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03.04.2016 | Unternehmen + Institutionen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Automobilindustrie: Hoffnung auf den Iran

verfasst von: Stefan Schlott

3:30 Min. Lesedauer

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Nach dem Ende der internationalen Sanktionen gegen den Iran schielt die Automobilindustrie auf den Neuwagenmarkt zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf. Doch der Weg dorthin ist steinig.

Nachdem der Iran seinen Automobilmarkt im November 2013 wieder für ausländische Hersteller geöffnet hat, zeigten sich 2014 bereits erste positive Effekte. Experten der Unternehmensberatung Roland Berger erwarten, dass dort die Neuwagenverkäufe bis 2020 jährlich im Schnitt um 18 Prozent zulegen werden. Im Premium-Segment könnte der Absatz sogar um rund 78 Prozent jährlich steigen. „Besonders in den Jahren nach 2017 wird das Wachstum nochmal stark anziehen", sagt Philipp Grosse Kleimann, Senior-Partner von Roland Berger. „Dann ist Iran auch wieder voll in das internationale Finanzsystem eingebunden." Ab 2017 könnten jährlich rund 27 Prozent mehr Neuwagen verkauft werden.

Allerdings ist gute Vorbereitung unabdingbar, um den iranischen Markt für sich zu erschließen. Denn ohne genaue Kenntnis der nationalen Besonderheiten im Iran ist ein erfolgreiches Engagement schwierig. Deshalb haben die Automotive-Experten von Roland Berger in ihrer neuen Studie „Iran – A historic opportunity for automotive OEMs" den iranischen Automobilmarkt analysiert und beschreiben, welche Voraussetzungen Hersteller erfüllen müssen, um im Iran erfolgreich zu wirtschaften.

Lokale Hürden erfordern eine gründliche Vorbereitung

„Trotz der positiven Prognosen ist wirtschaftlicher Erfolg im Iran kein Selbstläufer", sagt Alexander Brenner, Co-Autor der Studie. „Automobilkonzerne sollten ihr Engagement vor Ort gründlich vorbereiten, um nicht an lokalen Hürden zu scheitern." So sollten sich internationale Autohersteller mit den komplexen Zoll- und Steuerregularien sowie mit den neuen Emissionsbestimmungen des Landes vertraut machen. Darüber hinaus sollten OEMs entscheiden, ob Import oder lokale Produktion besser ist und ob sie eigene Standorte aufbauen oder eher mit Anbietern vor Ort kooperieren möchten. Wichtig sei außerdem ein Überblick über den Wettbewerb und die lokalen Kundenanforderungen. Ein zentraler Faktor für Erfolg auf dem iranischen Markt sei schließich auch, einen guten Kontakt zu lokalen Institutionen und Behörden aufzubauen.

„Trotz aller Hürden ist der Iran auf jeden Fall ein höchst interessanter Markt für Automobilkonzerne", so das Fazit von Grosse Kleimann. „Entscheidend ist, sich möglichst frühzeitig mit den erfolgskritischen Faktoren auseinanderzusetzen. Dann versteht man die Besonderheiten des iranischen Markts besser und kann auf dieser Basis weitere Schritte planen." Dazu ist es sicher hilfreich, sich mit der jüngeren iranischen Geschichte zu beschäftigen. Einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen im Kontext der Umwälzungen in den Nachbarstaaten gibt das Kapitel „Iran: Nutznießer oder Leidtragender der arabischen Umbrüche?“ von Henner Fürtig im Springer-Fachbuch Arabellions.

„Made in Germany“ als Türöffner

Bei einem Eintritt in den iranischen Markt profitieren deutsche Institutionen und Firmen von dem guten Ruf der Verlässlichkeit und Kompetenz. Darauf weisen Natascha Bagherpour Kashani und Hatto Brenner in ihrem Buch Projekt- und Geschäftsanbahnung in Iran hin. Darin erläutern die Autoren auch, wie deutsche Unternehmen oder auch wissenschaftliche Einrichtungen das hohe Potenzial einer deutsch-iranischen Zusammenarbeit nutzen können.

Empfehlung der Redaktion

2015 | Buch

Projekt- und Geschäftsanbahnung in Iran

Eine Entscheidungshilfe für wirtschaftliche und wissenschaftliche Projekte

Diese kompakte Einführung gewährt einen Einblick in ein faszinierendes Land, gibt Erklärungen zu Sanktionen sowie zu iranischen Kulturstandards und bietet Entscheidungshilfen für die Projekt- und Geschäftsanbahnung in Iran. Die Islamische Republik is

Das Land ist übrigens nicht nur als Absatzmarkt interessant: „Iran ist auch ein strategisch guter Standort, um weitere Märkte im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien zu beliefern", sagt Santiago Castillo von Roland Berger Middle East. „Zum einen liegt das Land geografisch günstig, zum anderen hat die iranische Regierung Steuervorteile für Hersteller angekündigt, die im Iran für den Export produzieren."

Daimler Trucks ist bereits zurückgekehrt

Als einer der ersten deutschen OEMs ist Daimler Trucks in den Iran zurückgekehrt. Dazu hat der Lkw-Hersteller entsprechende Abkommen mit seinen lokalen Kooperationspartnern Iran Khodro Diesel (IKD) und der Mammut Group unterzeichnet. Die IKD ist eine Tochtergesellschaft der Iran Khodro Industrial Group, dem größten Fahrzeughersteller in der Region Middle East North Africa (MENA) mit einem Marktanteil von mehr als 50 % im Iran.

Daimler und IKD verbindet eine mehr als fünfzigjährige Partnerschaft. Felder der Zusammenarbeit sind ein Joint Venture für die lokale Produktion von Mercedes-Benz-Lkw und -Antriebskomponenten sowie die Gründung einer Vertriebsgesellschaft für Mercedes-Benz-Lkw und -Komponenten. Geplant sei darüber hinaus, dass Daimler wieder als Anteilseigner an dem früheren Motoren-Joint-Venture Iranian Diesel Engine Manufacturing (IDEM) auftritt. Zudem prüfen beide Partner den Aufbau eines Joint Ventures für den lokalen Vertrieb von Mercedes-Benz-Nutzfahrzeugen.

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