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2020 | Buch

Vergangenheitsbewältigung in den südkoreanisch-japanischen Beziehungen

Ein Vergleich zu Deutschland und Polen

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Über dieses Buch

Südkorea und Japan haben es bis heute nicht geschafft, die Kriegs- und Besatzungsvergangenheit (1910-45) aufzuarbeiten. Seit Jahrzehnten fordern Trostfrauen, ehemalige Zwangsprostituierte des japanischen Militärs, eine offizielle Entschuldigung und Entschädigung von Japan. Beide Staaten führen einen Kampf der politischen Interessen. Yaena Kwon vergleicht das südkoreanisch-japanische Verhältnis mit Deutschland und Polen. Eine langfristige Annäherung zwischen verfeindeten Nachbarstaaten, so zeigt der Vergleich, muss über eine bilaterale Vergangenheitsbewältigung erfolgen. Welche Erkenntnisse über den deutsch-polnischen Umgang mit Entschädigungs- und Territorialfragen können zu einer südkoreanisch-japanischen Vergangenheitsbewältigung beitragen? Die Analyse liefert wichtige Erkenntnisse über die Funktion des kollektiven Gedächtnisses und einer bilateralen Erinnerungspolitik.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Nur noch 23 südkoreanische Trostfrauen sind am Leben.Bis heute warten die Opfer aus Südkorea und anderen asiatischen Nachbarstaaten auf eine Entschuldigung und Entschädigung der japanischen Regierung. Erst wenn Japan die volle juristische Verantwortung für das Unrecht übernimmt, wenn sich die japanische Regierung offiziell für das staatlich organisierte Verbrechen entschuldigt, werden die Trostfrauen mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit abschließen können.
Yaena Kwon
Kapitel 2. Theoretischer Bezugsrahmen
Zusammenfassung
Vergangenheitsbewältigung ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der mit einem klaren und unmissverständlichen Schuldeingeständnis beginnt. Ausgangspunkt ist die selbstkritische und selbstreflexive Erkenntnis, Unrecht begangen zu haben und dieses Unrecht als Unrecht anzuerkennen. Vergangenheitsbewältigung beruht auf einem universalistischen Geschichts- und Werteverständnis und auf der kollektiven Annahme, dass die Wahrung von Frieden und Menschenrechten einzig und allein durch die Anerkennung der schuldhaft belasteten Vergangenheit erfolgen kann.
Yaena Kwon
Kapitel 3. Normalisierung als Grundlage für eine bilaterale Vergangenheitsbewältigung
Zusammenfassung
Die Normalisierung der Machtverhältnisse zwischen zwei verfeindeten Staaten bildet die politische Grundlage für eine bilaterale Vergangenheitsbewältigung. Ein Normalisierungsabkommen geht über die rein formale Wiederherstellung von diplomatischen Beziehungen hinaus. Dieser Vertrag ist das erste outcome, das auf bilateralen Verhandlungen beruht.
Yaena Kwon
Kapitel 4. Entschuldigung – Worte und Gesten der Wiedergutmachung
Zusammenfassung
Eine Entschuldigung kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Eine Entschuldigung kann den Opfern weder die verlorenen Jahre zurückgeben, noch kann sie die Toten wieder zum Leben erwecken. Jedoch kann eine aufrichtige Entschuldigung etwas ganz Wesentliches wiederherstellen: die Würde der Opfer.
Yaena Kwon
Kapitel 5. Entschädigung – finanzielle und juristische Wiedergutmachung
Zusammenfassung
Eine finanzielle Entschädigung ist lediglich eine materielle Form der Wiedergutmachung. Sie muss auf der Basis einer aufrichtigen Entschuldigung erfolgen, denn ohne eine moralische Wiedergutmachung ist eine materielle Entschädigung nichts wert. Geld kann keine Entschuldigung ersetzen.
Yaena Kwon
Kapitel 6. Erinnerung – moralische Wiedergutmachung
Zusammenfassung
In seiner historischen Rede vom 8. Mai 1985 appellierte Richard von Weizsäcker an die Macht des ehrlichen Erinnerns und Gedenkens. Es gibt Erinnerungen, die nicht auf eigenen persönlichen Erlebnissen beruhen, aber trotzdem für das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Es handelt sich dabei um „kollektiv geteiltes Wissen“; positive sowie negative „Fixpunkte“ (Assmann 1988: 12), also „schicksalhafte Ereignisse der Vergangenheit“, die über Narrative rekonstruiert werden und die unsere Identität innerhalb einer Gesellschaft geprägt haben.
Yaena Kwon
Kapitel 7. Territorialstreit im Kontext von bilateraler Vergangenheitsbewältigung
Zusammenfassung
Territorialkonflikte zwischen zwei Nachbarstaaten haben immer historische Wurzeln und knüpfen sich zugleich an machtpolitische Interessen der Gegenwart. Es geht um die Sicherheit und Verteidigung der nationalen Souveränität, sowie um gegenseitige Bedrohungswahrnehmungen. Die Erinnerungen an die gewaltsame Verschiebung von territorialen Grenzen haben sich ins kollektive Gedächtnis beider Länder unterschiedlich eingeprägt.
Yaena Kwon
Kapitel 8. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
In der vorliegenden Dissertation werden die jahrzehntelangen Konflikte im südkoreanisch-japanischen Verhältnis, die auf die Kriegs- und Besatzungsvergangenheit (1910-45) zurückzuführen sind, in einen vergleichenden Kontext zu Deutschland und Polen verortet. Südkorea und Japan haben es bis heute nicht geschafft, über den Prozess der bilateralen Vergangenheitsbewältigung zentrale Geschichtsfragen aufzuarbeiten. Auch die deutsch-polnische Vergangenheitsbewältigung war von zahlreichen Konfliktsituationen geprägt.
Yaena Kwon
Backmatter
Metadaten
Titel
Vergangenheitsbewältigung in den südkoreanisch-japanischen Beziehungen
verfasst von
Yaena Kwon
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-29460-1
Print ISBN
978-3-658-29459-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29460-1