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03.03.2014 | Umwelt | Interview | Online-Artikel

Wenn Städte intelligenter werden

verfasst von: Matthias Schwincke

3:30 Min. Lesedauer

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Städte sollen "smarter" werden. Was heißt das? Über Hauptelemente und Auswirkungen der Smart-City-Idee sprach Springer für Professionals mit Michael Prytula, Forschungsprofessur Ressourcenoptimiertes und klimaangepasstes Bauen der FH Potsdam.

Springer für Professionals: Was verbirgt sich hinter dem Schlagwort "Smart City"?

Michael Prytula: Der Begriff "Smart Cities" wird zunehmend als Sammelbezeichnung für eine zukünftige Stadtentwicklung verwendet, zumindest für technologisch hochentwickelte Stadtsysteme. Eine verbindliche Definition für Smart Cities, die eine Leitbildfunktion übernehmen könnte, existiert bislang noch nicht. Im Kern geht es jedoch um die intelligente Vernetzung städtischer Infrastrukturen mit dem Ziel, die Lebensqualität und Handlungsmöglichkeiten in urbanen Systemen zu verbessern und gleichzeitig die Energie- und Ressourceneffizienz zu steigern.

Welche Aspekte beinhaltet diese Vernetzung?

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In technischer Hinsicht bedeutet das beispielsweise die Verknüpfung von Gebäude- und Stadttechnik, der flächenhafte Ausbau moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und deren Verbindung mit Infrastruktur- und Mobilitätskonzepte. In planerischer Hinsicht geht es um angepasste und intelligente Lösungen für einzelne Stadträume und deren Bewohner. Die hochgradige digitale Vernetzung findet heute bereits statt und wird durch die Nutzung von Smart Phones, neuen Internetapplikationen, sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter usw. gleichsam bottom-up vorangetrieben.

Inwiefern sehen Sie bei dieser Vielschichtigkeit ein verbindendes Grundelement?

Das technologische Rückgrat von Smart Cities bildet der umfangreiche Einsatz neuartiger Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Bereits heute erfordern der Betrieb und die Steuerung der urbanen Infrastruktur ein hohes Maß an IKT. Die Stromerzeugung und Stabilisierung der Energienetze, die Steuerungsfunktion der Verkehrsleitzentralen oder der ganze Bereich der Warenlogistik sind ohne IKT nicht mehr denkbar. Die rasante technologische Entwicklung im IKT-Bereich durch die Steigerung von Umfang und Geschwindigkeit der Datenverwaltung, durch den Ausbau von Datennetzen und die Kostendegression technischer Komponenten eröffnen weitere neue Anwendungsfelder. Die große infrastrukturelle Transformation der Energiewende ist ja ohne den Einsatz von hochleistungsfähiger Informations- und Kommunikationstechnologie zum Management von Smart Grids kaum vorstellbar.

Welche Risiken birgt die Umsetzung des "Smart-City"-Konzepts?

Das Generieren, Zusammenführen und die intelligente Vernetzung von Datenströmen zielen darauf, den Betrieb von Infrastruktursystemen sicherer, komfortabler, kostengünstiger und ressourceneffizienter zu gestalten. Gleichzeitig steigt mit der zunehmenden Durchdringung der Infrastrukturen durch IKT deren Abhängigkeit von der Zuverlässigkeit dieser Systeme. So sind Aufgaben einer sicheren Datenübertragung, der Schutz vor Cyberkriminalität und –angriffe sowie des persönlichen Datenschutzes der Nutzer zu lösen.

Wie bewerten Sie diese Risikolage?

Man beginnt sich ja mittlerweile bereits an den gelegentlichen Ausfall von Informationsleitzentralen zu gewöhnen z.B. von Schienenstellwerken oder Verkehrsleitzentralen verbunden mit entsprechenden Einschränkungen im Verkehrsbetrieb. Problematischer wird es, wenn durch kaskadenförmige Ausfälle kritische Infrastrukturen wie z.B. die Energieversorgung, aber auch der Einsatz von Rettungsdiensten oder Krankenhäuser beeinträchtigt würden. Viele der technologischen Voraussetzungen der "Smart City" sind bereits vorhanden. Weniger eindeutig sind deren wirtschaftliche Einsatzfähigkeit, die soziale Akzeptanz und die tatsächlichen Auswirkungen auf die Ressourcenproduktivität und Lebensqualität. Darüberhinaus sind die planerisch-rechtlichen Voraussetzungen zur Umsetzung von "Smart-City"-Konzepten zu klären.

Welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Zusammenhang für deutsche Städte?

Kürzlich fand am Deutschen Institut für Urbanistik eine Vortragsveranstaltung zum Thema Smart Cities statt, wo wir diese Frage erörtert haben.

Zunächst ist anzuerkennen, dass die Städte und Kommunen in Deutschland wirtschaftlich und infrastrukturell sehr unterschiedlich aufgestellt sind. In Abhängigkeit von Lage, Größe, Dichte, wirtschaftlichen und demographischen Randbedingungen haben die Städte und Kommunen höchst unterschiedliche Aufgaben mit ungleichen finanziellen und personellen Ressourcen zu lösen. Das Leitbild einer "Smart City" müsste in der Umsetzung seine Smartness insbesondere in der Anpassungsfähigkeit an diese Randbedingungen beweisen. Zudem wäre ein entsprechendes Leitbild mit bestehenden, individuellen Leitbildern in Einklang zu bringen, z.B. wenn im Rahmen einer integrierten Stadtentwicklungsplanung bereits Klimaschutz-, Klimaanpassungs-, Energie- oder Freiraumplanungen entwickelt wurden.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Smart City: Energy Efficiency in a New Scope

A Systemic, Oriented Approach Improving Energy Efficiency on the City Level
Quelle:
Resilient Cities 2