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Leviathan

Erschienen in:

01.12.2011 | Aufsatz

Ungleichheit und Konflikt: zur Relevanz staatlicher Legitimation in mikrosozialen Statuskämpfen

verfasst von: Dr. Carsten Keller

Erschienen in: Leviathan | Ausgabe 4/2011

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Zusammenfassung

In dem Artikel wird versucht, das Verhältnis von Ungleichheit und Konflikt anhand von Konfliktszenarien in vier westeuropäischen Ländern theoretisch zu reflektieren. In den Szenarien treten primär untere Statusgruppen und Minderheiten untereinander oder im Verhältnis zu staatlichen Repräsentanten in Konflikte. Es wird argumentiert, dass der staatlichen Macht und Legitimation für die mikrosozialen Statuskämpfe eine besondere Relevanz zukommt.

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In dem Essay „Der moderne soziale Konflikt“, der eine Aktualisierung seiner früheren Überlegungen zum Verhältnis von Klassen und Konflikten beansprucht, erörtert Dahrendorf (1992) auch ungleichheitsbezogene Konflikte, besonders im Zusammenhang mit der Entstehung einer „neuen Unterklasse“. Die gegenwärtigen Hauptkonflikte sind nach seiner Diagnose aber mit Zugehörigkeiten und Ansprüchen verbunden, die aus der Verallgemeinerung von Bürgerrechten erwachsen und die er als „horizontale“ von sozialstrukturellen Konflikten unterscheidet.

Vgl. den instruktiven Beitrag von Klein und Heitmeyer (2011), die im Anschluss an die Debatten zur „Postdemokratie“ zeigen, wie ein Kontrollverlust nationalstaatlicher Demokratien zugunsten des globalen Kapitals neue Gefährdungen durch Rechtspopulismus und Ideologien der Ungleichwertigkeit hervorbringt.

Es ließe sich auch von der staatlichen Definition eines legalen versus illegalen Status sprechen. Mit der Begriffswahl „formal legitimer Status“ wird aber im Unterschied zum Begriff „legaler Status“ darauf abgehoben, dass ein vom Staat verliehener Status erstens eine materielle Prämierung enthalten kann, zweitens die staatlich sanktionierte Formalität lebensweltlich relevant und moralisch umstritten ist und dabei drittens rechtliche Graubereiche existieren.

Die These wachsender Konflikte in unteren sozialen Lagen wird auch von Dörre (2010) im Anschluss an Untersuchungen zu Prekarisierungsprozessen und für den französischen Kontext von Mauger (2005) vertreten. Dahrendorf (1992) spricht dagegen von einer weitgehend friedlichen und konfliktfreien „neuen Unterklasse“ und räumt Minderheitenkonflikten, die sich aus Rechts- und Zugehörigkeitsansprüchen ergeben, eine größere Bedeutung ein. Von einer Vermittlung ökonomischer und staatlicher Statuslagen, wie sie hier versucht wird, nimmt er – wohl aufgrund eines liberalistischen Rechtsverständnisses – Abstand.

In Italien kommt es im Rahmen der Zuwanderung seit den 1970er Jahren – durch durchschnittlich junge und gut qualifizierte Personen – zu einer ausgeprägten Unterschichtung. Ein weiteres Charakteristikum der jüngeren Zuwanderungsgeschichte besteht darin, dass bisher der überwiegende Teil der Zuwanderer erst nach einigen Jahren einen Aufenthaltstitel durch Regularisierungen erhalten hat (Ambrosini2005; Ammendola et al.2005).

In Frankreich gibt es verschiedene Einheiten der Polizei, die in diese Konfrontationen involviert sind. Bei den auslösenden Ereignissen handelt es sich in der Regel um die normale Schutzpolizei, die „Police de sécurité publique“. Bei einer besonderen Gefahrenlage oder eskalierenden Konflikten wie 2005 oder 2007 werden Einheiten der „Compagnies Républicaines de Sécurité“ (CRS ) und teilweise auch der „Gendarmerie mobile“ eingesetzt. Die Jugendlichen bezeichnen mit den umgangssprachlichen Begriffen „flic“ oder „keuf“ sämtliche Einheiten der Polizei, sie sind sich aber der Unterschiede zwischen normaler Schutzpolizei und CRS bewusst.

Die folgenden Ausführungen werden auch durch Interviews mit jungen Erwachsenen in einerbanlieue und einem innerstädtischen Einwandererviertel von Paris (N = 77) gestützt, die im Rahmen des Forschungsprojekts „Strategien und Statuspassagen junger Erwachsener mit Migrationshintergrund in Deutschland und Frankreich“ (gefördert von der Agence Nationale de la Recherche und der Deutschen Forschungsgemeinschaft) durchgeführt wurden.

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Titel: Ungleichheit und Konflikt: zur Relevanz staatlicher Legitimation in mikrosozialen Statuskämpfen
verfasst von: Dr. Carsten Keller
Publikationsdatum: 01.12.2011
Verlag: VS-Verlag
Erschienen in: Leviathan / Ausgabe 4/2011
Print ISSN: 0340-0425
Elektronische ISSN: 1861-8588
DOI: https://doi.org/10.1007/s11578-011-0138-6

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