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12.05.2017 | Unternehmenskredit | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mittelstand wünscht sich unbesicherte Betriebsmittelfinanzierung

verfasst von: Sylvia Meier, Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

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Erkundigt sich ein Unternehmen bei seiner Bank nach einem Kredit, ist in der Regel die Frage nach Sicherheiten Teil des Beratungsgesprächs. Mittelständische Unternehmen sind jedoch auch interessiert an unbesicherten Betriebsmittelkrediten und würden dafür auch mehr zahlen. 

Die Finanzierung von Betriebsmitteln oder Investitionsvorhaben kann für mittelständische Unternehmen existenzielle Bedeutung bekommen. Dabei müssen oft verschiedene Finanzierungswege, etwa klassische Bankkredite oder auch Online-Finanzierungsplattformen und die jeweils notwendigen Sicherheiten für die Finanzierung gegeneinandergestellt werden. Der "Finanzierungsmonitor 2017" des Fintech-Unternehmens Creditshelf, für den mehr als 100 Finanzentscheider mittelständischer Unternehmen befragt wurden, zeigt etwa, dass das Thema Kreditsicherheit bei den Firmen unbeliebt ist. 86 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass ihre Hausbank auf Sicherheiten bei der Vergabe eines Kredits besteht. Bei den Industrieunternehmen sind es sogar 94 Prozent. Was nicht verwundert, denn aufgrund der erweiterten Regulierungsvorgaben für Kreditinstitute kommt diesem Thema noch mehr Bedeutung zu. 85 Prozent würden sich vor diesem Hintergrund mehr finanziellen Spielraum durch unbesicherte Kredite erhoffen. Jedes zweite Unternehmen würde auch zusätzliche Kosten in Kauf nehmen, wenn die Sicherheiten dafür wegfallen würden. Im Handel wären sogar 76 Prozent der Unternehmen bereit, höhere Kreditzinsen zu bezahlen. Das gilt jedoch nicht für alle Finanzchefs: Drei von vier Finanzentscheidern fürchten, dass unbesicherte Kredite unter dem Strich für sie zu teuer wären. 

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Ein Unternehmen kann ohne Betriebsmittel nicht bestehen. Der Bedarf an Betriebsmitteln kann je nach Branche und Tätigkeitsfeld oder Saison sehr hoch sein. Doch gerade für den Erwerb dieser Mittel benötigt eine Firma Liquidität. Die Umfrage zeigt hierzu, dass die Betriebsmittelfinanzierung in jedem zweiten Unternehmen die wichtigste, im laufenden Jahr zu finanzierende Aktivität ist. Und auch die Springer-Autoren Wolfgang Becker, Patrick Ulrich und Tim Botzkowski beschreiben in ihrem Buchkapitel "Finanzierungssituation im Mittelstand" (Seite 48): "In einer Studie von Papenstein wurde herausgestellt, dass mehr als zwei Drittel der Finanzierungsanlässe in der Vergangenheit die Auftrags- und Betriebsmittelfinanzierung sowie Neuinvestitionen in das Anlage- und Umlaufvermögen betrafen, was hier der Refinanzierung und Wachstumsfinanzierung gleich kommt."

Großteil der Unternehmen muss Sicherheiten hinterlegen 

Für das Tagesgeschäft heißt das aber auch, dass insbesondere bei kurzfristigen Krediten immer Sicherheiten bereitzustellen sind. Der Finanzierungsmonitor verdeutlicht: 

  • 50 Prozent der befragten Unternehmen unterlegt ein Drittel der Betriebsmittelkredite mit Sicherheiten,
  • 43 Prozent der Unternehmen sogar bis zu zwei Drittel und 
  • sieben Prozent mehr als zwei Drittel.

Mit Blick auf die häufigste Finanzierungsquelle, die Darlehensvergabe über Banken, bemerkt Professor Dr. Dirk Schiereck von der Technischen Universität Darmstadt, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat: "Der Knackpunkt sind die von den Kreditinstituten geforderten, dinglichen Sicherheiten in Form von Gebäuden, Anlagen oder Grundstücken". 

Finanzierungsvarianten 

Ein Weg zu niedrigschwelligeren Finanzierungen führt über Online-Kreditplattformen, bei denen traditionelle Banken mit Fintechs zusammenarbeiten. Hier können Unternehmen, aber auch Freiberufler, mit denen sich Banken oft aufgrund des niedrigen Finanzierungsumfangs schwertun und die daher "durch das Scoring-Raster fallen", wie Anita Mosch in ihrem Bankmagazin-Beitrag zu Betriebsmittelfinanzierungen feststellt, oft ohne den üblichen Umfang von Sicherheiten Kredite erhalten. 

Eine weitere Alternative ist lendingbasiertes Crowdfunding. Beim so genannten Peer-to-Company-Lending an Unternehmen (P2C) können Kleinunternehmen über die Online-Kreditplattformen Fremdkapital bei einer Vielzahl von Privatanlegern einwerben. Private Kreditgeber können auf Basis der einsehbaren Daten eine Entscheidung treffen, erklärt Elfriede Sixt im Kapitel "Lendingbasierendes Crowdfunding/Crowdlending" des Buchs "Schwarmökonomie und Crowdfunding". Neben Angaben zur Bonität muss ein Kreditwerber aber auch hier mindestens Informationen zur Vermögens-/Ertrags- und Finanzlage des Unternehmens liefern. Online-Plattform-Anbieter prüfen vorgeschaltet vor allem die Kreditwürdigkeit. Mit einer Bank als Partner, etwa einer Direktbank oder einer Filialbank, kümmern sie sich aber unter Umständen auch um die Kreditbetreuung, also die Verwaltung der Zins- und Ratenzahlungen, wie Sixt erklärt. Förderbanken halten über spezielle Programme ebenfalls Kreditvarianten verschiedener Größenordnungen für Unternehmerkredite und speziell Betriebsmittelfinanzierungen über durchleitende Banken bereit. Sie können je nach den strategischen Finanzierungszielen des Unternehmens ebenfalls interessant sein. Beispiele dafür sind etwa der Mittelstandskredit der NRW Bank, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Bürgschaftsbank NRW und der KfW Bankengruppe oder der NRW Bank Unternehmerkredit. 

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