine gezielte Restrukturierung unmöglich.
Kreditfinanzierte Zombieunternehmen trifft es jetzt
Gleichzeitig gebe es Nachholeffekte aus der Pandemie, als insbesondere schwächere Unternehmen durch staatliche Hilfsprogramme gestützt worden seien. Dadurch seien Insolvenzen hinausgezögert worden. Diese so genannten Zombieunternehmen konnten sich demnach mithilfe günstiger Kredite über Wasser halten. Seit den Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Jahr 2022 treffe die hohe Verschuldung diese Unternehmen nun allerdings besonders hart, sodass es verstärkt zu Insolvenzen kommt.
"Viele schwächere Unternehmen, die in der Niedrigzinsphase und mit Unterstützung während der Pandemie überlebt haben, stehen nun bei stark gestiegenen Kosten unter massivem Druck. Das treibt insbesondere hochverschuldete Firmen in die Insolvenz.“ Im Vergleich zum Durchschnitt der Oktoberwerte 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie, liegen die Insolvenzen in diesem Oktober 66 Prozent höher.
Viele Insolvenzen - aber weniger Jobs betroffen
"Die derzeitige Insolvenzwelle ist das Ergebnis eines perfekten Sturms aus langanhaltender konjunktureller Schwäche und drastisch gestiegenen Kosten", führt Müller weiter aus. Zu den besonders betroffenen Branchen zählen laut IWH das Baugewerbe, der Handel und unternehmensnahe Dienstleistungen.
Allerdings sei die Zahl der betroffenen Beschäftigten durch Insolvenzen niedrig. Trotz der hohen Zahl an Insolvenzen seien lediglich knapp 11.000 Arbeitsplätze betroffen gewesen. Im Vormonat September sei die Zahl der betroffenen Beschäftigten gut doppelt so hoch gewesen. Dies sei auf das Fehlen von Insolvenzen großer Firmen zurückzuführen.
Für seine Studie wertet das Institut die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus. Angesichts der Frühindikatoren rechnet das IWH in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Insolvenzzahlen.