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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Unternehmensverantwortung: Primum non nocere

verfasst von : Andreas Suchanek

Erschienen in: Entgrenzte Verantwortung

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, das Konzept der Unternehmensverantwortung zu rekonstruieren auf der Grundlage von Überlegungen, die auf den Moralphilosophen Adam Smith zurückgehen. Dieser bestimmte als grundlegende Tugenden die Förderung des eigenen Wohlergehens („Klugheit“), die Förderung des Wohlergehens anderer („Wohlwollen“) und die Vermeidung von Schädigungen („Gerechtigkeit“). Übertragen auf das Konzept der Unternehmensverantwortung können diese Tugenden reformuliert werden als Prinzipien der Eigenverantwortung, der gesellschaftlichen Wertschöpfung und der Nichtschädigung. Im nächsten Schritt wird argumentiert, dass die dritte Dimension der Nichtschädigung aus ethischer Sicht systematischen Vorrang haben sollte, weil sie die wichtigste Grundlage für nachhaltige gesellschaftliche Kooperation darstellt. Das zugrunde liegende Problem betrifft die Verlässlichkeit wechselseitiger Verhaltenserwartungen. Abschließend werden einige Implikationen bzw. Konkretisierungen des Nichtschädigungs-Prinzips erörtert.

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Fußnoten
1
Friedman, The Social Responsibility of Business is to Increase Its Profits, 1970.
 
2
Einen Überblick über die Diskussion vermittelt der Band Schneider/Schmidpeter, Corporate Social Responsibility, 2. Aufl., 2015.
 
3
In der Wirtschaftsethik wurde dieser Gedanke von Karl Homann systematisch entwickelt, siehe grundlegend Homann, Sollen und Können, 2014.
 
4
Siehe Friedman, Capitalism and Freedom, 1980.
 
5
Smith, Wealth of Nations, IV, 2, 9. Die beiden Hauptwerke Smiths werden im Folgenden nicht nach Seitenzahlen, sondern nach der folgenden Einteilung zitiert:
  • The Theory of Moral Sentiments: Teil/Abschnitt/Kapitel 1976a.
  • An Inquiry Into the Nature and Causes of the Wealth of Nations: Buch/Kapitel/Abschnitt 1976b.
 
6
Friedman, Capitalism and Freedom, 1980, S. 133.
 
7
Die Überlegungen dieses und des nächsten Abschnitts wurden zuerst entwickelt in Suchanek, Freiheit und Vertrauen, in: Hüther u. a. (Hrsg.), Unternehmen im öffentlichen Raum, 2015, S. 251.
 
8
Vgl. Romilly, Memoirs of the life of Sir Samuel Romilly, 1840, S. 309.
 
9
Smith, Theory of Moral Sentiments, I, 1, 1.
 
10
Ebda, VI, 3, 2.
 
11
Ebda, II, 2, 2.
 
12
Siehe dazu Suchanek, Ökonomische Ethik, 2. Aufl., 2007, S. 49 u. pass.
 
13
Rawls, Theorie der Gerechtigkeit, 1979, S. 19.
 
14
Smith, Theory of Moral Sentiments, II, 2, 1.
 
15
Smith, Wealth of Nations, I, 2, 2.
 
16
Smith, Theory of Moral Sentiments, II, 2, 3.
 
17
Siehe Waldkirch, Unternehmen und Gesellschaft, 2002.
 
18
Siehe dazu etwa Homann/Suchanek, Ökonomik, 2. Aufl., 2005, Kap. 5.
 
19
Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass hier nicht von Gewinnmaximierung gesprochen wird. In formalen Modellen hat diese Annahme ihren Sinn, doch übertragen auf den betrieblichen Alltag zeigt(e) sich immer wieder, dass damit eine Verengung der Handlungsperspektive einhergeht, die problematisch ist, insofern dem Gewinnziel alle anderen Ziele und Werte untergeordnet werden.
 
20
Genau genommen ist das noch einmal zu qualifizieren, weil es Interessen gibt, die systematisch auf die Schädigung anderer ausgerichtet oder gegen die Interessen der Gesellschaft gerichtet sein können, ohne dass es dafür rechtfertigende Begründungen gäbe. Hier zeigt sich bereits die Interdependenz zu den beiden nachfolgenden Aspekten. Gleichwohl bleibt auch dann das moralische Recht des Akteurs, überhaupt in seinen Interessen respektiert zu werden.
 
21
Porter/Kramer, Creating Shared Value, Harvard Business Review, 2011, S. 62 (62 ff.); Meynhardt, Public Value, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Verantwortungsvolles Unternehmertum. Wie tragen Unternehmen zu gesellschaftlichem Mehrwert bei?, 2016, S. 25.
 
22
Kirchgeorg u. a., Das Leipziger Führungsmodell, 2017, S. 25.
 
23
Dabei sei hier offengelassen, ob das „Wohlwollen“ letztlich aus „Klugheit“ erfolgt; vgl. die Diskussion des vorherigen Abschnitts.
 
24
Ausführlich zur zentralen Bedeutung von Vertrauen siehe Suchanek, Unternehmensethik, 2015.
 
25
Primum non nocere, gelegentlich auch als primum nil nocere, bedeutet „vor allem nicht schädigen“. Die Formulierung ist vor allem in der Medizin populär, siehe etwa Smith, Origin and uses of primum non nocere, The Journal of Clinical Pharmacology, 2005, S. 371. Interessanterweise benutzte auch Peter Drucker, einer der einflussreichsten Autoren über Management, diese Formel in seinem Aufsatz über Verantwortung; siehe Drucker, Management: Tasks, Responsibilities, Practices, 1986, Kap. 28.
 
26
Smith, The Theory of Moral Sentiments, 1976a, II, 2, 3.
 
27
Hier ließe sich wieder argumentieren, dass voneinander kluges Verhalten erwartet werden kann, das die angemessene Berücksichtigung der Interessen der anderen einschließlich ihrer Nicht-Schädigungs-Erwartung umfasst. Meine Kritik an dieser Argumentation, die für bestimmte theoretische Zwecke sehr sinnvoll sein kann, ist, wie oben bereits ausgeführt, heuristischer – man könnte auch sagen: psychologischer oder didaktischer – Natur: Diese Art der Argumentation mag theoretisch elegant sein, in der Umsetzung führt diese Reduktion tendenziell zu einem Framing, das die im Text angesprochenen problematischen Folgen implizieren kann. Das heißt aber eben nicht, dass dem Argument der Anreizkompatibilität damit eine Absage erteilt wird. Behauptet wird nur, wie unter Punkt 4. ausgeführt, die Irreduzibilität der verschiedenen Aspekte.
 
28
Möglicherweise liegt hier ein zentraler Grund für das Scheitern kommunistischer Gesellschaftssysteme, insofern diese unterstellen, gesellschaftliche Kooperation zum erheblichen Teil auf Wohlwollen im beschriebenen Sinne stützen zu können.
 
29
Ausführlich dazu Suchanek, Unternehmensethik, 2015, insbes. Kap. 4.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Peter Drucker, Management: Tasks, Responsibilities, Practices, 1986. Peter Drucker, Management: Tasks, Responsibilities, Practices, 1986.
Zurück zum Zitat Milton Friedman, The Social Responsibility of Business is to Increase its Profits, New York Times Magazine, 13. September 1970, S. 32–33, 122–126. Milton Friedman, The Social Responsibility of Business is to Increase its Profits, New York Times Magazine, 13. September 1970, S. 32–33, 122–126.
Zurück zum Zitat Milton Friedman, Capitalism and Freedom, 1980. Milton Friedman, Capitalism and Freedom, 1980.
Zurück zum Zitat Karl Homann, Sollen und Können: Grenzen und Bedingungen der Individualmoral, 2014. Karl Homann, Sollen und Können: Grenzen und Bedingungen der Individualmoral, 2014.
Zurück zum Zitat Karl Homann/Andreas Suchanek, Ökonomik. Eine Einführung, 2. Auflage, 2005. Karl Homann/Andreas Suchanek, Ökonomik. Eine Einführung, 2. Auflage, 2005.
Zurück zum Zitat Manfred Kirchgeorg/Timo Meynhardt/Andreas Pinkwart/Andreas Suchanek/Henning Zülch, Das Leipziger Führungsmodell, 2017. Manfred Kirchgeorg/Timo Meynhardt/Andreas Pinkwart/Andreas Suchanek/Henning Zülch, Das Leipziger Führungsmodell, 2017.
Zurück zum Zitat Timo Meynhardt, Public Value. Der Gemeinwohlbeitrag von Organisationen und Unternehmen, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Verantwortungsvolles Unternehmertum. Wie tragen Unternehmen zu gesellschaftlichem Mehrwert bei, 2016, S. 25. Timo Meynhardt, Public Value. Der Gemeinwohlbeitrag von Organisationen und Unternehmen, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Verantwortungsvolles Unternehmertum. Wie tragen Unternehmen zu gesellschaftlichem Mehrwert bei, 2016, S. 25.
Zurück zum Zitat Michael Porter/Michael Kramer, Creating Shared Value. How to Reinvent Capitalism – and Unleash a Wave of Innovation and Growth, Harvard Business Review, 2011, S. 62. Michael Porter/Michael Kramer, Creating Shared Value. How to Reinvent Capitalism – and Unleash a Wave of Innovation and Growth, Harvard Business Review, 2011, S. 62.
Zurück zum Zitat John Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, 1979. John Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, 1979.
Zurück zum Zitat Samuel Romilly, Memoirs of the life of Sir Samuel Romilly. Volume 1, 1840. Samuel Romilly, Memoirs of the life of Sir Samuel Romilly. Volume 1, 1840.
Zurück zum Zitat Adam Smith, The Theory of Moral Sentiments. Bd. 1 der Glasgow Edition of the Works and Correspondence of Adam Smith, hrsg. v. D. D. Raphael/Andrew Skinner, 1976a. Adam Smith, The Theory of Moral Sentiments. Bd. 1 der Glasgow Edition of the Works and Correspondence of Adam Smith, hrsg. v. D. D. Raphael/Andrew Skinner, 1976a.
Zurück zum Zitat Adam Smith, An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. Bd. 2 der Glasgow Edition of the Works and Correspondence of Adam Smith, hrsg. v. D. D. Raphael/Andrew Skinner, 1976b. Adam Smith, An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. Bd. 2 der Glasgow Edition of the Works and Correspondence of Adam Smith, hrsg. v. D. D. Raphael/Andrew Skinner, 1976b.
Zurück zum Zitat Andreas Schneider/René Schmidpeter (Hrsg.), Corporate Social Responsibility. Verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis, 2. Auflage, 2015. Andreas Schneider/René Schmidpeter (Hrsg.), Corporate Social Responsibility. Verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis, 2. Auflage, 2015.
Zurück zum Zitat Cedric Smith, Origin and uses of primum non nocere—above all, do no harm!, The Journal of Clinical Pharmacology, 2005, S. 371. Cedric Smith, Origin and uses of primum non nocere—above all, do no harm!, The Journal of Clinical Pharmacology, 2005, S. 371.
Zurück zum Zitat Andreas Suchanek, Ökonomische Ethik, 2. Auflage, 2007. Andreas Suchanek, Ökonomische Ethik, 2. Auflage, 2007.
Zurück zum Zitat Andreas Suchanek, Freiheit und Vertrauen, in: Michael Hüther/Klaus Bergmann/Dominik Enste (Hrsg.), Unternehmen im öffentlichen Raum, 2015, S. 251. Andreas Suchanek, Freiheit und Vertrauen, in: Michael Hüther/Klaus Bergmann/Dominik Enste (Hrsg.), Unternehmen im öffentlichen Raum, 2015, S. 251.
Zurück zum Zitat Andreas Suchanek, Unternehmensethik. In Vertrauen investieren, 2015. Andreas Suchanek, Unternehmensethik. In Vertrauen investieren, 2015.
Zurück zum Zitat Rüdiger Waldkirch, Unternehmen und Gesellschaft. Zur Grundlegung einer Ökonomik von Organisationen, 2002. Rüdiger Waldkirch, Unternehmen und Gesellschaft. Zur Grundlegung einer Ökonomik von Organisationen, 2002.
Metadaten
Titel
Unternehmensverantwortung: Primum non nocere
verfasst von
Andreas Suchanek
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-60564-6_6