Die Nachfrage nach Bio-Chemikalien innerhalb der Europäischen Union ist hoch. Das Angebot beschränkt sich derzeit allerdings nur auf einige wenige Verbindungen. Gleichzeitig stehen aber Reste verholzter Pflanzen, die sich als Ausgangsmaterial für Bio-Chemikalien bestens eignen, in großen Mengen zur Verfügung.
Seit Oktober arbeiten Forscherteams aus sieben europäischen Ländern gemeinsam an einem neuen systematischen Ansatz. Ziel ist, mit möglichst geringem Energieaufwand und mit möglichst geringem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß aus Land- und Forstwirtschaftsabfällen möglichst hochwertige Produkte zu erzeugen. Um dies zu erreichen, untersuchen die Wissenschaftler zunächst die Prozessketten von den Ausgangsmaterialien bis hin zu hochwertigen Produkten. Das Resource Lab des Instituts für Materials Resource Management (MRM) der Universität Augsburg ist in diesem Kontext Partner und Koordinator des ersten Arbeitspaketes „Abfallmanagement“.
Vom Reststoff zum Baustoff
Ausgangsmaterial in diesen Prozessketten sind zum Beispiel Weizenstroh oder Baumrinde. Aus diesen land- und forstwirtschaftlichen Reststoffen lassen sich u.a. Zucker, Lignin und Tannin bzw. Zuckersäure, Carbonsäure und Aromaten sowie Harze extrahieren. Aus solchen Inhaltsstoffen können unter Einsatz neuartiger Verfahren Materialien wie Klebstoffe, Zement oder Isolierschäume hergestellt werden. Neu entwickelte chemische, thermische oder enzymatische Aufbereitungstechnologien sowie Fermentation werden in Pilotversuchen optimiert und bei der Herstellung von Testprodukten umgesetzt. Die industrielle Eignung der Endprodukte soll schließlich anhand von Prototypen im Bausektor getestet und dargestellt werden.