Die politischen Vorgaben für Unternehmen, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden, sind das eine Problem - die Konsumentensicht auf die Fortschritte das andere. Denn die Verbraucher sehen bei Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit großen Nachholbedarf.
Unternehmen geraten durch die Erwartungen der Konsumenten immer stärker unter Druck, nachhaltiger zu wirtschaften.
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Das Thema Nachhaltigkeit hat für Menschen weltweit eine große Bedeutung und bleibt nicht nur auf die Generation Fridays for Future beschränkt. Das geht klar aus einer Oracle-Befragung hervor, für die zwischen dem 25. Februar und dem 14. März 2022 rund 11.000 Teilnehmer in 15 Ländern befragt wurden, darunter um die 1.000 aus Deutschland.
Demnach sind für 90 Prozent der Menschen hierzulande umweltrelevante und soziale Fragen wichtiger denn je. Für 74 Prozent der Deutschen hat Nachhaltigkeit inzwischen einen derart hohen Stellenwert erlangt, dass sie ihr Verhalten geändert haben. Doch monieren 93 Prozent zu wenig gesellschaftlichen Fortschritt bei der grünen Transformation. Bei der Frage nach den Gründen für die mangelnde Entwicklung, gehen 41 Prozent von anderen Prioritäten bei ihren Mitmenschen aus. 39 Prozent beklagen Faulheit und Egoismus als Maxime für das Handeln, so dass die Rettung des Planeten schlichtweg auf der Strecke bleibt.
Nachhaltigkeit wird zu wenig umgesetzt
Gewinnstreben nennen 30 Prozent als Ursache für das langsame Vorankommen bei den ESG-Zielen (Environmental, Social, Governance). 35 Prozent sprechen Unternehmen grundsätzlich die besseren Ausgangsbedingungen für den gründen Wandel zu als dem Einzelnen oder Regierungen. Wohl auch deswegen sind mehr als zwei Drittel (77 Prozent) frustriert, weil sie die von Unternehmen ergriffenen Maßnahmen als unzureichend erleben. 89 Prozent kritisieren Firmen dafür, Ziele für Umwelt, Soziales und Governance zwar zu kommunizieren, aber nicht in die Tat umzusetzen.
In letzter Konsequenz würden 65 Prozent aller Deutschen mit einer Marke brechen beziehungsweise diese ächten, wenn diese zu lax mit Nachhaltigkeits- und Sozialinitiativen umgeht. 59 Prozent der Befragten kündigen in der Umfrage sogar an, ihren Arbeitgeber gegebenenfalls zu verlassen, um für eine nachhaltigere Organisation zu arbeiten. Gleichzeitig wären Konsumenten bereit, mehr für Corporate Social Responsibility (CSR) bei Produkten und Services zu bezahlen, in diese zu investieren (76 Prozent) oder für sie zu arbeiten (77 Prozent).
Manager erkennen ESG-Relevanz
Anscheinend sind sich die deutschen Manager bewusst, wie hoch die Sustainability-Erwartungen an sie sind und das ESG-Programme für den Unternehmenserfolg einen hohen Stellenwert haben. So wollen 92 Prozent Nachhaltigkeits- und Gesellschaftskennzahlen verwenden, um traditionelle Geschäftszahlen zu kommunizieren, 84 Prozent planen, die Nachhaltigkeitsinvestitionen zu erhöhen.
Die größten Vorteile von nachhaltigen Unternehmen sehen die befragten Führungskräfte in:
- der Stärkung der Marke (34 Prozent),
- der Neukundengewinnung (34 Prozent) und der
- Steigerung der Produktivität (31 Prozent).
Doch auf dem Weg zu mehr Umwelt- und Gesellschaftsverantwortung gibt es auch einige Hürden zu überwinden, urteilen die befragten Manager (88 Prozent). Die größten Probleme sehen sie demnach in:
- ESG-Metriken, dies sei bei Partnern und Drittanbietern einholen müssen (29 Prozent),
- der Messung der Fortschritte (24 Prozent) und
- zeitaufwendigen manuellen Berichtsprozessen (24 Prozent).
Mit Technologie zum ESG-Erfolg
Fast alle deutschen Manager (94 Prozent) räumen ein, das menschliche Vorurteile und Emotionen oft von den ESG-Zielen ablenken. Auch wenn sie zum überwiegenden Teil ein größeres Vorankommen durch den Einsatz von Technologie erwarten (84 Prozent) und dabei für Entscheidungen bevorzugt auf Künstliche Intelligenz (KI) zurückgreifen würden, halten sie Menschen immer noch für wichtig für den Nachhaltigkeitserfolg.
Obwohl Führungskräfte die Bedeutung von CSR erkennen, gehen sie "jedoch oft fälschlicherweise davon aus, dass sie entweder dem Gewinn oder der Nachhaltigkeit Priorität einräumen müssen", sagt Jürgen Lindner, Senior Vice President und CMO, Global Marketing SaaS bei Oracle. Setzten diese bereits vorhandene Technologie richtig ein, bringen diese nicht nur Nutzen für die Umwelt, "sondern auch erhebliche Umsatzsteigerungen, Kosteneinsparungen und andere Vorteile [...], die sich wiederum auf das Geschäftsergebnis auswirken."