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12.04.2022 | Unternehmensgründung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mit Finanzwissen agieren junge Gründer erfolgreicher

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer
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Von der Uni direkt zum eigenen Start-up. Davon träumen viele Studierende. Doch das funktioniert nicht ohne ein solides Grundwissen in Finanz- und Rechnungslegungsfragen, sagt eine aktuelle Studie. Gefordert sind auch die Hochschulen, um das nötige Finanzwissen aufzubauen.

Eine aktuelle Studie der Jacobs University Bremen hat den universitären Bildungshintergrund von Studierenden untersucht, die an einem weltweiten Gründerwettbewerb teilgenommen haben. Deren Chancen, einen Investor für ihr Jungunternehmen zu finden, steht und fällt auch mit den vorhandenen Finanzkompetenzen. Insgesamt analysierten Andreas Seebeck, Professor für Global Economics und Management, und Robin Wolter, der in seiner Bachelor-Arbeit die Bedeutung von Finanzwissen für studentische Gründungen untersucht hat, 130 Start-up-Teams an 64 Universitäten in 39 Ländern. 

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"Im Zentrum der Rechnungslegungspfichten gewerblicher Unternehmen stehen zunächst die §§ 238 ff. Handelsgesetzbuch (HGB) und damit die "kaufmännische" Rechnungslegung. Demnach sind gewerbliche Unternehmen zur (permanenten) Buchführung und (periodischen) Konsolidierung der Buchungen in Form von Jahresabschlüssen am Ende jedes Geschäftsjahrs verpfichtet. Jeder Jahresabschluss muss eine Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung beinhalten", erläutert Nicolai Schädel die wesentlichen Grundlagen kaufmännischer Rechnungslegung, die Unternehmer zu beachten haben (Seite 21).

Grundlegendes Finanzwissen über Unis bereitstellen

"Teams, in denen mindesten ein Mitglied über fundiertes Finanzwissen verfügt, werden von Investoren zurecht als kompetenter und deren Erfolgswahrscheinlichkeit als höher eingeschätzt", erläutert Seebeck das Kernergebnis der Untersuchung. Universitäten sollten ihre Lehre an diesen Marktanforderungen ausrichten, lautet daher sein Fazit. 

"Um gründungsinteressierten Studierenden das nötige Rüstzeug und die Denkweise zu vermitteln, damit sie sich im unternehmerischen Ökosystem behaupten können, sollten die Hochschulen entsprechende Angebote schaffen und Kurse in Rechnungswesen und Finanzen grundsätzlich auch für Studierende außerhalb der Wirtschaftswissenschaften öffnen." 

Die Jacobs University selbst bietet eine gezielte Förderung studentischer Gründer als auch ein entsprechendes Innovation Lab an. Über eine sogenannte Start-up-Option haben Studierende aller Fachbereiche die Chance, sich mit ihrer Geschäftsidee zu bewerben. In Workshops werden Stärken und Schwächen identifiziert, Businesspläne entwickelt und weitere Schritte definiert mit Blick auf die anschließende Gründung. 

Kenntnisse zu Finanztrends und KPIs sind unerlässlich

Gerade im Hinblick auf die Internetökonomie, gibt es für Start-up-Gründer eine Reihe von Fallstricke, zeigt Harald Meisner im Buchkapitel "Neue Herausforderungen in der Finanzsphäre" (Seite 179 ff.). Diese reichen von alternativen Finanzierungsformen wie das Crowdfunding über Besonderheiten der Blockchain-Technologie als Grundlage von Finanzprodukten bis hin zu elektronischen Börsen. 

"Für die Bewertung der Crowdinvesting-Projekte durch die Nutzer, die für das Investment in Start-ups eine große Rolle spielt, werden in der Regel Marktmultiplikatoren oder branchenorientierte Erfolgskennzahlen herangezogen", führt der Springer-Autor auf Seite 183 aus.

Businesspläne für Investoren schwer einschätzbar

Allerdings ist eine Bewertung von Start-ups im Rahmen der klassischen DCF-Methode schwierig, schreibt Philipp Frey. "Die Discounted Cashflow-Methode ist ein kapitalmarkttheoretisches Verfahren, in welchem zur Ermittlung des Unternehmenswertes zukünftige finanzielle Überschüsse eines Unternehmens auf einen Bewertungszeitpunkt abgezinst werden", erklärt der Springer-Autor auf Seite 250. Vielen Jungunternehmen fehlten aber historische Daten, die zur Einschätzung der Risikoparameter und der zukünftigen Unternehmensentwicklung dringend notwendig sind. Prognosen beruhten daher fast ausschließlich auf dem von Gründern erstellten Businessplan, der in der Regel "von einer fortwährenden Liquidität ausgeht", wie sie bereits etablierte Unternehmen aufweisen. 

Wo die Schwächen der Businesspläne liegen, hat Anna Nagl, Professorin für Management an der Hochschule Aalen, in einem Interview mit Springer Professional im Juli 2021 dargelegt: "Sie sind zu technisch und fachspezifisch, Formulierungen sind zu langatmig und oft ist zu wenig betriebswirtschaftliches Know-how erkennbar." Häufig seien die Planungen auch zu optimistisch und daher realitätsfern, da der Markttest fehle. "Es wird so manches Mal zu wenig Wert auf die Qualität der Zahlen gelegt."

Gründungshilfe durch den Staat

Um das zu verhindern, gibt es neben Angeboten einzelner Hochschulen wie der Jacobs University Bremen, auch das Programm EXIST, das das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz für Existenzgründer eingerichtet hat. Ziel ist es, "das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern" und so die Zahl und den Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen zu steigern.

Hierzu unterstützt das Ministerium Studierende, Hochschulabsolventen als auch Wissenschaftler bei der Vorbereitung innovativer Start-ups. Hierzu gehören Gründerstipendien, Hilfe beim Transfer von Forschungsergebnissen mit Gründungspotenzial in konkrete Produkte und Verfahren sowie die themenspezifische Förderung bestimmter Hochschulen und ihrer Netzwerke. 

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