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07.04.2014 | Umwelt | Interview | Online-Artikel

"Mehr Lebensqualität durch urbanes Grün"

verfasst von: Günter Knackfuß

4 Min. Lesedauer

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Ein breites, branchenübergreifendes Bündnis trägt die Charta "Zukunft Stadt und Grün". Im Interview erklärt der Vorsitzende der Stiftung "Die Grüne Stadt" Peter Menke, was sich dahinter verbirgt.

"Mehr Lebensqualität durch urbanes Grün" – dafür setzt sich ein breites, branchenübergreifendes Bündnis aus Verbänden, Stiftungen und Unternehmen in einer gemeinsamen Charta ein. Die Initiative dazu kam vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. gemeinsam mit der Stiftung Die Grüne Stadt. Die Stiftung versteht sich als Plattform für die Bündelung von Wissen und den Erfahrungsaustausch.

Springer für Professionals: Angeblich ist der Erfolg der Stadt wesentlich bestimmt von der Qualität ihrer Zwischenräume. Welche davon sind die wichtigsten?

Peter Menke: Die Frage kann man nur bedingt pauschal beantworten. Allgemein sind mit Zwischenräumen all die nicht bebauten und vollversiegelten Flächen gemeint, die für eine andere Nutzung zur Verfügung stehen. Dazu gehören zum Beispiel die Grünstreifen an Straßen, Parks, Wasserflächen und Uferräume, Spielplätze, Friedhöfe, Plätze bzw. Fußgängerzonen, Dächer und Fassaden und auch private Gärten. Welche dieser Flächen nun wichtiger sind als andere, kann jeweils nur lokal beantwortet werden, aber klar ist: All diese Flächen können "bespielt" werden und je nachdem, wie das geschieht, ergibt sich eine sehr unterschiedliche Anmutung und Atmosphäre in einer Stadt. Erfolgreich in einem qualitativen Sinne ist die Stadt, die ein umfassendes Freiraumkonzept umsetzt, das sich ohne Erklärung vermittelt, in dem Grünflächen eine zentrale Rolle haben.

"Grün in der Stadt“ beeinflusst verschiedene Faktoren. Wie muss man diese einordnen?

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Das lebendige Grün in der Stadt, von der Dach- und Fassadenbegrünung bis zum Grün in Parks und Gärten ist nach unserer Erfahrung das wichtigste Bindeglied zwischen allen Funktionen der Stadt. Dabei wirkt Grün positiv auf ökonomische wie auf ökologische und soziale Erfolgsfaktoren von Städten: Grün wertet Standorte und Immobilien auf und verbessert das Image einer Stadt, es ist anerkannter Maßen das stärkste Instrument in der Stadtklimatologie, zudem Schadstoff- und Lärmfilter, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsraum für Menschen, sozialer Treffpunkt und als Naturerfahrungsraum insbesondere für Kinder unersetzlich. Leider wird jedoch immer noch oft das Grün nur negativ von der Kosten-, nicht dagegen positiv von der Nutzenseite betrachtet.

Dies ist der Ansatz für ihre neue Charta "Zukunft Stadt und Grün". Was soll damit bewirkt werden?

Wir sind davon überzeugt, dass Urbanes Grün einen wesentlich größeren, bedeutenderen Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung leisten kann als bisher. Es gilt, die Planung, Ausführung und die Pflege von urbanen Grünflächen als Grundanliegen der Daseinsvorsorge anzuerkennen. Auch wenn es vielen Menschen nicht bewusst ist, so hat doch jeder den Wunsch nach einer grünen Wohnumgebung. Wir wollen bei Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, aber auch bei Entscheidern in Unternehmen und Organisationen und nicht zuletzt bei Bürgern ein neues Bewusstsein für den Wert von Grün wecken, ihnen Argumente für mehr und besseres Grün in den Städten an die Hand geben und sie zu gemeinsamem Engagement motivieren.

Welche Handlungsfelder stehen im Mittelpunkt der Charta?

Das Grün in der Stadt hat viele Funktionen, die miteinander zusammen hängen und sich gegenseitig bedingen. Die wichtigsten dieser Funktionen haben wir in acht so genannten Wirkungs- und Handlungsfeldern zusammengestellt:

  • Abmilderung der Folgen des Klimawandels
  • Gesundheitsförderung
  • Sicherung sozialer Funktionen
  • Steigerung der Standortqualität
  • Schutz des Bodens des Wassers und der Luft
  • Erhalt des Artenreichtums
  • Förderung von bau- und vegetationstechnischer Forschung
  • Schaffung gesetzlicher u. fiskalischer Anreize

In der Charta haben wir jedes dieser Wirkungsfelder mit Beispielen unterlegt und zu jedem konkrete Forderungen aufgestellt.

Gibt es dafür schon "Best practice-Beispiele" in Deutschland?

Oh ja, die gibt es! Viele Städte und Kommunen haben gute Beispiele vorgelegt, die beweisen, dass die Grüne Stadt alles andere als eine Illusion ist. Auf der Website der Stiftung finden sich in der Rubrik "grün & gut" viele solche guten Beispiele zusammengestellt, von der Förderung der Dachbegrünung durch Kommunen bis zu Engagement von Firmen, die ihre Gärten öffnen, von Forschungsprojekten bis zu Urban Gardening-Aktionen von Bürgern, die die Baumscheiben in ihrer Wohnstraße bepflanzen und versorgen.

Welche aktuellen Schritte sind ihrerseits jetzt vorgesehen?

Ein wesentlicher Aspekt bei der Unterzeichnung der Charta war, dass alle Unterzeichner sich zu eigenen Beiträgen zur Förderung grüner Städte verpflichten. Das beginnt mit dem Wissens- und Erfahrungsaustausch, umfasst aber auch weiter gehende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – das ist der Kern unserer Arbeit als Stiftung. Wir werden auch in diesem Jahr eine Broschüre zu einem Spezialthema produzieren – voraussichtlich wird es um die Lebenszyklusrechnung von Grünflächen gehen, mit der wir die Nachhaltigkeit grüner Investitionen aufzeigen wollen – und natürlich Workshops, Seminare und Symposien zu Themen der Grünen Stadt durchführen. Auf unserer Websitefinden Sie jeweils aktuelle Hinweise auf Veranstaltungen, die in Deutschland stattfinden.

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