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22.08.2024 | Unternehmen + Institutionen | Nachricht | Nachrichten

Chip-Hersteller TSMC beginnt Großprojekt in Dresden

verfasst von: dpa

5 Min. Lesedauer

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Vor einem Jahr gab der taiwanesische Chiphersteller TSMC den Bau eines Werkes in Dresden bekannt. Nun ist der Spatenstich im Norden der Stadt erfolgt, wo auch andere Branchengrößen ihr Domizil haben. 

Mit einem symbolischen Spatenstich ist der Bau der ersten Chipfabrik des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC in Europa eingeläutet worden. "Der größte Mikrochiphersteller der Welt kommt auf unseren Kontinent und schließt sich zusammen mit drei europäischen Champions", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Zeremonie in Dresden. 

Die Investition von gut zehn Milliarden Euro ist ein Gemeinschaftsvorhaben des taiwanesischen Branchenriesen TSMC und der bereits in Dresden ansässigen Firmen Bosch, Infineon und NXP Semiconductor. TSMC soll 70 % an dem Unternehmen halten, die anderen Partner jeweils 10 %. Das Werk trägt den Namen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC). Es ist ein wichtiges Projekt im Rahmen des Europäischen Chip-Gesetzes (Chips Act), durch den eine innovative und nachhaltige Halbleiterproduktion in Europa etabliert werden soll.

Milliarden-Förderung vom Bund

Das Bundeswirtschaftsministerium will das Projekt mit fünf Milliarden Euro fördern. Dafür gab es am 20. August grünes Licht aus Brüssel nach einer Überprüfung der entsprechenden Vorschriften. Die neue Fabrik erfülle als die erste ihrer Art in Europa unter dem Chips-Act die Voraussetzungen für staatliche Beihilfen, sagte von der Leyen. Sie habe daher am Morgen die Genehmigung erteilt.

"Mit der Förderung der Halbleiterindustrie unterstützen wir nicht nur die Halbleiterindustrie selbst", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Rund um neue Produktionsstätten würden ganze Netzwerke aus Forschung, Entwicklung, Start-ups und Zulieferung entstehen.

Mit der neuen Fabrik in Dresden wolle man den Halbleiterbedarf der schnell wachsenden europäischen Automobil- und Industriesektoren decken, sagte TSMC-Chef C. C. Wei. "Mit dieser hochmodernen Produktionsanlage werden wir die innovativen Fertigungsmethoden von TSMC viel näher zu unseren europäischen Kunden und Partnern bringen."

Die Vorteile werde man weit über Dresden und Sachsen hinaus spüren, sagte von der Leyen. Die europäische Industrie werde von zuverlässigeren Lieferketten und neuen Produkten, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, profitieren. "In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen wird auch TSMC von der geographischen Diversifizierung nach Europa profitieren", betonte von der Leyen.

Scholz "begeistert" von Ansiedlung

"Wir sind begeistert, dass ein so wichtiger Akteur der weltweiten Halbleiter-Szenerie jetzt hier bei uns einen Standort öffnet", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Veranstaltung. Er wies auch auf die wichtige Rolle von Halbleitern auf dem Weg zur Klimaneutralität hin. Diese sei nur mit Windkraft, Photovoltaik und klimaneutraler Mobilität zu erreichen. "Alle diese Bereiche haben aber eines gemeinsamen: Sie brauchen Halbleiter, sehr, sehr viele Halbleiter", sagte er. In einem E-Auto steckten etwa schon heute doppelt so viele Chips wie in einem Auto mit Verbrennungsmotor.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprach von einem großen Tag. "Dresden ist der beste Platz für Mikroelektronik in Europa2, sagte er. "Silicon Saxony, das bedeutet Zukunftstechnologie, Wirtschaftspolitik und Wissenschaftspolitik, die über viele Jahre und Jahrzehnte kontinuierlich an einem Ziel gearbeitet hat, gemeinsam mit vielen Partnern", ergänzte er mit Blick auf die bereits ansässigen Produzenten Bosch, Globalfoundries und Infineon. Kretschmer dankte Scholz für seinen persönlichen Einsatz für die TSMC-Ansiedlung.

Gewerkschaft fordert Tarifbindung für Angestellte

Die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner begrüßte die Investition. Mit TSMC und dem gemeinschaftlichen Projekt ESMC komme ein großes Stück industrieller Zukunft und Unabhängigkeit nach Deutschland. "Dass für Zukunftsförderung Steuergelder investiert werden, ist eine richtige Entscheidung. Es sollte aber klar sein, dass nicht nur die richtigen Bedingungen für das Unternehmen, sondern auch für die Beschäftigten geschaffen werden und das heißt: Tarifbindung und sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze."

Nach Ansicht von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder ist der Spatenstich in Dresden "ein Meilenstein für den Technologiestandort Deutschland". "Die staatlichen Beihilfen sind gut investiert und sorgen für mehr Chancengleichheit im Wettbewerb mit führenden Chip-Standorten in Asien oder den USA", sagte er laut einer Mitteilung. Wichtig sei es aber auch, die anderen Bereiche der Branche, wie etwa das Chip- und Anwendungsdesign zu fordern. Außerdem müsse man auch genügend Spezialistinnen und Spezialisten vor Ort haben, dafür müsse man Deutschland als Lebensmittelpunkt attraktiv machen.

Die Produktion soll 2027 beginnen. Schwerpunkt sind Chips für die Autoindustrie. Die Halbleiter aus dem neuen Werk in Dresden sollen nicht in den neuesten 3- oder 4-Nanometer-Verfahren hergestellt werden, sondern mit höheren Strukturbreiten. Mit der ersten Fabrik von TSMC in Europa sind 2.000 Arbeitsplätze verbunden.

Wie weit sind weitere Großprojekte der Branche in Deutschland?

In Magdeburg plant Intel den Bau mehrerer Chipfabriken. Mit einem Volumen von rund 30 Milliarden Euro ist es die größte Investition in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Bundesregierung will dafür Hilfen von 9,9 Milliarden Euro leisten, dafür steht aber die EU-Genehmigung noch aus. Intel ist inzwischen auf Sparkurs, hält nach Angaben der Landesregierung in Magdeburg aber an den Vorhaben fest.

Im saarländischen Ensdorf plant der US-Hersteller Wolfspeed für rund 2,7 Milliarden Euro eine Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid. Es gibt jedoch Verzögerungen. Wolfspeed hat mitgeteilt, mit dem Baubeginn sei erst 2025 zu rechnen. In München baut der iPhone-Konzern Apple sein Zentrum für Chip-Design milliardenschwer aus. 

Ein weiteres Ausbauvorhaben findet sich in Dresden nicht weit vom TSMC-Projekt: Der Bau einer neuen Fabrik des deutschen Herstellers Infineon kommt nach den Worten von Vorstandschef Jochen Hanebeck gut voran. Ab September 2025 sollen die Maschinen kommen und im Jahr darauf die Produktion beginnen. Infineon will fünf Milliarden Euro in diese Erweiterung stecken und damit über 1000 neue Jobs schaffen. 

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