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16.05.2023 | Transformation | Schwerpunkt | Online-Artikel

So knacken Firmen das Transformationsdilemma

verfasst von: Annette Speck

4 Min. Lesedauer

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Unternehmen wissen, dass sie nicht in analogen Strukturen und Prozessen verharren können. Dennoch kommt die digitale Transformation bei vielen nicht voran. Woran es hapert und wie sich der digitale Wandel beschleunigen lässt.

Laut der Roland-Berger-Studie "The Digital Dilemma" sehen mehr als zwei Drittel der Unternehmen die digitale Transformation als große Herausforderung und befinden sich in einem Dilemma: Zwar sei klar, dass die gesamte Organisation und die Geschäftsbereiche technologisch einheitlich aufgestellt werden müssten. Hierfür werden Projekte geplant und es wird investiert. Dennoch stocke der Wandel. Und das hat weniger technische Ursachen. Hauptgründe seien vielmehr organisatorische und strategische Versäumnisse, so die Studie, für die mehr als 50 Vorstände führender Unternehmen aus zahlreichen Branchen befragt wurden.

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Digitalisierung und digitale Transformation sind nicht nur ein Thema der Medien, sondern finden auch real in den Unternehmen statt. Der digitale Wandel tangiert die unterschiedlichsten Felder, von der Beschaffung bis zum Vertrieb und von der Organisation bis zur Strategieentwicklung.

Es fehlt an Know-how

Vor allem fehlt es offensichtlich an technologischem Know-how, wie 62 Prozent der Interviewten sagen. Zudem wird von 46 Prozent der Befragten eine unzureichende Verwaltung beziehungsweise Kontrolle des digitalen Portfolios beklagt. Und sechs von zehn Studienteilnehmenden beschreiben die IT-Systeme als komplex, wobei drei Viertel von ihnen die IT sogar für unüberschaubar halten. Auch die vielgepriesene Cloud-First-Strategie enttäuscht demnach viele Unternehmen. Da laut der Untersuchung die Cloud-Anwendungen oftmals nicht strategisch implementiert werden, entspreche der Kosten-Nutzen-Aufwand nicht den Erwartungen.

Erfolgsentscheidend für den digitalen Wandel ist der Studie zufolge auch die Belegschaft. Hier hapert es allerdings ebenfalls. So sehen mehr als zwei Drittel der Befragten ihre Teams nicht in der Lage, abteilungsübergreifend zu arbeiten - entweder aufgrund der Firmenkultur oder weil die nötigen Fähigkeiten fehlen. Letzteres wird durch den Mangel an Fachkräften mit spezieller Expertise untermauert. 70 Prozent der Befragten geben an, dass in ihrem Unternehmen mindestens drei technologische Fähigkeiten fehlen. Meistgesuchte Fachkräfte sind demnach Enterprise Architects, Data Scientists und Backend Developer.

In handhabbaren Etappen transformieren

Die Studienautoren identifizieren vier Säulen, die nötig seien, um eine ganzheitlich digitale Organisation zu schaffen. Mit ihrer Hilfe lasse sich auch die Komplexität verringern und die Flexibilät erhöhen:

  • Vereinheitlichung der Business- und Digitalstrategie
  • Effektives Betriebsmodell
  • Smartere Mitarbeiterstrategien
  • Schlanke Unternehmens- und Datenarchitektur

Für das praktische Vorgehen werden fünf Schritte empfohlen:

  1. Verschaffen Sie sich ein realistisches Bild von den Stärken und Schwächen Ihrer digitalen Fähigkeiten im Kerngeschäft: Dabei zeigt sich, wo die weitere Transformation ansetzen muss.
  2. Entwicklung einer langfristigen Strategie, einer klaren Richtung und eines klaren Ziels: Business- und Digitalstrategie müssen miteinander verbunden werden.
  3. Iterieren, iterieren, iterieren: Teilen Sie die Strategie in überschaubare Schritte auf, damit sie umsetzbar werden. Kleine, erfolgreiche Projekte helfen, Erfahrungen zu sammeln und eine Dynamik für den Wandel zu schaffen. Gleichzeitig sollten Leistungsindikatoren eingeführt, verfolgt und kontinuierlich verbessert werden. Aufgrund der inneren und äußeren Dynamik sind agile Methoden vorteilhaft.
  4. Taskforce aus Spitzenkräften: Für die Leitung der Projekte werden starke Führungskräfte mit interdisziplinären Fähigkeiten und Erfahrung im Management von Großprojekten benötigt. Es gilt, intern ein solides Team zusammenzustellen, das bei Bedarf durch externe Ressourcen ergänzt wird.
  5. Die digitale Transformation erfordert auch eine menschliche Transformation. Die oberste Führungsebene muss sich klar zu den notwendigen Veränderungen bekennen. Top-down sind über die mittleren Führungskräfte immer mehr Mitarbeitende aller Ebenen von der Notwendigkeit des Wandels zu überzeugen.

Transformieren mit dem Digitalen Unternehmenszwilling

Auch Thomas Wolf et al. vom Karlsruher Institut für Technologie bestätigen in ihrem Fachbeitrag "Denken und Handeln in Digitalen Unternehmenszwillingen – der Schlüssel zu erfolgreicher digitaler Transformation", dass die Digitalisierung oft unkoordiniert verläuft. Sie stellen vor diesem Hintergrund das Modell des Digitalen Unternehmenszwillings vor. Diesen definieren sie auf Seite 166 als “ein digitales computerhandhabbares (digitales) Modell eines Unternehmens mit folgenden Eigenschaften:

Wesentliche Teile des Unternehmens (u. a. Abläufe, Ressourcen, Organisation, Standorte) sind im Digitalmodell repräsentiert, das Modell wird regelmäßig aktualisiert, alle Leistungen des Unternehmens werden – so weit möglich und wirtschaftlich – im Modell erbracht.“

Nutzen und Risiken Digitaler Zwillinge abwägen

Ob und in welcher Tiefe, Aktualität und Breite ein Digitaler Unternehmenszwilling für ein Unternehmen sinnvoll sei, hängt den Springer-Autoren zufolge jedoch wesentlich von der Größe und Komplexität der jeweiligen Firma ab. Einerseits gebe das Denken und Handeln in Digitalen Unternehmenszwillingen der Digitalisierung von Betrieben ein dynamisches Ziel und eine transparente Richtung.

 So könnten Effektivität und Effizienz erhöht werden. Andererseits habe das Modell aber systematische Grenzen. Sich zu sehr auf Digitale Unternehmenszwillinge zu verlassen, berge daher erhebliche Risiken. (Seite 170) Hierzu gehören etwa das Schaffen neuer Komplexität, teilweise unklare Rechtsrahmen sowie Unvollständigkeit bei gleichzeitig begrenzter Ausbaufähigkeit.

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