Die internationale Mobilität chinesischer Akademiker ist seit Jahren Gegenstand der Forschung zu Perspektiven der Internationalisierung und Globalisierung im Hochschulbereich. Im Zuge der gesteigerten Rückkehrbereitschaft hat sich dabei ein besonderes Interesse an Analysen zur sozialen und ökonomischen Bedeutung dieser Personengruppe, zu ihrem Beitrag im chinesischen Wissenschaftssystem und zu ihrer Stellung im Netzwerk internationaler Kooperation entwickelt. Dabei geht es im Kern um die Wirkung dieser Personengruppe in die Gesellschaft hinein. Die hier vorgestellte Studie lässt dagegen die Heimkehrer im Blick auf sich selbst zu Wort kommen. Gefragt wird nach ihren Erfahrungen in Deutschland sowie nach ihrem Lebensweg seit der Rückkehr nach China. Im Sinne einer auf interkulturelle Fragestellungen ausgerichteten Forschung interessieren dabei insbesondere die Herausforderungen und Umgangsstrategien mit kultureller Differenz, etwaige Schilderungen kultureller Anpassung und der Verlauf der Reintegration im Heimatland. Vierzehn halbstandardisierte Interviews, deren Ergebnisse dargestellt werden, geben über typische Erfahrungsmuster Auskunft.
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Sie sind zudem auf Universitäten in den alten Bundesländern beschränkt. Ein Vergleich mit den Erfahrungen in den neuen Bundesländern (die z. B. einen geringeren Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung aufweisen) oder Erfahrungen an Fachhochschulen (die ein stärker strukturiertes Studium, häufig in festen Studiengruppen anbieten), wäre sicherlich aufschlussreich.
Die Zahlen von Ro beziehen sich auf asiatische Studierende im Allgemeinen. Da allerdings chinesische Studierende 45 % der Stichprobe ausmachen, werden die Ergebnisse hier ebenfalls zum für die Schätzung herangezogen.
Zu den Phänomenen im affektiven Bereich zählen durch den Abschied verursachte Trauer, Stress oder gar depressive Symptome. Der Umgang mit der Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität ist eine Herausforderung auf kognitiver Ebene. Eine zusätzliche Schwierigkeit resultiert hier daraus, dass sich die Wertmaßstäbe, anhand derer die Realität im Heimatland beurteilt wird, während des Auslandsaufenthalts womöglich verändert haben. Anpassungsstörungen im Verhalten resultieren daraus, dass im Ausland neue Verhaltensroutinen erlernt wurden, die im Heimatland auf Befremden stoßen. Kulturangemessene soziale Fertigkeiten müssen u. U. erst wieder reaktiviert oder neu trainiert werden.
Die zwölfte Person hatte das Programm ohne Promotion beendet und war zum Zeitpunkt der Befragung auf Beschäftigungssuche. Interessanterweise berichten von den elf in der Wissenschaft beschäftigten Absolventen und Absolventinnen nur zwei, weiterhin in akademische Kooperationen mit deutschen Universitäten eingebunden zu sein. Dies stellt aus Sicht deutscher Wissenschaftspolitik sicherlich nicht das gewünschte Ergebnis dar.
Der hier vorgestellte Überblick über die Interviewpartner dient dazu, die Stichprobe näher zu beschreiben. Insofern ich bei dieser Beschreibung auf die Angabe von Häufigkeiten zurückgreife, ist zu beachten, dass die genannten Zahlen keine über die Stichprobe hinausgehende statistische Aussagekraft haben. Es ist allerdings interessant zu sehen, dass sie die Ergebnisse größerer, quantitativer Studien (z. B. Zweig & Han, 2010) grundsätzlich stützen.