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2024 | Buch

Umweltpsychologie

Mensch-Umwelt-Systeme verstehen

verfasst von: Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Klimakatastrophe, Umweltkrisen, Ressourcenknappheit – und das alles mit uns Menschen mittendrin, als zentrale Ursache, aber auch als Betroffene. Wie konnte es dazu kommen und wie kommen wir da wieder heraus? Um Mensch-Umwelt-Systeme zu verstehen, bietet die Umweltpsychologie wertvolle Ansätze. Was können wir als Einzelne, was können wir gemeinsam tun, um diese Herausforderungen zu bewältigen? Warum geht es (scheinbar) nicht weiter in Richtung Nachhaltigkeit? Wie sieht ein nachhaltiges Leben denn aus und was erwartet uns in der Zukunft möglicherweise? Ist eine Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit überhaupt zu schaffen und wenn ja, wie?

Dieses umfassende Lehrbuch zeigt, wie menschliches Handeln mit gesellschaftlichen Dynamiken und der Umwelt verknüpft ist und wie sich diese gegenseitig beeinflussen. Anhand von Alltagssituationen und aktuellen Themen veranschaulicht es umweltpsychologische Erkenntnisse und liefert gleichzeitig die natur- und umweltwissenschaftlichen Grundlagen, die für ein fundiertes Verständnis von Umweltverhalten unerlässlich sind. Zudem stellt es dar, unter welchen individuellen, sozialen und systemischen Bedingungen eine gesellschaftliche Transformation gelingen kann, die Wohlstand und Wohlbefinden im Einklang mit den planetaren Grenzen ermöglicht.

Das Buch bietet auch für Interessierte aus anderen Disziplinen und aus der Praxis eine verständliche Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen der Umweltpsychologie.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Mensch-Umwelt-Interaktionen
Zusammenfassung
In diesem einführenden Kapitel geht es um die Einbettung von Menschen in ihre natürliche Umwelt. Nach einem kurzen Blick auf die Herkunft der Umweltpsychologie nehmen wir eine Perspektive ein, die Menschen und ihre natürliche Umwelt als ein System ansieht. Es werden die grundlegenden Eigenschaften von Systemen vorgestellt und wichtige Begriffe wie Kipppunkte und Nachhaltigkeit erläutert. Danach wenden wir uns dem aktuellen Zustand des Erdsystems zu und besprechen vertiefend die Klimaerwärmung, ihre Ursachen und Auswirkungen. Abschließend stellen wir die daraus entstehenden Herausforderungen für die Umweltpsychologie und den Aufbau der Kapitel dieses Buches dar.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
2. Umwelthandeln als Handeln in komplexen Systemen
Zusammenfassung
Sowohl Ökosysteme als auch menschliche Gesellschaften sind komplex. Was die Komplexität ausmacht und was ihre Ursachen sind, zu welchen Konsequenzen sie im Systemverhalten führt, vor welchen Herausforderungen menschliches Handeln in komplexen Systemen steht und wie es erfolgreich sein kann, ist Thema dieses Kapitels. Anhand einer sehr bekannt gewordenen Simulation wird das Erdsystem als komplexes System eingeführt (► Abschn. 2.1). Danach werden die Merkmale eines komplexen Systems benannt (► Abschn. 2.2) und es wird Komplexität in Gruppen und Gesellschaften behandelt (► Abschn. 2.3). Was Komplexität mit Systemen machen kann, zeigt der Abschnitt über Nichtlinearität und extreme Ereignisse (► Abschn. 2.4). Während Handeln in komplexen Systemen schwierig sein kann (► Abschn. 2.5), gibt es zahlreiche Hilfestellungen für einen erfolgreichen Umgang mit solchen Systemen (► Abschn. 2.6).
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
3. Wahrnehmung von Umwelt
Zusammenfassung
Handeln fängt mit der Wahrnehmung an – das gilt genauso auch für Umwelthandeln. Dieses Kapitel führt daher darin ein, wie Personen ihre Umwelt wahrnehmen. Es geht hier jedoch nicht nur um die Umwelt, die unmittelbar um uns herum wahrzunehmen ist (wie die natürliche oder die städtische Umwelt), sondern auch um das, was wir an Umweltveränderungen möglicherweise in der Zukunft zu erwarten haben. Daher behandeln wir in diesem Kapitel insbesondere auch die Wahrnehmung von Risiken, d. h. unsicheren Zukünften. Wir werden sehen, dass im Risikobereich unser individuelles Alltagsverständnis von einem naturwissenschaftlichen Verständnis abweicht, was vielfach zu Verwirrung in der Kommunikation führt. Besonderes Augenmerk schenken wir hier dem Verständnis und der Wahrnehmung des Klimawandels. Dazu zählt auch der Glaube, dass es den Klimawandel gar nicht gäbe oder dass er nicht menschengemacht sei, sowie der wissenschaftliche Umgang damit. Das Kapitel schließt mit einer Diskussion des gesellschaftlichen Umgangs mit Risiken ab.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
4. Umweltverhalten und seine Veränderung
Zusammenfassung
Warum bekennen sich so viele Menschen zu Umwelt- und Klimaschutz, ihr konkretes Verhalten jedoch bleibt oft weit dahinter zurück? Wie lässt sich dieses Phänomen erklären und wie lässt sich umwelt- und klimafreundliches Handeln fördern? In diesem Kapitel werden zunächst die Faktoren besprochen, die unser Handeln bestimmen, und damit eine Antwort auf die erste Frage gegeben. Die zweite Frage bestimmt den Rest des Kapitels: Psychologische Ansatzpunkte für Verhaltensänderungen, aber auch ein wichtiges Hindernis, der Rebound, werden vorgestellt. Danach fragen wir uns, wie sich umweltfreundliche Innovationen im Verhalten in der Gesellschaft ausbreiten und mit welchen Methoden Umweltverhalten positiv beeinflusst werden kann.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
5. Dilemmata des Umweltverhaltens
Zusammenfassung
Im Rahmen dieses Kapitels beschäftigen wir uns mit einer Struktur in der Verhaltensumwelt, die uns bei nahezu allen Umweltproblemen begegnet. Die im Verlauf des Kapitels zu besprechenden ökologisch-sozialen Dilemmata bestehen aus zwei ineinander verschränkten Aspekten – zwei Dilemmata. Das eine ist das soziale Dilemma, bei dem es um die Verteilung eines Gutes zwischen Personen in einer Gruppe geht. Das zweite Dilemma entsteht aus der Frage nach der Verteilung des Gutes über die Zeit: Jetzt konsumieren oder für später aufheben? Die Struktur der Dilemmata erschwert die Lösung von Umweltproblemen. Daher werden in diesem Kapitel nicht nur die Struktur selbst, sondern auch ihre Auswirkungen auf das Verhalten von Personen sowie die Verhaltensbeeinflussung durch individuelle wie strukturelle Interventionsmaßnahmen besprochen.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
6. Anwendungsfelder
Zusammenfassung
Umweltpsychologie ist eine anwendungsbezogene Disziplin, die es nicht dabei belässt, grundsätzliche Prinzipien der Mensch-Umwelt-Interaktion zu beschreiben, sondern mit diesem Wissen auch konkrete Probleme lösen möchte. Die Probleme, mit denen sich die Umweltpsychologie intensiv befasst, sind die menschengemachte Klima- und Umweltkrise und ihre Auswirkungen. Die Lösungsansätze lassen sich nach verschiedenen Handlungsfeldern ordnen, an denen beispielsweise Interventionen zur Verhaltensänderung ansetzen. In diesem Kapitel wird die Anwendung von umweltpsychologischer Forschung in verschiedenen Bereichen vorgestellt: Energiekonsum durch Strom und Wärme, Mobilität, Ernährung, Konsum und Wasser sowie die restorative, also erholsame Wirkung von Umwelt.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
7. Gesellschaftliche Transformation zur Postwachstumsgesellschaft
Zusammenfassung
Eine Gesellschaft, deren Lebensgrundlage auf der dauerhaften Ausbeutung begrenzter Ressourcen basiert, kann nicht unendlich lange Bestand haben. Daher mehren sich in den letzten Jahrzehnten – nicht zuletzt ausgelöst durch die Berichte des Club of Rome und den Brundtland-Report – die Stimmen, die eine Transformation hin zu einer sozial-ökologischen Gesellschaft fordern. Eine solche Gesellschaft würde auf sozialer, technologischer und wirtschaftlicher Ebene nachhaltig agieren, also eine dauerhafte Verfügbarkeit von Ressourcen ermöglichen. In diesem Kapitel gehen wir auf grundlegende Ziele und Modelle gesellschaftlicher Transformation ein und zeigen auf, welche Rolle die (Umwelt-)Psychologie in einer solchen Transformation spielt.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
8. Methoden der Umweltpsychologie
Zusammenfassung
Als Teilgebiet der wissenschaftlichen Psychologie bedient sich die Umweltpsychologie einer Vielfalt von methodischen Zugängen. Dazu gehören klassische Ansätze wie Fragebogenforschung (Umfragen) oder psychologische Labor- und Feldexperimente. Darüber hinaus werden aber auch Methoden zur Analyse von persönlichen Netzwerken verwendet oder soziale Simulation, mit der sich dynamische Verhaltensweisen darstellen lassen. Mit der verstärkten Nutzung und Bandbreite von sozialen Medien lassen sich zudem auch Analysen großer Datenmengen nutzen (Big Data), um Aussagen über Verhalten in unterschiedlichen Kontexten zu treffen.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
9. Ausblick
Zusammenfassung
In diesem Buch wird eine Spur gelegt: Sie führt von den Funktionsweisen komplexer Systeme über die Treiber hinter menschlichem Umwelthandeln und Wirtschaften, deren Auswirkungen auf natürliche Ressourcen in verschiedensten Kontexten sowie den Auswirkungen dieser natürlichen Ressourcen auf menschliches Dasein bis hin zum Aufzeigen eines transformativen Weges zu nachhaltigen Lebensstilen und Wirtschaften im Einklang mit den Ressourcen, die uns auf diesem Planeten zur Verfügung stehen. Die bisher durchgängig steigenden Kurven der Extraktion und Umweltzerstörung sowie ein durch technologische Effizienzversprechen nur unwesentlich gebremstes Wachstum der Ausbeutung dieser planetaren Ressourcen lassen eine aufmerksame Person eher ratlos und frustriert zurück. Dagegen bieten die Konzepte von suffizienten Lebensstilen einen zuversichtlichen Ausblick auf Zufriedenheit in einer nachhaltig genutzten Welt. Zusammengenommen kann man diese Konzepte als die Grundzüge einer Psychologie für eine Postwachstumsgesellschaft bezeichnen: Es ist eine kritische und systemisch orientierte Psychologie, die sich eben nicht nur das Individuum anschaut, sondern dessen Bedürfnisse, Ziele, Wünsche, Einstellungen und Verhalten als dynamische Interaktion mit dem sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Umfeld begreift. Eine solche Perspektive hilft, Freiheitsgrade für zukünftiges menschliches Handeln zu bewahren oder zu schaffen. Und die brauchen wir dringend, um sicherzustellen, dass auch künftige Generationen in der Lage sein werden, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Andreas Ernst, Gerhard Reese, Laura Henn
Backmatter
Metadaten
Titel
Umweltpsychologie
verfasst von
Andreas Ernst
Gerhard Reese
Laura Henn
Copyright-Jahr
2024
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-69166-3
Print ISBN
978-3-662-69165-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-69166-3