Erschienen in:
Open Access
11.04.2017 | Originalarbeit
Umgang mit Störfällen in der Steiermärkischen Wasserversorgung – Ist-Stand Erhebung und Leitfadenerstellung
verfasst von:
DI Sandra Nicolics, DI Ernest Mayr, DI Alexander Salamon, Priv.-Doz. DI Dr. Reinhard Perfler
Erschienen in:
Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft
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Ausgabe 5-6/2017
Zusammenfassung
„Wie gut sind die steirischen Wasserversorger eigentlich auf gröbere Störungen, Not- oder Krisenfällen vorbereitet? Was wird benötigt, um eine durchgehend hohe Versorgungssicherheit zu gewährleisten?“
Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Referat für Siedlungswasserwirtschaft des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung gemeinsam mit dem Institut für Siedlungswasserbau der Universität für Bodenkultur Wien. Hintergrund dieser Initiative ist der Wasserversorgungsplan der Steiermark 2015, der unter anderem das Ziel hat, Versorgungsunterbrechungen sukzessive zu minimieren und Störfällen gezielter und systematischer als bisher vorzubeugen. Das zugehörige Projekt lief Ende 2015 bis Anfang 2017 und umfasste eine Befragung aller steirischen Wasserversorger sowie die Erstellung eines Leitfadens zur Umsetzung von Störfallvorsorgeplanung. In der mehrteiligen Befragung wurden der generelle Umsetzungsstand sowie der Unterstützungsbedarf und Ansatzpunkte zur Störfallvorsorgeplanung und zum Umgang mit Störfällen erhoben. Insgesamt wurden 22 Wasserverbände und 287 Gemeinden in einem ersten Teil und 573 Wassergenossenschaften sowie 420 Wassergemeinschaften in der Steiermark in einem zweiten Teil in der Steiermark befragt. Darauf aufbauend wurde ein Leitfaden verfasst, der die Wasserversorger dabei unterstützen soll, Störfälle in ihrem Betrieb zu verhindern, aber auch gut auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.
Bei der Befragung zeigte sich für die steirischen Wasserversorger folgendes Bild: Etwa 9 % der Gemeinden haben Stör-, Not- und Krisenmanagement bereits vorbildlich umgesetzt. Weitere ca. 11 % erfüllen durchaus ausreichend alle definierten Mindestanforderungen. Somit sind ca. 20% der steirischen Gemeinden in der Wasserversorgung auf einen möglichen Störfall sehr gut vorbereitet. Allerdings erfüllen 63 % der Gemeinden grundlegende Bestandteile für eine umfassende Umsetzung von Stör-, Not- und Krisenmanagement nicht.
Bei den Wasserverbänden ist das Ergebnis mit ca. 41% insgesamt deutlich besser. So haben ca. 18 % Stör-, Not- und Krisenmanagement bereits vorbildlich und weitere ca. 23 % bereits ausreichend umgesetzt. Fast 28 % der Verbände erfüllen eine ausreichende Umsetzung bisher nicht. Bei den Verbänden zeigen sich also zwei Gruppen: diejenigen, die bereits eine sehr weitreichende Umsetzung vollzogen haben und solche, denen grundlegende Bestandteile fehlen.
Dagegen dürften sich die kleineren Einheiten wie Wassergenossenschaften und Wassergemeinschaften mit diesem Thema noch nicht wirklich beschäftigt haben. Nur etwa 2 % der Wassergenossenschaften haben Stör-, Not- und Krisenmanagement bereits vorbildlich und 4 % ausreichend umgesetzt. Das sind gerade 6% der steirischen Wassergenossenschaften. Aber ganze 85 % erfüllen grundlegende Bestandteile für eine umfassende Umsetzung von Stör-, Not- und Krisenmanagement nicht. Bei den Wassergemeinschaften ist dieser Anteil mit 95% noch größer.
Auf den Befragungsergebnissen aufbauend wurde ein Leitfaden entwickelt, der eine zielgerichtete und praxisorientierte Umsetzungshilfe für alle Wasserversorgungstypen und -größen in der Steiermark sein soll und die Wasserversorger entlang folgender Arbeitsbereiche an eine systematischen Umsetzung von Störfallvorsorgeplanung heranführt:
– Teambildung und Grundlagenaufbereitung aus dem Normalbetrieb,
– Störfallminimierung (Identifizierung, Elimination und Minimierung von Gefährdungen) durchführen,
– Störfallszenarien festlegen,
– Störfallabwicklung planen und Arbeitsanweisungen formulieren,
– Training der Störfallabwicklung,
– kontinuierliche Verbesserung sowie Dokumentation
– Abwicklung der Arbeitsanweisungen im Störfall (Notfall, Krise)
– Definition der Schnittstellen und Übergang zum Katastrophenmanagement planen.
Der Leitfaden enthält neben kurzen thematischen Einführungen, Beispiele aus der Praxis und Arbeitsbehelfe sowie Literaturverweise.