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03.04.2018 | Unternehmensführung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Aufsichtsrätinnen verbessern die Ethik in Unternehmen

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

3 Min. Lesedauer

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Nur eine einzige Frau bereichert die Agenda von Aufsichtsräten um sogenannte "weiche Themen". Wie Unternehmen davon profitieren, zeigt eine Umfrage der Personalberatung Rochus Mummert.

Unternehmen, in denen Mitarbeiter ihren Chefs angstfrei begegnen können und Failure Management nicht nur ein schickes Schlagwort ist, sind profitabler und besser vor Krisen geschützt. Dies sind nur zwei Beispiele für die positiven Effekte wertschätzender Umgangsformen. Um dahin zu gelangen, müssten auch die Kontrollgremien sich von ihrer Fixierung auf formale harte Themen lösen und bei ethischen Fragen mitdiskutieren. 

Immerhin sind 96 Prozent der für die Aufsichtsratssudie 2017 (PDF) befragten Aufsichts- und Beiräte persönlich davon überzeugt, dass sich auf dieser Schiene Erfolge sichern lassen. Der Aufgabe verpflichtet sehen sie sich aber nicht wirklich. Für sie sind "weiche Themen" gleich Führungsthemen und das Management für die Klärung ethischer Vorgaben zuständig. Das schlägt sich im Sitzungsalltag nieder. Hier wird um Finanzen, Rechtliches und Trendthemen wie die Digitalisierung verhandelt. Auf Wertschätzung und Ethik entfallen schmale 17 Prozent der Sitzungszeit. Das macht sie zu Randthemen – es sei denn, eine Frau sitzt mit im Aufsichtsrat.

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Männerrunden sind die Regel

"Frauen in Aufsichtsgremien sind kein Luxus, sondern ein Erfolgsfaktor", belegt der Personalberater Rochus Mummert mit den Ergebnissen seiner Online-Befragung von Aufsichts- und Beiräten. Von den Befragten diskutieren aber noch 57 Prozent in reiner Männerrunde. Die Frauenquote ist in nur 16 Prozent der teilnehmenden Gremien erfüllt. Schon die erste Frau am Tisch macht den Unterschied: Im direkten Vergleich finden sich unter den Unternehmen mit nur einer Frau im Kontrollorgan neun Prozent mehr Over-Performer. Die ethischen Grundsätze werden in 58 Prozent der Unternehmen ohne Aufsichtsrätinnen gelebt. Kommt nur eine Frau dazu werden Ethik-Standards bereits in 70 Prozent der Unternehmen umgesetzt (+12 Prozent). Bei einem Frauen-Anteil von 30 Prozent steigt der Wert um weitere 10 Prozent an (auf 80 Prozent). Wie verändern Frauen die Debatte und wie wirkt sich das auf den inneren Zustand von Unternehmen aus? 

Was Frauen anders diskutieren

Geschlechterspezifische Ausprägungen ergänzen sich im Management wie in Kontrollgremien positiv und wirken auf die Vielfalt der Themen. Die Studie liefert zu dieser Annahme eine Reihe an Begründungen:

  • die Gesprächskultur im Gremium wird beeinflusst
  • neue Aspekte ergänzen die Diskussion
  • grundsätzliche Sachlichkeit wird durch emotionale Aspekte aufgebrochen und neue Gesprächs- und Denk-Regelkreise angeregt
  • das Gremium nimmt soziale Zwischentöne sensibler wahr, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass weiche Themen zu ihm vordringen
  • "Mann" und "Frau" beginnen die andere Sichtweise zu antizipieren und in die eigenen Überlegungen mit einfließen zu lassen

Aufsichtsräte in der Denkfalle

Wie Döring schlussfolgert, sitzen Aufsichtsräte also in einem "Logik-Gap" fest. Gegen besseres Wissen und persönliche Einstellung seien sie von formalen Themen getrieben. "Die Verantwortung eines Aufsichtsgremium für den inneren Zustand  eines Unternehmens und den möglichen positiven Hebel sehen allerdings viele Befragte gar nicht bis eingeschränkt." Mit Frauen im Aufsichtsrat haben weiche Themen eine Chance, der innere Zustand des Unternehmens verbessert sich und es läuft langfristig erfolgreicher.

Vielfalt in Aufsichtsgremien bringt mehr Erfolg, finden auch die Springer-Autorinnen Michèle Etienne und Esther-Mirjam de Boer. Nur "Frau-Sein" und political correctness, warnen die Autorinnen, reichen als Erfolgsfaktoren für Team-Diversity aber nicht aus. Es braucht Konsequenz und Commitment "auf allen Ebenen, vom VR über die Geschäftsleitung bis zur Kader- und Mitarbeitendenebene" (Seite 184). Dann  erzielten Unternehmen Mehrwerte wie Profitabilität, Wettbewerbsfähigkeit, Kundenorientierung und Arbeitsmarktpositionierung (Seite 187).

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