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10.05.2023 | Vergütung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Schluss mit der Gehaltsbescheidenheit

verfasst von: Annette Speck

4 Min. Lesedauer

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Nach langer Zurückhaltung sind nun deutliche Lohnerhöhungen gefragt. Wo man wieviel verdient, verrät der Kununu Gehaltscheck. Manche regt das womöglich zum Jobwechsel an. Unternehmen sollten ihr Entgeltmanagement daher dringend prüfen.

Derzeit sind die Voraussetzungen für Arbeitnehmer, ein höheres Gehalt durchzusetzen, so gut wie lange nicht. Laut einer Randstad-Ifo-Umfrage rechneten Personalleiter Ende letzten Jahres damit, dass die Löhne in Deutschland 2023 durchschnittlich um 5,5 Prozent steigen.

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Hohe Gewerkschaftsforderungen

Die Gewerkschaften sind mit erheblich höheren Forderungen in die Tarifverhandlungen gegangen: Bei der Post waren es 15 Prozent, Verdi verlangte 10,5 Prozent für den Öffentlichen Dienst, die EVG zwölf Prozent. Hintergrund dafür ist auch, dass die Lohnsteigerungen in den vergangenen Jahren teils sehr mickrig ausfielen. Angesichts von Preiserhöhungen und Inflation bleibt vielen Beschäftigten immer weniger von ihrem Einkommen übrig. Dies erklärt den hohen Druck.

Indessen ist das Entgeltmanagement Teil des betrieblichen Anreizsystems und wirkt auf die extrinsische Motivation der Arbeitnehmer, wie Doris Lindner-Lohmann et al. in dem Buchkapitel "Entlohnung und betriebliche Sozialpolitik" festhalten. (Seite 131) Insofern darf das Entgelt nicht nur als Kostenfaktor betrachtet werden, sondern muss auch in Zusammenhang mit Lohngerechtigkeit, Wertschätzung und Mitarbeiterbindung gesehen werden. Letztere hat in den letzten Jahren bei vielen Beschäftigten zweifellos gelitten.

Mit ihrem Gehalt unzufriedene, wechselwillige Arbeitnehmer haben zudem kräftigen Rückenwind durch den Fachkräftemangel: Diverse Branchen und Berufe bieten gute Chancen, einen neuen Job mit besseren Konditionen zu finden. Wer bei Gehaltsverhandlungen erfolgreich sein will, sollte allerdings eine Ahnung haben, wie die Gehaltslandschaft in Deutschland aussieht.

Versicherungen und Banken zahlen am besten

Laut des Kununu-Gehaltschecks 2023 beträgt das durchschnittliche Bruttojahresgehalt hierzulande 48.538 Euro. Im Vergleich der Bundesländer liegt Hessen vorn, wo die Beschäftigten im Schnitt auf 53.295 Euro in der Lohntüte kommen. Unter den Großstädten rangiert München mit 57.196 Euro an der Spitze. Die bestzahlende Branche ist der Analyse zufolge die Versicherungsbranche mit einem jährlichen Durchschnittsgehalt von 59.629 Euro. Knapp dahinter folgen Banken mit 59.053 Euro. Zu den Top Fünf zählen außerdem Beratungsfirmen, der IT-Sektor sowie die Energiebranche. Am wenigsten wird in der Gastronomie (34.863 Euro) verdient.

In krassem Gegensatz zu den Durchschnittslöhnen etwa von Servicekräften in der Gastronomie (30.085 Euro) oder von Verkaufspersonal im Einzelhandel (29.372 Euro) stehen die Gehälter der Top-Verdiener. Hierzu gehören Partner von Anwaltskanzleien (146.818 Euro), Chefärzte (136.861 Euro), aber auch Ingenieure (96.636 Euro) oder kaufmännische Leitungskräfte (94.263 Euro).

Die Ergebnisse des Kununu-Gehaltschecks basieren auf insgesamt mehr als 566.000 Gehaltsangaben; davon 500.000 aus dem Jahr 2022. Berücksichtigt wurden nur Vollzeitbeschäftigte.

Berufserfahrung und Personalverantwortung bringen mehr Geld

Einmal mehr belegt der Gehaltscheck, dass das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung und Personalverantwortung deutlich steigt. Ebenfalls nicht überraschend: Männer verdienen im Schnitt 8.215 Euro pro Jahr mehr als Frauen. Stichwort: Gender Pay Gap.

Die Tatsache, dass die höchsten Gehälter an Beschäftigte mit Personalverantwortung gehen, ist auch eine Erklärung dafür, warum Frauen im bundesweiten Schnitt vergleichsweise wenig verdienen. Denn gemäß unserer Analyse sind derzeit nur 28,4 Prozent aller Führungskräfte weiblich. Das bedeutet auch, dass der Löwenanteil der hohen Gehaltszahlungen an mehr als 71 Prozent männlicher Führungskräfte geht." Nina Zimmermann, CEO von Kununu

Selbstbewusst und gut vorbereitet in Gehaltsverhandlungen

Der Appell an Frauen, nicht ewig in Teilzeitpositionen zu verharren und sich auch auf Führungspositionen zu bewerben, ist ein Aspekt, um Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern zu beseitigen. Ein anderer Ratschlag für Frauen lautet, selbstbewusst und gut vorbereitet in Gehaltsverhandlungen zu gehen. Zwar urteilte das Bundesarbeitsgericht im Februar, dass die Verdienstunterschiede von Frauen und Männern nicht mit besserem Verhandlungsgeschick begründet werden dürfen.

Doch in vielen Firmen herrscht gar nicht die nötige Gehaltstransparenz für entsprechende Klagen. Ferner fehlt das Verständnis, dass Bezahlung nach Verhandlungsgeschick die Diskriminierung verfestigt. Der Verband der Familienunternehmer beispielsweise kritisiert das Urteil "als scharfen Eingriff in die Verhandlungsfreiheit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und offenbart die Absurdität des Entgelttransparenzgesetzes".

Auch Nebenleistungen aushandeln

Vor diesem Hintergrund ist es - für Frauen wie Männer - sinnvoll, Gehaltsübersichten von Portalen wie Kununu oder Stepstone zur Vorbereitung zu nutzen, um bei Gehaltsverhandlungen die Gehaltsbandbreiten von Branchen und Positionen zu kennen. Springer-Autor Marc Helmold empfiehlt in dem Buchkapitel "Vorstellungsgespräche als Verhandlungen", auch bei der Frage nach dem Gehaltswunsch immer eine Bandbreite von X bis Y zu nennen. Je nach Position gilt es zudem, neben dem Gehalt auch diverse Nebenleistungen für die Vergütung auszuhandeln:

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