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25.09.2012 | Unternehmensführung | Schwerpunkt | Online-Artikel

"Ich musste doppelt soviel Aufwand einsetzen wie ein Mann"

verfasst von: Andreas Nölting

2:30 Min. Lesedauer

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Noch immer haben es Frauen auf dem Weg nach oben schwer, nur wenige gelangen in Führungspositionen. Springer-Autorin Sandra Müller beleuchtet im Interview Hintergründe dieses Phänomens und sagt, was sie von der Frauenquote hält.

Springer für Professionals: Frau Dr. Müller, aus welcher Motivation heraus haben Sie Ihr Buch geschrieben?

Sandra Müller: Ich habe in einem großen Konzern eine Karriere im mittleren Management gemacht. Dafür musste ich mindestens doppelt soviel Aufwand einsetzen wie ein Mann mit vergleichbaren Kompetenzen. Bei vielen meiner Klientinnen erlebte ich das Phänomen später wieder. Deshalb wollte ich meine Erfahrungen in einem Buch weitergeben, wie man geschickt mit derartigen Situationen in Unternehmen umgehen kann.

Ihr Buch ist sehr praxisnah. Ihre Tipps eigenen sich auch für Männer.

Genau. Karrieren sind heute für jeden herausfordernd, weil der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt hart ist. Viele kompetente Menschen treffen auf weniger gut bezahlte und interessante Jobs. In meinem Buch habe ich zwar den Blickwinkel einer Frau eingenommen. Die beschriebenen Themen eigenen sich aber genauso für eine männliche Zielgruppe.

Werden in Unternehmen noch immer Frauen von Männern untergebuttert?

Das Ergebnis zumindest ist, dass wenige Frauen in leitende Positionen gelangen. Dabei gibt es etliche sehr kompetente Frauen mit Berufserfahrung, Netzwerkfähigkeit, Charme und Engagement. Dennoch existiert eine Lücke, die Frauen setzen sich offensichtlich auf den Firmenetagen seltener durch. Männer helfen sich gegenseitig beim Aufstieg. Bei Frauen existiert häufig eine Beweisnot, ob sie tatsächlich die Fähigkeiten zur Führungskraft haben. Bei Männern kommen diese Zweifel weniger auf.

Welche weiteren Gründe gibt es, dass sich Frauen so selten in Führungspositionen durchkämpfen?

Etliche Frauen zeigen auf dem Weg an die Spitze Ermüdungserscheinungen. Sie finden es ungerecht, etwa weil sie zum zweiten Mal bei einer Beförderung übergangen worden sind. Dann gibt es Frauen, die durch eine Familiengründung an die Seite gestellt werden oder eine Babypause einlegen. Zudem herrschen in Unternehmen auch bestimmte Denkmuster, die Männer bevorzugen, wenn es um die Besetzung von Führungsaufgaben geht. Und natürlich gibt es auch viele gut ausgebildete Männer.

Haben Frauen besondere Führungsqualitäten?

Eine gute Führungskraft, ob männlich oder weiblich, zeigt die gleichen Kompetenzen. Frauen lassen sich gerne auf die menschlichen Seiten der Führung ein, wenn es das Umfeld erlaubt. Aber ich könnte jetzt keine spezifisch weiblichen Führungsqualitäten nennen. Ich bin kein Verfechter des Themas, dass Frauen emotionaler sind und daher besser führen.

Wie stehen Sie zur gesetzlichen Frauenquote?

Mit sehr gemischten Gefühlen. Ob eine Quote für Frauen in Aufsichtsräten tatsächlich einen Beitrag für das Geschäftsergebnis leisten kann, müssen wir abwarten. Ich empfinde die Quote als einen neuen Schritt in einer bekannten Situation. Nun bin ich gespannt, welche Effekte die Diskussion um die Frauenquote haben wird.

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