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20.03.2025 | Unternehmenskultur | Interview | Online-Artikel

"Nicht-materielle Leistungen fördern ein produktives Team"

verfasst von: Andrea Amerland

4:30 Min. Lesedauer

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Es sind nicht mehr die Klassiker wie Jobrad oder Betriebliche Altersvorsorge, die Arbeitgeber attraktiv machen. Jüngere Generationen legen eher wert auf persönliche Entwicklung, Flexibilität und eine positive Unternehmenskultur, so Geschäftsführer Matthias Wernicke.

springerprofessional.de: Einer der meistgeklickten Management-Artikel auf Springer Professional trägt den Titel "Als Mutter machst du keine Karriere". Woran liegt es, dass sich Familie und Karriere hierzulande noch immer so schwer vereinbaren lassen, insbesondere für Frauen? 

Zunächst muss man natürlich sagen, dass eine Doppel- und Dreifachbelastung für jeden von uns immer eine besondere Herausforderung ist: Das Jonglieren von Familienpflichten, einem starken Commitment zum Job, und unter Umständen noch weiteren Herausforderungen, wie zum Beispiel die Pflege älterer Angehöriger, ein ehrenamtliches Engagement oder selbst nur eine intensiv ausgelebte Freizeitbeschäftigung ist häufig zeitlich schwierig umzusetzen.

Die Frage für uns als Gesellschaft ist doch aber: Warum tragen immer noch vor allem Frauen hier eine besondere Last, und was können wir als Arbeitgeber beitragen, um diese Mehrfachbelastung abzufedern? Die Aufgabe von Unternehmen, ist es, hier Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich alle Mitarbeitenden einbringen und weiterentwickeln können.  

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Wettbewerbsvorteil Familienbewusstsein

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Arbeitnehmende wollen heute familienbewusste Arbeitgeber, die ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe an Beruf, Familie und Privatleben ermöglichen: angefangen bei dem Wunsch, die Erwerbstätigkeit mit Freizeit und/oder Ehrenamt zu kombinieren, über die Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung bis hin zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.

Welche Rolle spielen Sonderleistungen bei der Arbeitgeberwahl und mit welchen Benefits können Arbeitgeber hier punkten? 

Die Ergebnisse des "Merck Future Compass" haben gezeigt, dass für knapp ein Drittel der Generation Z und Millenials in Deutschland das Thema Nachwuchs sorgenbelastet ist und dieses nur knapp von Ängsten vor Krankheiten, wirtschaftlichen Problemen oder bewaffneten Konflikten übertroffen wird. Unsicherheit über die künftige Familienplanung hat folglich einen großen Einfluss auf die emotionale Gesundheit der jüngeren Generationen.  

Mit einem "Fertility Benefit" Programm unterstützen wir daher Mitarbeitende weltweit bei Problemen und der unter Umständen notwendigen medizinischen Unterstützung eines Kinderwunsches. In Deutschland wird das Angebot bislang sehr gut angenommen: Seit dem dortigen Start des Programms im Januar 2024 haben bereits rund 200 Mitarbeitende einen Erstattungsantrag gestellt, wobei Anträge und Abwicklung der Erstattung absolut anonym und vertraulich innerhalb des Unternehmens bearbeitet werden. Auch flexible Arbeitsmodelle tragen dazu bei, dass Familie und Karriere kein Widerspruch sind. Zu nennen sind hier beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle, Arbeitszeitkonten, Homeoffice, Sabbaticals oder Jobsharing ebenso wie das Angebot von unternehmenseigenen Kinderbetreuungseinrichtungen. 

Sie haben auch den Stellenwert emotionaler beziehungsweise psychischer Gesundheit für Erwerbstätige abgefragt. Was verstehen Sie genau darunter und welche Faktoren spielen dabei für die Befragten die größte Rolle?

Die psychische oder emotionale Gesundheit hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität und damit auch auf die individuelle Leistungsfähigkeit und Resilienz. Sie ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen und produktiv arbeiten kann.

Sie wird sowohl von beruflichen wie privaten Faktoren beeinflusst. Das zeigt sich auch deutlich in unseren Studienergebnissen. Wir fragten im Rahmen der Studie nach den Faktoren, die hauptsächlich die emotionale Gesundheit der Generation Z und Millenials beeinflussen. Die Top Fünf der Einflussfaktoren für die emotionale Gesundheit wird angeführt von der Angst vor Krankheiten, gefolgt von der volkswirtschaftlichen Situation und den Arbeitsbedingungen inklusive der individuellen Gehaltssituation. Bewaffnete Konflikte rangieren auf Platz vier der Faktoren mit einem großen Einfluss auf die emotionale Verfasstheit. Danach schließen sich die Unsicherheit über die künftige Familienplanung der Befragten und die Folgen des Klimawandels an.

Wie kann die verpflichtende psychische Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz die Unternehmenskultur verbessern und Arbeitgeber auf dem Gebiet des Gesundheitsmanagement für Bewerber attraktiv machen?

Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist ein Analyse-Tool, das hilft, mögliche Belastungssituationen zu identifizieren und mit geeigneten Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements gegenzusteuern. Um jedoch mit der hohen Veränderungsdynamik Schritt halten zu können, braucht es insbesondere einen kontinuierlichen und offenen Dialog zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen darüber, wie wir eine wertschätzende Unternehmenskultur und ein leistungsförderndes Arbeitsumfeld weiterentwickeln können.

Regelmäßige Befragungen der Mitarbeitenden spielen hier eine wichtige Rolle. Ein besonders wichtiger Aspekt bleibt aber die direkte Führungskraft: Vorgesetzte sind im täglichen Kontakt mit ihren Teammitgliedern am ehesten in der Lage, berufliche wie persönliche Belastungssituationen zu identifizieren und gemeinsam mit der Personalabteilung und dem Gesundheitsmanagement abgestimmte Unterstützungsangebote zu machen.

Wie erklären Sie sich den Trend hin zu nicht-materiellen Leistungen, denen Bewerber immer mehr den Vorzug geben? 

Der Trend hin zu nicht-materiellen Leistungen spiegelt einen grundlegenden Wandel in den Werten und Prioritäten der heutigen Arbeitnehmenden wider. Immer mehr Bewerberinnen und Bewerber suchen nach einem Arbeitsumfeld, das ihre persönliche Entwicklung, Work-Life-Balance und psychische Gesundheit unterstützt. Faktoren wie flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine positive Unternehmenskultur gewinnen an Bedeutung, da sie das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden fördern.

Unternehmen, die diese nicht-materiellen Leistungen anbieten, positionieren sich nicht nur als attraktive Arbeitgebende, sondern fördern auch ein engagiertes und produktives Team, das langfristig zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Die Ergebnisse unserer Studie sind eindeutig: Für knapp ein Drittel der jungen Deutschen ist zeit- und ortsflexibles Arbeiten das wichtigste Kriterium bei der Arbeitgeberwahl, gefolgt von Karrierechancen und der Übereinstimmung mit den persönlichen Zielen und Werten mit jeweils rund 17 Prozent.

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