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22.06.2020 | Umweltschutz | Schwerpunkt | Online-Artikel

Digitalisierung sollte dem Umweltschutz nützen

verfasst von: Christoph Berger

4 Min. Lesedauer

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Deutschland hat während der Corona-Zeit einen Digitalisierungsschub erlebt, wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagt – mit Risiken und Chancen für den Umweltschutz. Nun komme es darauf, die ersteren zu minieren und die letzteren zu nutzen.

Am 11. Juni 2020 stellte Bundesumweltministerin Svenja Schulze in Berlin die Ergebnisse einer von ihrem Ministerium beauftragten und vom Wuppertal-Institut in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Ernst und Young durchgeführten Datenrecherche vor. Nach der gingen der Personenverkehr durch die Corona-bedingten Einschränkungen und den damit zusammenhängenden Home-Office-Regelungen zurück, Videokonferenzen ersetzten Geschäftsreisen und die Deutschen kauften vermehrt online ein. Dies sind nach Ansicht der Ministerin Entwicklungen, die der Umwelt gut getan haben. Das Datenvolumen ist während der Corona-Zeit hingegen um rund zehn Prozent angestiegen und beherberge somit ein Umweltrisiko. Schulze sagte vor dem Hintergrund dieser Zahlen: "Deutschland hat während des Corona-Lockdowns einen echten Digitalisierungsschub erlebt. Für die Umwelt bietet das Chancen und Risiken. Jetzt kommt es darauf an, durch kluge Politik die Chancen für den Umweltschutz zu nutzen und die Risiken zu minimieren."

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09.06.2020 | Originalbeitrag / Original article

Direkte und indirekte Umwelteffekte der Informations- und Kommunikationstechnologie

Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verursacht direkt, jedoch auch indirekt Umwelteffekte. Die direkten Effekte entstehen durch den Energie- und Ressourcenverbrauch entlang des Lebenszyklus von IKT-Hardware (Produktion, Betrieb und …

Dass die Digitalisierung durchaus zwei Seiten hat, schreiben auch die beiden Autoren Jan C. T. Bieser und Vlad C. Coroamă in ihrem Fachbeitrag "Direkte und indirekte Umwelteffekte der Informations- und Kommunikationstechnologie", der in der Springer-Fachzeitschrift "Sustainability Management Forum | NachhaltigkeitsManagementForum" erschienen ist: "Diese sogenannte digitale Transformation wirkt sich in zweierlei Weisen auf die Umwelt aus." Einerseits werde immer mehr IKT-Hardware produziert, während der Nutzung mit Elektrizität betrieben und schließlich entsorgt. Hierzu würden IKT-Endgeräte, also zum Beispiel Laptops und Smartphones, sowie IKT-Infrastrukturen, beispielsweise Rechenzentren und Kommunikationsnetze, zählen. Über deren gesamten Lebenszyklus werden Ressourcen benötigt und Emissionen verursacht. Andererseits stelle IKT auch unsere bestehenden Produktions- und Konsummuster in Frage und verändert diese, mit vielfältigen Konsequenzen für die Umwelt. Mit IKT könnten wir beispielsweise von zu Hause arbeiten und virtuelle Meetings abhalten und so reisebedingte Treibhausgas(THG)-Emissionen vermeiden.

Die Akzeptanz für die Digitalisierung steigt

Der Bund will seinen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Digitalisierung auf die Umwelt zum einen über das Anfang Juni 2020 beschlossene Konjunkturpaket geltend machen. "Im Konjunkturpaket habe ich Wert auf die Feststellung gelegt, dass der Digitalisierungsschub in Verwaltung und Wirtschaft mit Blick auf den Energieverbrauch nachhaltig sein muss", sagte Schulze. Als Beispiel nannte sie das von ihr vorgeschlagene Investitionsprogramm Green Cloud. Ziel des Programms soll der Ausbau von energieeffizienten und besonders klimafreundlichen Cloud-Infrastrukturen für Verwaltungen, den Bildungsbereich und Unternehmen sein. Außerdem müsse das Thema "Digitalisierung und Nachhaltigkeit" auf die europäische Ebene gehoben werden. Laut Ministerin Schulze ist für Mitte Juli 2020 ein virtuelles Treffen der EU-Umweltminister unter deutscher Ratspräsidentschaft zu diesem Thema geplant.

Prinzipiell stehen die Bundesbürger dem digitalen Wandel seit den Kontaktbeschränkungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie positiver gegenüber als zuvor. Das ist das Ergebnis zweier repräsentativer Befragungen der Forsa Politik- und Sozialforschung, Auftraggeber war die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), unter 1.029 Bundesbürgern ab 14 Jahren, die im März und im April 2020 durchgeführt wurden und die mit den Ergebnissen des ersten "DBU-Umweltmonitor: Digitalisierung" aus dem Jahr 2018 verglichen wurden. Ziel der Befragungen war es, die Sichtweise der Bevölkerung zu den Folgen der Digitalisierung für die Umwelt zu erfahren und mögliche veränderte Meinungen im Zuge der Corona-Pandemie zu erfassen. Demnach sieht die Hälfte der Bevölkerung in der Digitalisierung Vorteile für die Umwelt, nur für neun Prozent überwiegen die Gefahren. Besonders im Vergleich zu den Ergebnissen vom März veränderte sich hier die Sichtweise deutlich – innerhalb eines Monats stieg die Ansicht von 37 auf 47 Prozent. In etwa gleichgeblieben ist die Anzahl derjenigen – über 90 Prozent, für die wichtig ist, dass sich die Politik, Unternehmen und die Gesellschaft künftig stärker mit den möglichen Folgen der Digitalisierung für die Umwelt beschäftigen. Besonders, weil viele Bürger negative Entwicklungen durch zunehmenden Elektromüll, höheren Materialverbrauch für das Produzieren elektrischer Geräte, höhere Luftverschmutzung durch mehr Lieferverkehr infolge von Online-Käufen und höheren Energieverbrauch durch das vermehrte Nutzen elektronischer Geräte befürchten.

Tiefgreifende Wende ist alternativlos

Doch am Ende bleibt immer die von Franz Fischler im Kapitel "Der Klimawandel erfordert tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformationen" des Springer-Fachbuchs "CSR und Klimawandel" aufgestellte Forderung stehen: "Eine tiefgreifende Wende ist alternativlos. Diese kann jedoch nur gelingen, wenn wir bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts den Hauptverursacher des Klimawandels – nämlich die Treibhausgasemissionen – in den Griff bekommen. Auf den Punkt gebracht heißt das: Wir müssen die Dekarbonisierung bis zur Mitte dieses Jahrhunderts schaffen. Gelingt das nicht und schießt die Erderwärmung deutlich über die Zwei-Grad-Grenze hinaus, müssen wir mit dramatischen, zu einem wesentlichen Teil auch nicht mehr umkehrbaren Folgen rechnen."

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