Dieser Artikel widmet sich in zwei Teilen den Treiber/innen und Hemmnissen von Nachhaltigkeit in Banken. Zunächst werden Organisationsidentitätskonflikte anhand von episodischen Erzählungen aus diskursiven Interviews über bankinterne Erfahrungen mit der Umsetzung von Nachhaltigkeit identifiziert. Danach stellt der Einblick in die Ergebnisse der Dissertation der Autorin die Genese von Motiven von Akteur/innen vor, die Nachhaltigkeit als eine der ersten in deutschen Banken etabliert haben. Mit der Typologie von institutionellen Entrepreneur/innen, also Akteur/innen, die die institutionellen Logiken des Bankwesens durch eine neue Logik der Nachhaltigkeit verändert haben, werden die lebensgeschichtlichen Handlungsmotive für die Beteiligung am sowie deren jeweilige mögliche Wirkungen im Institutionalisierungsprozess von einer Nachhaltigkeitslogik im Bankensektor vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus wird anhand von Identitätsaussagen das Selbstverständnis der Treiber/innen im Spannungsfeld zwischen konfligierenden Logiken des Feldes (Gegenwartsperspektive) und den Kohärenz- sowie Konsistenzbedürfnissen biografischen Erzählens (Vergangenheitsperspektive) herausgearbeitet.
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Das diesem Beitrag zugrundeliegende Forschungsprojekt ‚Doppelte Dividende? Beitrag des nachhaltigen Investierens zur Stabilisierung des Finanzmarkts‘ wurde von April 2015 bis September 2018 im Rahmen der Förderinitiative ‚Finanzsystem und Gesellschaft‘ mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01UF1504 gefördert und unter Leitung von Prof. Dr. Stefanie Hiß an der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin. Mein besonderer Dank gilt allen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern, ohne die diese Studie nicht möglich gewesen wäre.
Dieser Beitrag setzt sich aus zwei Untersuchungen zusammen, wobei die zweite das Dissertationsprojekt der Autorin darstellt. Insofern werden die Projekt-Ergebnisse der ersten Analyse in der Wir-Form und die der Dissertation in der Ich-Form dargestellt.
Die gleiche Perspektive wird in der Analyse eines Fallbeispiels in der Dissertation der Autorin für die Wechselwirkungen zwischen Feld, Organisation und Individuum herangezogen.
Ein ähnlicher Gedanke findet sich bei Diaz-Bone (2015, S. 148) über die ökologische Konvention. Auch er stellt fest, dass diese Konvention über keine eigene Organisationsform verfügt.
Im Zusammenhang mit Milieustudien zum Naturbewusstsein der Bundesregierung, die in Zusammenarbeit mit dem Sinus Institut durchgeführt wurden, wird zum Beispiel empirisch untersucht und aufgezeigt, welche Haltungen in den verschiedenen Milieus existieren und wie man eine bewusstere Haltung zum Naturschutz in der Bevölkerung fördern kann. Auch wenn Umweltbewusstsein und positive Einstellungen zur Natur eine gesellschaftliche Norm darstellen, empfehlen die Autor/innen, in der Naturschutzkommunikation die Unterschiede der gesellschaftlichen Gruppen zu beachten. Das heißt einerseits, gut situierte Milieus trotz ihres sehr hohen Naturbewusstseins mehr für ihren ressourcenintensiven Lebensstil zu sensibilisieren und daran angelehnt, sie mehr in die Verantwortung zu nehmen sowie andererseits sozial benachteiligten Milieus mehr Kontakt zur Natur und dadurch eine wertschätzende Beziehung zu ebendieser zu ermöglichen (BMUB und BfN 2016, S. 15).
Nach Emirbayer und Mische ist Agency “the temporally constructed engagement by actors of different structural environments […] which both reproduces and transforms those structures in interactive response to the problems posed by changing historical situations (Emirbayer und Mische 1998, S. 9). Vereinfacht ausgedrückt, meint es die Handlungsfähigkeit von Akteur/innen gegenüber Strukturen (Mick 2012, S. 627).
Die Zukunft der IE-Forschung und damit das Ziel, institutionellen Wandel zu erklären, liege mittlerweile, als Reaktion auf die Kritik an Forschung zu „heroischen Einzelkämpfer/innen“, in einem prozessorientierten Ansatz (Hardy und Maguire 2017, S. 276).
An dieser Stelle verweise ich erneut auf die Dissertation, die sich der fallrekonstruktiven Forschungslogik und die Methodologie von Schütze und Rosenthal in einem eigenen Kapitel ausführlich widmet (Griese 2020).
Biografische Ereignisse, die nicht die Strukturhypothese bestätigen oder falsifizieren, können im Rahmen einer organisationssoziologischen Fragestellung höchst relevant sein, während sie für die Biografieforschung vernachlässigbar wären (Miethe 2014, S. 174).
Für die ausführliche Auseinandersetzung mit dem eigenen methodischen Vorgehen der theoriegeleiteten biografischen Fallrekonstruktion (Miethe 2014) verweise ich auf das Kapitel zum methodischen Vorgehen in meiner Dissertation (Griese 2020).
„Also, das ist ja in Deutschland auch so eine schöne Einstufung, wirklich, mit diesen Ökofundis und den Pragmatikern. Hier gibt es das eigentlich in dieser Form gar nicht. Aber ich würde mal sagen, eben so diese Ökofundi-Welle war durchaus auch, klar, auch irgendwo bei den Ökologen vertreten. Ich habe mich aber dann auch stärker als Pragmatikerin gesehen, dass ich durchaus gesehen habe, es braucht beides, und auch versucht habe, hier die Verknüpfung zu suchen“ (Interview F14).
Zur Wiederholung sei hier nochmals erinnert, dass die Fallgeschichte das Ergebnis der Kontrastierung der Selbstdeutungen und Erzählweise der Interviewten mit der Rekonstruktion der Chronologie der erlebten Geschichte, den objektiven biografischen Daten, ist (Rosenthal 1995, S. 220).