1984 | OriginalPaper | Buchkapitel
Über die Grenzen der Einsicht im Computerwesen
Hauptvortrag
verfasst von : Heinz Zemanek
Erschienen in: Architektur und Betrieb von Rechensystemen
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
Enthalten in: Professional Book Archive
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Grenzen sind heute nur noch bedingt scharfe Linien; immer mehr sind sie Übergänge mit Grauzonen oder mit allmählicher Transformation. Mitunter muß man Grenzen als Gebiete verstehen, in denen man einen Aspekt nur im Tausch gegen einen anderen verbessern kann. Das kommt von der Verfeinerung unserer Beobachtung und Einsicht, von der Klein-heit unserer Vorrichtungen in Raum und Zeit. Von den harten Grenzen hatte man sich noch jene abschließende perfekte Erkenntnis und Ordnung versprochen, welche der Physik und der Technik eine gewisse Überheb-lichkeit suggerierten. Die weichen Grenzen geben uns das Bewußtsein von Unzulänglichkeit und Unterinformiertheit zurück, welches im vortechnischen Zeitalter für normal angesehen wurde und nun, am Ende des 20. Jahrhunderts, zu Bescheidenheit und Besinnung mahnt. Das hat nichts mit Kulturpessimismus zu tun oder mit einer Verteufelung der Technik, welche vorwiegend von Leuten betrieben wird, die wenig Einsicht haben und unreflektierten Gebrauch von der Technik machen. Noch vor zwanzig Jahren war es ein wirksamer Scherz, den technischen Direktor einer großen Glühlampenfirma nach den Plänen für eine allge-meine Alpenbeleuchtung zu fragen — heute klänge es nach den üblichen Übertreibungen eines grünen Parteiblatts. Die Alpen lassen sich so wenig ausleuchten wie ein technisch-wissenschaftliches Gelände. Selbst die Informatik, ein Fachgebiet auf solidester logischer Basis, hat ihre Dunkelbezirke, und es ist eine ebenso legale wie nützliche Aufgabe, sich mit den Grenzen der Einsicht in ihren Bereichen aus-einanderzusetzen.