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12.09.2023 | Unternehmenskredit | Infografik | Online-Artikel

KMU bevorzugen klassische Kapitalquellen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

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Bis zu den Krisen der vergangenen drei Jahre agierte der deutsche Mittelstand in ruhigem Fahrwasser. Doch schlechte wirtschaftliche Bedingungen lassen die Umsätze schmelzen. Bei ihrem Kapitalbedarf verlassen sich die KMU bislang auf klassische Finanzierungen.

Der Großteil der deutschen Wirtschaft besteht aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), von denen mehr als 90 Prozent noch immer in Familienhand liegen. "Nahezu zwei Drittel der Nettowertschöpfung und 97 Prozent aller Exporte entfallen auf KMU. Knapp 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und mehr als 80 Prozent aller Auszubildenden sind hier angestellt", heißt es im Vorwort zur aktuellen Studie, die die Beratungshäuser Eb­ner Stolz Ma­nage­ment Con­sul­tants und Wolff & Häcker Fi­nanz­con­sul­ting Ende August veröffentlicht haben. Be­fragt wur­den von April bis Juni 2023 rund 2.500 Mittelständler bundesweit.

Investitionen garantieren Wachstum

Den Studienautoren zufolge sind mit rund 1.300 der weltweit etwa 2.700 Hidden Champions überproportional viele mittelständische Unternehmen aus Deutschland. "Durch ihre enorme Leistungsfähigkeit und Innovationskraft sind KMU der Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft." Damit das so bleibt, sind allerdings enorme finanzielle Anstrengungen erforderlich. 

Investitionen in Digitalisierungsvorhaben, moderne Maschinen und Anlagen sowie das Know-how der Mitarbeiter sind für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen essenziell. Die Schlagkraft der deutschen Wirtschaft, auch im internationalen Vergleich, ist damit eng an die Finanzierungsmöglichkeiten für mittelständische Unternehmen geknüpft."

KMU blicken skeptisch in die Zukunft

Doch kräftig gestiegene En­er­gie-, Roh­stoff- und Vorleistungsgüterpreise, Material- und Per­so­na­lengpässe, eine Rekordin­fla­tion so­wie stei­gende Zin­sen wirken sich auf die Ge­schäfts­mo­delle und die Wert­schöpfung von KMU aus und mittelbar auch auf die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung. Das stimmt viele Firmenlenker mit Blick auf die kommenden Monate skeptisch: Blickten in der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021 noch rund drei Vier­tel (78 Prozent) op­ti­mis­ti­sch in die Zu­kunft, tut dies aktuell nur noch knapp die Hälfte (46 Prozent) der Be­frag­ten.

Ihnen machen die ste­tig zu­neh­mende Büro­kra­tie sowie die Über­re­gu­lie­rung, hohe En­er­gie­preise so­wie der Fachkräfte­man­gel zu schaffen. Fast jedes befragte KMU (94 Prozent) sieht im Fehlen von qualifiziertem Personal das größte Wachstumshindernis, das neben den gestiegenen Kosten zu Umsatzeinbußen führt.   

Kurzarbeitergeld und Gewinnthesaurierung wichtig

Um trotzdem über ausreichend Liquidität zu verfügen, setzen die Betriebe wie schon 2021 auf das Kurz­ar­bei­ter­geld als be­lieb­teste staat­li­che Maßnahme. "Vor al­lem Un­ter­neh­men mit en­er­gie­in­ten­si­ven Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen profitierten zu­dem von der An­wen­dung der Strom­preis­bremse", so die Studienautoren. Rund ein Drittel der befragten Mit­telständ­ler (34 Prozent) konnte bislang wegen der über Jahre aufgebauten Ei­gen­ka­pi­tal­aus­stat­tung auf auf ge­son­der­te Maßnah­men zur Li­qui­ditäts­si­che­rung ganz verzichten. 

Die The­sau­rie­rung, also das Einbehalten, von Ge­win­nen hat seit den Vorgängerbefragungen noch ein­mal spürbar an Re­le­vanz ge­won­nen: Während 2018 und 2021 je­weils rund 70 Prozent der KMU angaben, ihre Eigenkapitalbasis maßgeb­lich über diesen Weg gestärkt zu ha­ben, sind es nun 83 Prozent der Firmen. 

Konservative Finanzierung beliebt

Da­ge­gen sind Ge­sell­schaf­ter deut­lich re­strik­ti­ver in der Al­lo­ka­tion ih­rer pri­va­ten fi­nan­zi­el­len Mit­tel ge­wor­den. Stellte in der Ver­gan­gen­heit je­weils noch rund je­der Vierte Mit­telständ­ler dem Betrieb zusätz­li­che Ein­la­gen zur Verfügung, tut dies nur noch rund je­der Achte (14 Prozent).

Mit­telständi­sche Un­ter­neh­men, die ex­ter­nes Ka­pi­tal benötig­ten, bevorzugen wei­ter­hin klas­si­sche Fi­nan­zie­rungs­in­stru­mente wie Bank- und Förder­dar­le­hen, Lea­sing oder Fac­to­ring so­wie Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen. Alternative Wege wie Fi­nanz­in­ves­to­ren, Pri­vate Debt Fonds oder auch stra­te­gi­sche In­ves­to­ren sind für die meisten KMU weniger in­ter­es­sant ein­ge­stuft - trotz der unterschiedlichen Kri­sen der ver­gan­ge­nen drei Jahre.

ESG-Faktoren werden für Finanzierer wichtiger

Allerdings sind die Studienautoren überzeugt, dass die Zu­nahme von ökologischen, sozialen und Governance-Fak­to­ren, kurz ESG, auch die Finanzierung des Mittelstands beeinflussen wird. "Eine zu­neh­mende Re­gu­la­to­rik, ein sich ste­tig verändern­des Kauf­ver­hal­ten der Kun­den, aber auch die ei­gene un­ter­neh­me­ri­sche Mo­ti­va­tion, die be­reits heute die nach­hal­ti­gere Un­ter­neh­mens­aus­rich­tung we­sent­lich de­ter­mi­niert, rücken ESG-The­men ins Be­wusst­sein der Mit­telständ­ler und de­ren Fi­nan­zie­rer", heißt es. 

Auch wenn bislang nur drei Prozent der befragten Unternehmen "in hohem Maße" und 45 Prozent zumindest "teilweise" während ihrer Finanzierungsverhandlungen mit dem Thema ESG und Taxonomie konfrontiert wurden, wird der Einfluss der Nachhaltigkeitsfaktoren auf die Bo­nität steigen, prognostiziert der Report. "Die Ban­ken und Fi­nanz­dienst­leis­ter sind heute schon ver­pflich­tet, bei ih­ren Kre­di­ten­ga­ge­ments Nach­hal­tig­keits­as­pekte zu berück­sich­ti­gen und nach ESG-Kri­te­rien zu ent­schei­den", heißt es in der Studie.

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