2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Überblick
verfasst von : Klaus Türk, Thomas Lemke, Michael Bruch
Erschienen in: Organisation in der modernen Gesellschaft
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In Alltagsdiskursen ebenso wie in der wissenschaftlichen Literatur dominiert ein Bild des Mittelalters, das zwischen zwei Extremen schwankt. Auf der einen Seite findet sich die romantisierende und idealisierende Vorstellung einer Epoche, in der die Welt noch „in Ordnung“ gewesen sei. Dieser Interpretationslinie zufolge zeichnete sich das Mittelalter durch die Verbindlichkeit moralischer und politischer Normen aus. Die Religion sei — anders als in dem heute vorherrschenden Wertepluralismus — die bestimmende Kraft der Weltdeutung und Sinngebung gewesen. Demnach begriffen sich die Menschen ebenso als Teil der Natur wie sie die weltlichen Autoritäten als natürlich und gottgewollt akzeptierten. Auf der anderen Seite steht das Bild des Mittelalters als eines chaotischen, fried- und gesetzlosen Zeitalters, dessen „Unordnung“ wir glücklicherweise hinter uns gelassen haben. Moderne Aufklärung und rationale Wissenschaft, aber auch die Konzentration physischen Zwangs in Form des neuzeitlichen Staates hätten dafür gesorgt, dass die Willkür und Irrationalität traditionaler Weltbilder sowie die Fragmentierung von Herrschaftsformen der Vergangenheit angehören.