2020 | OriginalPaper | Buchkapitel
Umdenken in Ästhetik und Kunstwissenschaften
Die Kooperation zwischen Filmwissenschaft und Psychologie macht ein Umdenken auf vielen Ebenen notwendig. So muss die Filmwissenschaft in methodischer Hinsicht einen Übergang von einer naiven Hermeneutik zu modellgestützten Verfahren vollziehen, wie sie in der kognitiven Psychologie längst praktiziert werden. Um psychologische Hypothesen zu Filmwirkungen formulieren zu können, werden Annahmen zu elementaren ästhetischen Funktionen benötigt, etwa zur Originalität filmischer Reizangebote, zu deren optimierter Informationsverarbeitung beim Zuschauer oder zur Regulation von psychischem Verhalten durch die artifiziellen Möglichen Welten des Kinos. Das Kapitel entwirft ein Wirkungsgefüge solcher Funktionsweisen. Anknüpfungspunkte für filmpsychologische Untersuchungen werden in David Bordwells Ansatz einer Cognitive Film Theory und Peter Ohlers Entwurf einer Kognitiven Filmpsychologie aus den 1980er und 1990er Jahren gesucht.