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27.04.2016 | Unternehmen + Institutionen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Härterer Wettbewerb durch chinesische OEMs

verfasst von: Stefan Schlott

3 Min. Lesedauer

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Der Aufschwung chinesischer Autos wird die globale Automobilindustrie voraussichtlich erschüttern. Doch die aufstrebenden IT-Konzerne und Autohersteller aus dem Reich der Mitte werden hierzulande noch immer unterschätzt.


So gerne europäische OEMs China als Absatzmarkt benutzen, so scheel blicken sie auf einen Markteintritt der Chinesen hierzulande. Doch dies ist nur noch eine Frage der Zeit.

Eine Analyse des Beratungsunternehmens anp management consulting bringt es auf den Punkt: Chinesische Autobauer und Zulieferer kopieren nicht mehr nur die Designs und Komponenten westlicher Hersteller, sondern entwickeln und patentieren mit hoher Geschwindigkeit und zunehmender Erfindungshöhe eigene Produkte. Dies belegen Patentrecherchen in lokalen Datenbanken in chinesischer Sprache, die nach Aussagen von anp-Geschäftsführer Peter Nagel "oft verblüffende Ergebnisse zutage fördern". Auch im Bereich der Elektrifizierung und Digitalisierung von Automobilen (Smart Cars) preschen die Chinesen nach vorne. Und dies von den westlichen Wettbewerbern oft weitgehend unbemerkt.

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Die Innovationsoffensive kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der chinesische Automarkt damit beginnt, an Dynamik zu verlieren. "Die Zeiten, in denen das Wachstum im Schnitt bei mehr als 20 Prozent lag, sind definitiv vorbei. Wir rechnen für die nähere Zukunft nur noch mit mittleren bis höheren einstelligen Werten", sagt Felix Kuhnert, Leiter des Bereichs Automotive bei PwC in Deutschland, im Vorfeld der Beijing Auto Show 2016. Bereits 2015 war der Markt nur dank staatlicher Stützungsaktionen noch um 6,7 Prozent gewachsen. Schon jetzt spiegelt sich laut Kuhnert die sinkende Dynamik in zunehmenden Überkapazitäten.

Wann wird die Bedrohungstheorie Realität?

Dazu kommt: Die seit langem befürchtete Bedrohungstheorie durch chinesische Automarken auf den westlichen Märkten könnte in den nächsten zwei oder drei Jahren Realität werden. "Wie Sergio Marchionne, Geschäftsführer von Fiat Chrysler Automobiles, bereits befürchtete, wird es Zeit, die Wahrscheinlichkeit, dass chinesische Automobile sich im Ausland ausbreiten, in Betracht zu ziehen", schreibt etwa die chinesische Branchenplattform Autokol.com. Selbst wenn China nur 10 Prozent seiner Herstellung für den Export vorsehe, bedeute das ein beträchtliches Risiko für den lokalen Markt.

Das wissen auch Bernhard Ebel, Markus B. Hofer und Bettina Genster. In ihrem Kapitel Trends und Ausblick für die Automobilindustrie aus dem Fachbuch Automotive Management schreiben sie: "Nicht nur BYD und Great Wall, sondern auch Geely, Cherry und Brilliance haben für die kommenden Jahre aggressive Wachstumspläne entwickelt." Obwohl den Chinesen noch der Ruf des Kopierers der europäischen Hersteller vorauseile, zeigten jüngste Modellstudien, dass sie viel und schnell dazugelernt haben.

Verteilungskampf um Rohstoffe

Ein anderer Aspekt wird in diesem Zusammenhang gerne vergessen. Die Automobilindustrie ist heutzutage einer der größten Verwender von Computerchips, Stahl, Eisen, Aluminium, Kupfer, Blei, Textilien, Kunststoffen, Vinyl oder Gummi und hat auch steigenden Bedarf an Seltenen Erden. Darauf weist Sebastian Wedeniwski im Kapitel Digitalisierung der Industrie vom AUTOmobil zum AutoMOBIL aus seinem Fachbuch Mobilitätsrevolution in der Automobilindustrie hin. In den letzten Jahren sei China vor allem wegen seiner Automobilindustrie nicht mehr nur als Anbieter von Rohstoffen auf den Märkten, sondern habe sich auch zu einem großen zusätzlichen Nachfrager entwickelt. Wedeniwski: "Damit ist auch der wirtschaftliche Wettbewerb um Rohstoffe im globalen Kontext deutlich angestiegen und hat sich durch Exportbeschränkungen der Rohstoffe in China weiter verschärft."

Einstweilen freuen sich deutsche OEMs weiter über gute Geschäfte im Reich der Mitte. Nach Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) stieg im März der Pkw-Absatz in China - nach schwachem Februar - um über 12 Prozent auf knapp zwei Millionen Neuwagen. "Die Automobilkonjunktur in China profitiert auch weiterhin von der seit Herbst 2015 geltenden Mehrwertsteuererleichterung für Pkw mit einem Hubraum von bis zu 1,6 l: In den ersten drei Monaten 2016 lagen die Pkw-Verkäufe mit knapp 5,5 Millionen Fahrzeugen um gut 9 Prozent über dem Niveau des Vorjahres", heißt es dazu aus Berlin.

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