Zusammenfassung
In diesem Kapitel richten wir den Blick zunächst zurück in die Vergangenheit. Menschliche Erinnerung ist immer subjektiv, denn Informationen werden im Gehirn zusammen mit Gefühlen abgelegt, und nie in der Lage, die Vergangenheit korrekt abzubilden. Dabei gilt es, zwischen Erinnerungsverfälschung (der unabsichtlichen Veränderung bestehender eigener Gedächtnisinhalte) und falscher Erinnerung (an ein nicht real erlebtes Ereignis) zu unterscheiden. Beide Phänomene gehen nicht mit bewusstem Lügen einher und lassen sich durch eine Reihe kognitiver Phänomene erklären, z. B. den Rückschaufehler. Erinnerungen sind nicht ausreichend extrem: Durch den Fading-Affect-Bias etwa werden negative Erinnerungen mit der Zeit schwächer, was am Beispiel „Ostalgie“ erläutert wird. Sie sind nicht gleichförmig, sondern hängen vom zeitlichen Verlauf ab (Primacy-Recency-Effekt), emotionalen Einflüssen (Positivitätseffekt) und der Stärke der Empfindungen (Peak-end Rule, Vernachlässigung der Dauer, Bizarreness-Effekt). Bestimmte Verzerrungen (Verzögerungseffekt, Abstandswirkung, Generation und Processing-Difficulty-Effekt) können für besseres Merken und Behalten genutzt werden.