Toyota treibt mit dem Setsuna die Kaskadennutzung auf die Spitze. Die ganze Karosse des Fahrzeugs besteht aus Holz. Das Fahrzeug soll vor einer energetischen oder anderen stofflichen Verwertung von Generation zu Generation weitervererbt werden.
Toyota
Holz einfach nur verbrennen mag umweltfreundlich sein. Nachhaltig und effizient ist es keineswegs. Denn bevor es verbrannt wird, kann es auf andere Art vielfältig eingesetzt werden. "Durch Koppel- und Kaskadennutzung kann die Produktivität von Biomasse deutlich erhöht und Biomasse fast vollständig verwertet werden", beschreiben dies die Springer Gabler-Autoren Andreas Pyka und Tobias Buchmann in ihrem Buchkapitel Die Transformation zur wissensbasierten Bioökonomie auf Seite 355.
Die Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 geht davon aus, dass Klimaneutralität ohne nachwachsende Rohstoffe nicht zu erreichen ist. Den Löwenanteil an Biomasse stellt Holz. Denn davon wird sowohl in der stofflichen als auch energetischen Nutzung das Dreieinhalbfache verbraucht - verglichen mit anderen nachwachsenden Rohstoffen, etwa Getreide.
Langlebiges Material
Innerhalb der Strategie nun wird schon seit 2010 nach Möglichkeiten geforscht, wie Holz langlebig eingesetzt werden kann. Bevor es einer energetischen Verwendung zugeführt wird, soll es also gute Dienste tun, etwa als Bau-, Konstruktions- oder Möbelholz. Ideal wäre in erster Stufe eine vollkommen stoffliche Nutzung. In der Praxis lässt sich das allerdings schwer umsetzen, da in der Waldbewirtschaftung Resthölzer anfallen, die nur einer energetischen Nutzung zugeführt werden können. Bisher steht die Rechtspraxis in Deutschland dem entgegen. Insbesondere durch das Erneuerbare Energien Gesetz wird die energetische Verwertung von Holz seit 2000 gefördert. Das führt zu einem Wettbewerb zur den stofflichen Nutzungsmöglichkeiten.
Doch für den Großteil des anfallenden Holzes ist eine erste stoffliche Verwertung denkbar und sinnvoll. Dabei gehen die Anwendungen über das Augenscheinliche wie Möbel oder Bauholz hinaus. Den Nachhaltigkeitsgedanken auf die Spitze treibt derzeit Toyota. Der japanische Autobauer entwickelt mit dem Setsuna ein Auto, dessen Karosse komplett aus Holz besteht. Hintergrund ist die hohe Werthaltigkeit und Langlebigkeit. Das Auto soll nach der Idee des Herstellers von Genration zu Generation weitervererbt werden. Erst, wenn es nicht mehr funktionsfähig ist, soll es vermutlich energetisch verwertet werden.
Bei Holz leicht umzusetzen
"Die mehrmalige stoffliche Nutzung von Rohstoffen vor einer finalen energetischen Verwertung (Kaskadennutzung) leistet einen Beitrag für ein ressourceneffizientes Wirtschaften. Holz gilt als eine Ressource, bei der eine Kaskadennutzung relativ leicht umsetzbar ist. Die stoffliche (Vorab-)Nutzung von Holz besitzt gegenüber der rein energetischen Nutzung deutliche Vorteile in der Wertschöpfung. Sie leistet auch einen höheren Beitrag zum Klimaschutz, denn Holz, das in langlebigen Produkten verarbeitet ist, speichert längerfristig Kohlenstoff", beschreiben die WASSER UND ABFALL-Autoren Grit Ludwig, Erik Gawel und Nadine Pannicke in ihrem Zeitschriftenbeitrag Altholz in der Kaskadennutzung — eine Bestandsaufnahme für Deutschland die Vorteile zusammenfassend auf Seite 54.