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24.09.2018 | Trinkwasser | Interview | Online-Artikel

"Globale Trinkwasserreserven vor Privatisierung schützen"

verfasst von: Nico Andritschke

3 Min. Lesedauer

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Die Stadt Burnaby (Kanada) wurde 2011 erstmals "Blue Community". Städte wie Paris, Berlin und München folgten. Norbert Schüren legt dar, warum es für Marburg ein wichtiges Anliegen ist dazuzugehören.  


Springer Professional: Wofür steht die "Blue Comunity" Initiative und was ist der Hintergrund?

Norbert Schüren: Das "Blue Community"-Projekt ist eine gemeinsame Initiative der kanadischen Umweltorganisation "Council of Canadians" sowie der kanadischen Gewerkschaftsvereinigung "Canadian Union of Public Employees". Maßgebliche Initiatorin war 2011 die Kanadierin Dr. Maude Barlow, die sich weltweit dafür engagiert, die globalen Trinkwasserreserven vor der Privatisierung und den Begehrlichkeiten multinationaler Konzerne zu schützen. Dr. Maude Barlow, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, ist unter anderem Mitbegründerin der Umweltschutzbewegung Blue Planet Project und war daran beteiligt, dass die Vereinten Nationen 2010 das Menschenrecht auf Wasser verankerten.

Eine "Blue Community", so auch die Universitätsstadt Marburg, folgt den zentralen vier Grundsätzen dieser Initiative: Anerkennung des Wassers als Menschenrecht, Wasserdienstleistungen bleiben in öffentlicher Hand, es soll überwiegend Leitungswasser anstelle von Plastik-Flaschenwasser getrunken werden und sie pflegt auf internationaler Ebene entsprechende Partnerschaften.

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„Irish Water“ und gesellschaftlicher Widerstand in Irland – Einstellungswandel zum Wasser im Zuge der Krise?

Die irische Gesellschaft sah sich als Folge der Eurokrise mit diversen tiefgreifenden Reformmaßnahmen konfrontiert. Anders als in anderen europäischen Ländern, die von der Krise stark betroffen waren, riefen die Austeritätsmaßnahmen in Irland kaum Protestwellen in der Bevölkerung hervor. 

Warum ist es für die Universitätsstadt Marburg ein wichtiges Anliegen sich dieser Initiative anzuschließen und wie kam es dazu?

In der Universitätsstadt Marburg ist es gute Tradition, beim Thema Trinkwasser eine Vorreiterrolle einzunehmen. 2018 blicken die Stadtwerke Marburg auf 125 Jahre moderne Trinkwasserversorgung zurück und mit unseren Hygienestandards waren wir damals führend in Deutschland. Heute stehen wir sowohl global als auch lokal vor neuen Herausforderungen, einerseits den Wasserschatz der Menschheit vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen, anderseits dafür zu sorgen, dass die Trinkwasserversorgung in kommunalen Händen bleibt. Wasser ist keine Handelsware, die Trinkwasserversorgung gehört in kommunale Hände und das Menschenrecht auf eine saubere Trinkwasserversorgung ist für uns unverzichtbar. 2016 besuchte uns Dr. Maude Barlow auf Einladung der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW), der Stadtwerke und der Universitätsstadt Marburg und wir haben mit vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern das Thema der wachsenden Umweltverschmutzung, der weltweit immer knapper werdenden Trinkwasserreserven, der Privatisierungsbestrebungen in vielen Ländern und des Menschenrechts auf Wasser diskutiert. Natürlich wollten wir dann auch Blue Community werden.

Welche Maßnahmen möchten die Stadt und die Stadtwerke umsetzen, um die Grundsätze der Initiative zu erfüllen und wie profitieren Sie dabei von den Erfahrungen weiterer Blue Community-Kommunen?

Wir sind der festen Überzeugung, dass wir den Schulterschluss vieler nationaler wie internationaler Partner und Initiativen brauchen, um die kommunalen Stadtwerke und Wasserversorger vor den Begehrlichkeiten der liberalisierten Märkte zu schützen. 
Wie so oft gehört zur Lösung globaler Herausforderungen auch das konsequent nachhaltige Handeln auf lokaler Ebene. Als Blue Community Marburg möchten wir zum Beispiel unsere Bürgerinnen und Bürger überzeugen, mehr Leitungswasser zu trinken. Es ist einfach nicht mehr zu verstehen, warum abgepacktes Wasser in Plastikflaschen gekauft wird. Unser Leitungswasser kostet nur 0,2 Cent pro Liter und ist ein Qualitätsprodukt.   

Ist ihre Stadt vorrangig auf die Wasser-Problematik orientiert oder gibt es weitere Aktivitäten Marburg umweltfreundlich zu gestalten?

Die Verantwortung für den Klima- und Umweltschutz ist für die Marburger Stadtwerke längst eine Querschnittsaufgabe, die nahezu alle Bereiche unseres Tuns und Handelns durchdringt. Schon seit Jahren investieren wir in den Ausbau der erneuerbaren Energien, den Umbau der Busflotte auf Erdgasantrieb und in ressourcenschonende Entsorgungskonzepte. Global denken, lokal handeln – das ist eine zentrale Maxime der kommunalen Stadtwerke Marburg.

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