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2023 | Buch

Verbraucherforschung zwischen Empowerment und Verletzlichkeit

Verbraucherrelevante Zukunftsfragen aus der Perspektive der Wissenschaft und Praxis

herausgegeben von: Gunnar Mau, Michael Schuhen, Manuel Froitzheim

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

AR, KI, Digitale Sprachassistenten… die zunehmende Digitalisierung des Alltags und der Wandel unserer Lebensbedingungen stellt Verbraucher*innen vor neue Herausforderungen: Während die Möglichkeiten zur Information und Einflussnahme durch uns steigen, geben wir gleichzeitig immer mehr Entscheidungsgewalt an (smarte) Dritte ab. Werden wir als Verbraucher*innen also mächtiger – oder doch verletzlicher? Forschende unterschiedlicher Disziplinen haben sich dieser Frage angenommen und präsentieren in diesem Buch ihre Erkenntnisse zu verbraucherrelevanten Zukunftsfragen. Flankiert werden diese Erkenntnisse durch Beiträge von Praktiker*innen, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Anwendungsperspektive einordnen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Vorwort
Zusammenfassung
Die Verbraucherforschung hat in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit von Politik, Verbraucherschutz und Medien erfahren. Diese zunehmende Relevanz hat auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themen des Verbraucherschutzes beflügelt. Ergebnisse zu entsprechenden Fragestellungen kommen mittlerweile aus einer Vielzahl an Disziplinen: Psychologie, Didaktik, Betriebswirtschaftslehre, Informatik, Soziologie, Rechtswissenschaften, Medizin, Landwirtschaft und vielen anderen.
Gunnar Mau, Michael Schuhen, Manuel Froitzheim
Kapitel 2. Governance von und durch Verhaltensdesign
Zusammenfassung
Der Beitrag analysiert den Forschungsstand rund um das Thema Governance von und durch Verhaltensdesign in digitalen Medien und Anwendungen, basierend auf den Erkenntnissen aus mehreren Feldstudien. Die Feldstudien, die er vorstellt, wurden interdisziplinär aufbereitet durch die fünf Linsen der Rechtswissenschaften, Ethik, Informatik, Technikfolgenabschätzung und Verhaltensökonomie. Anhand der gewonnen Einsichten werden generelle Implikationen auf die Verbraucherforschung, die Gesellschaft und der Demokratie diskutiert. „Bequeme Verbraucher“ werden durch eine verantwortungsvolle Anwendung von Verhaltensdesign herausgefordert, zum „lernenden, partizipativen Verbraucher“ zu avancieren.
Christina Timko
Kapitel 3. Ein (Preis-)Algorithmus und seine Perspektiven
Zusammenfassung
Durch die zunehmende Digitalisierung sind automatisierte und algorithmische Entscheidungen ein fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Dabei haben Verbraucher:innen, obgleich der Einfluss dieser Entscheidungen größer wird, oftmals Probleme Systeme ganzheitlich zu verstehen. Wir möchten uns daher mit der Frage beschäftigten, wie Verbraucher:innen sich ein System wie dynamische Preise erklären, um dieser Verständnisproblematik auf den Grund zu gehen. Hierzu werten wir 487 Kommentare aus dem realen Umfeld von Nutzer:innen aus und präsentieren unsere vorläufigen und ersten Ergebnisse einer verbraucherzentrierten Wahrnehmung von dynamischen Preisen. Diese sollen die theoretische und praktische Perspektive ergänzen und zeigen, warum eine Verknüpfung aller Perspektiven für Erklärungsansätze unserer Systeme wertvoll sein kann.
Lena Recki, Maximilian Vorwieger, Gunnar Stevens
Kapitel 4. Wearables and Related Consumer Skills: Implications for Consumer Policy Strategies
Abstract
Consumer policy, especially in an increasingly digitized healthcare environment, presupposes that the competences of consumers are correctly assessed and integrated into consumer protection endeavours. The study deals with the question concerning the competences consumers have in the fields of internet and wearables. The main emphasis will be put on the question whether consumers are able to maintain their ability to act and their decision-making ability when using wearables and which conclusions for consumer policy in healthcare-related issues can be drawn from this. For this purpose, N = 1,355 complete data sets were analysed. It becomes clear that respondents between the age of 17 and 60 exhibit higher skill values than respondents over 60. Their skills can, however, not be generalized as low. Moreover, technical affinity and one’s own competence assessment prove themselves relevant correlation factors. Approaches regarding conveying information and creating transparency are finally presented as strategic principles of consumer policy in the digitized healthcare sector.
Minou Seitz, Michael Schuhen
Kapitel 5. Datenschutzgrundverordnung & digitaler Verbraucherschutz – Einblicke in Verbraucherschutzaspekte und praktische Auswirkungen der DSGVO auf das Datenschutzverhalten von VerbraucherInnen aus Sicht verbraucherschützender Akteure
Zusammenfassung
Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) muss seit dem 25. Mai 2018 unmittelbar in allen EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Sie regelt die Verarbeitung personenbezogener Daten durch Unternehmen und öffentliche Stellen innerhalb der EU und soll dazu beitragen, das geltende Datenschutzrecht an die technologischen Entwicklungen und veränderten Rahmenbedingungen der digitalen Welt anzupassen. Aus Verbrauchersicht ist diese Zielsetzung zu begrüßen, da VerbraucherInnen im digitalisierten Konsumalltag eine wesentliche Nutzergruppe datenintensiver Anwendungen und Dienstleistungen darstellen. Auf der Grundlage praxisrelevanter Einblicke aus Organisationen, die im Verbraucherschutzbereich aktiv sind (Verbraucherzentrale NRW und Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit) wird gezeigt, dass sich seit Geltendwerden der DSGVO aus dem intensivierten Beschwerde- und Anfrageverhalten der VerbraucherInnen sowie dem gesteigerten Einlösen ihrer Betroffenenrechte Hinweise für eine Sensibilisierung in Bezug auf das Thema Datenschutz ableiten lassen. Demgegenüber zeigen VerbraucherInnen aber auch Unmut im Hinblick auf praktische Datenschutzimplikationen, wie dem zahlreichen Empfangen von Aufklärungsemail zum Datenschutz. Insgesamt werden der DSGVO einige die Stellung der VerbraucherInnen verbessernde Schutzaspekte zugewiesen, sodass der Beitrag der DSGVO zum digitalen Verbraucherschutz entsprechend positiv bewertet wird.
Minou Seitz
Kapitel 6. Digitale Geschmacksvermittlung: Work-in-Progress Studie zur Entwicklung eines Nutzer:innen-zentrierten Designs zur Steigerung der Konsumkompetenz
Zusammenfassung
Trotz der immer weiter wachsenden Nachfrage von Online-Shopping-Möglichkeiten, ist der digitale Einkauf von frischen Lebensmitteln für viele Verbraucher:innen wenig attraktiv. Neben grundsätzlichen Barrieren, die die Nutzung des E-Commerce betreffen, stellt die fehlende Möglichkeit die tatsächlichen Produkte zu sehen und anzufassen ein Hindernis dar. Durch unsere Work-in-Progress Studie konnten wir mit Hilfe zweier Fokusgruppen und der Methode der Zukunftswerkstatt herausfinden, wie ein alternativer Ansatz unter Einbezug der Verbraucher:innen gestaltet werden könnte. Aus den prototypischen Zeichnungen der Teilnehmer:innen wurde deutlich, dass die Aspekte der Personalisierung und Transparenz im Vordergrund für sie stehen. In der Umsetzung dieser Ideen sehen wir gleichwohl eine Möglichkeit die Konsumkompetenz zu stärken und Lebensmittelverschwendung vorzubeugen.
Jenny Berkholz, Margarita Esau , Gunnar Stevens
Kapitel 7. Verbraucherschutz und Empowerment durch Software – Die Bedeutung von VRM für die Position des Verbrauchers im Markt
Zusammenfassung
Ein für die Verbraucherwissenschaften und Verbraucherinformatik wichtiges Thema ist der Abbau von Machtasymmetrien zwischen Verbraucher und Anbieter auf dem Markt. Neue Technologien verstärken die Herausforderungen der Verbraucher durch eine immer größer werdende Anzahl an zu verwaltenden Laufzeitverträgen und den damit einhergehenden administrativen Aufwand des Anbieter-Managements im Life Admin. Jedoch bieten die neuen Technologien ebenso Chancen für die Unterstützung des Verbrauchers. Vendor-Relationship-Management-Systeme (VRM-Systemen) antworten auf die Gründe der Machtasymmetrie. So besitzt Software das Potenzial den Verbraucher, neben Maßnahmen des Verbraucherschutzes, wie Regulation und Information, zu stärken. Kündigungen lassen sich bereits heute als rechtssichere Dienstleitung online beauftragen. Die zukünftige Forschung sollte VRM-Systemen in der Verbraucherinformatik einen entscheidenden Stellenwert mit Fragestellungen zur Rolle, Akzeptanz und Wirkung zukommen lassen.
Erik Dethier
Kapitel 8. Wie denken Kantinengäste über Menüs mit Öko-Fleisch? Eine qualitative Untersuchung am Beispiel Betriebsgastronomie
Zusammenfassung
Derzeit werden auf politischer Ebene verschiedene Anstrengungen unternommen, das Tierwohl in der landwirtschaftlichen Tierhaltung über ein nachhaltigeres Konsumverhalten zu fördern. Dazu gehören auch die Förderung des ökologischen Landbaus und eine Erhöhung des Anteils an Öko-Lebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV). Ein bedeutsames Teilsegment der AHV ist die Betriebsgastronomie. Studien haben aufgezeigt, dass unter Gästen aus Betriebskantinen ein Interesse an Öko-Qualität besteht, jedoch ist das Öko-Angebot bisher noch sehr gering. Menüs mit Öko-Komponenten stehen gleichwohl in Konkurrenz zu vielen anderen, die Menü-Entscheidung beeinflussenden Faktoren. In der Studie soll daher der Frage nachgegangen werden, wie Gäste aus der Betriebsgastronomie ein Menü-Angebot mit Öko-Fleisch beurteilen. Dazu wurden mit 24 Probanden aus zwei Betriebskantinen Protokolle Lauten Denkens durchgeführt, bei denen den Teilnehmenden Abbildungen von einem Menü-Angebot mit Öko-Fleisch dargeboten wurden. Die Analyse der Protokolle ergab fünf Beurteilungstypen, die sich durch den Grad der Informiertheit über die ökologische Produktionsweise sowie durch den Grad des Interesses an einem Menü-Angebot mit Öko-Fleisch unterscheiden ließen. Für die Kommunikation von Öko-Fleischmenüs sind insbesondere die Typen der Überzeugten und der Zugeneigten von Bedeutung, wobei bei Letzteren ein höherer Kommunikationsaufwand betrieben werden muss.
Andreas Möstl, Katrin Zander
Kapitel 9. Verbraucherbildung für Lernende mit sonderpädagogischem Förderbedarf – mehr als individualisierte Alltagshilfe?!
Zusammenfassung
Das Themenfeld „Finanzen“ wird in verschiedenen Konzepten zur Verbraucherbildung als Themen- bzw. Handlungsfeld dieser ausgeführt (Pirokowsky et al., 2008; Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland Kultusministerkonferenz [KMK], 2013) und kann somit als ein wesentlicher, konsensualer Bestandteil (schulischer) Verbraucherbildung bezeichnet werden. In den folgenden Ausführungen wird der Bereich der zielgruppenorientierten Verbraucherbildung näher betrachtet und am Beispiel des Themenfeldes „Finanzen“ der Frage nachgegangen, welche Rolle Lernende mit sog. sonderpädagogischem Förderbedarf in der bisherigen fachdidaktischen Forschung spielen und vor welcher Herausforderung eine subjekt- und lebensweltorientierte Verbraucherbildung steht, wenn sie sich (auch) an diese Lernenden beziehungsweise allgemein an sog. Bildungsbenachteiligte richtet.
Anja Bonfig
Kapitel 10. Kinder als verletzliche Verbraucher: Zur Bedeutung der Selbstkontrolle im Kaufprozess
Zusammenfassung
Kinder stellen eine wirtschaftlich interessante Zielgruppe da, die massiv durch Werbung angesprochen wird und durch Verbraucherbildung und Altersbeschränkungen nur partiell geschützt werden kann. Die aktuelle Studienlage spricht dafür, dass manche Voraussetzungen für eine kompetente Teilhabe am Marktgeschehen (z. B. Aufmerksamkeits- und Selbstkontrolle) in ihrer Entwicklung zwar beeinflusst und gefördert werden können, aber vor allem von der neuronalen Reifung abhängen. Anhand aktueller Studienergebnisse aus der Verbraucherforschung wird gezeigt, wie sich das Verhalten und die Selbstkontrolle von Kindern im Kaufprozess unter Verwendung einer computerbasierten Supermarktsimulation untersuchen lässt und wie die Förderung und der Schutz von Kindern als verletzliche Verbraucher zukünftig erfolgen könnte.
Philine Drake
Metadaten
Titel
Verbraucherforschung zwischen Empowerment und Verletzlichkeit
herausgegeben von
Gunnar Mau
Michael Schuhen
Manuel Froitzheim
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41247-0
Print ISBN
978-3-658-41246-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41247-0

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