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18.02.2021 | Vergütung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Variable Vergütung wird bei vielen Banken sinken

verfasst von: Barbara Bocks

3:30 Min. Lesedauer

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Bonuszahlungen in der Finanzbranche spalten seit jeher die Gemüter. Mittlerweile haben sich auch die Aufsichtsbehörden des Themas angenommen. Wie sich die variable Vergütung in der Branche entwickeln wird.

Anfang des Jahres ist es für Geldinstitute wieder an der Zeit, sich um ihren Bonuspool Gedanken zu machen. Und diese Überlegungen führen bei jedem Institut zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. So verzichtet beispielsweise das Management der ING laut Medienberichten komplett auf Bonuszahlungen für das Geschäftsjahr 2020. Das gab der ING-Chef Steven van Rijswijk Mitte Februar bei der Präsentation des Jahresergebnisses bekannt. Die Commerzbank kürzt nach einem schlechten Geschäftsjahr die variable Vergütung auf unter 100 Millionen Euro. Das berichtete die Zeitung "Welt am Sonntag". Für das Vorjahr hatte dieser Anteil der Vergütung noch eine Höhe von 198 Millionen Euro. Die Deutsche Bank plant dagegen laut Angaben der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" für dieses Jahr mit einem größeren Bonustopf für die variable Vergütung ihrer Mitarbeiter als im Vorjahr und zwar in Höhe von 1,8 Milliarden Euro.

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EZB fordert Zurückhaltung bei der variablen Vergütung

Auch die Aufsicht mischt sich bei diesem Thema immer mehr ein. So forderte beispielsweise die EZB die Institute im August 2020 dazu auf, bis Anfang 2021 den Gesamtbetrag der variablen Vergütung zu reduzieren sowie sich mit Dividendenzahlungen und Aktienrückkaufprogrammen zurückzuhalten. "Die endgültigen Zahlen der variablen Vergütung für das Geschäftsjahr 2020 stehen noch nicht fest", sagt Florian Frank, Leiter Talent & Rewards bei Willis Towers Watson, gegenüber Springer Professional. 

Bei einer Umfrage unter großen Instituten zeichnen sich aber aus Sicht des Experten erste Tendenzen ab. So gehen derzeit vier von zehn Geldhäuser davon aus, dass das Bonusvolumen die gleiche Höhe wie im vergangenen Jahr haben wird. Zwei von zehn Befragten haben das Volumen im Vergleich zum Vorjahr bereits reduziert. Die restlichen 40 Prozent der Institute analysieren laut Frank die Lage noch oder planen Kürzungen.

"Tendenziell fällt der Rückgang bei leitenden Angestellten und Risikoträgern leicht höher aus als bei der breiten Belegschaft", so Frank. Zu den Gründen zählt Frank, dass die Bankenaufsicht den Instituten insgesamt aufgrund der Corona-Pandemie eine konservative Vergütungspolitik abverlangt und dass viele Institute wegen der höheren Risikovorsorge schlechtere Ergebnisse erwarten. Dennoch haben einige Banken ihren Mitarbeitern "aufgrund der besonderen Herausforderungen im Rahmen der Pandemie eine Corona-Prämie zukommen lassen", so Frank weiter.

Regulatorik macht Vergütungssysteme komplexer

Die regulatorischen Rahmenbedingungen führen aus Franks Sicht dazu, dass speziell die variablen Vergütungssysteme in den vergangenen Jahren deutlich komplexer geworden sind. Das schränke auch die motivatorische Wirkung ein. Daher sollte sich die Kreditinstitute aus Franks Sicht darauf konzentrieren, die Komplexität der Vergütungssysteme für die Mitarbeitergruppen, wo dies regulatorisch möglich ist, zu reduzieren, insbesondere für Nicht-Risikoträger.

Optionen sind aus seiner Sicht vereinfachte Bonussysteme, die stärker auf den Gruppenerfolg abstimmen und einfache Adjustierungen für die individuelle Leistung vornehmen. Außerdem sollten die Institute prüfen, ob sie motivierende und steuernde variable Vergütungselemente einführen, wie einen Spot-Bonus.

Nebenleistungen der Institute oft nicht bekannt

Auch die Art und Weise, wie die Nebenleistungen gestaltet und kommuniziert werden, kann ein Ansatzpunkt sein, sich von Wettbewerbern zu differenzieren. "Es fängt oftmals schon damit an, dass Mitarbeiter gar nicht wissen, welche Nebenleistungen es im Unternehmen gibt", erklärt Frank. Als Beispiele für diese Leistungen nennt Springer-Autor Jürgen Weißenrieder in seinem Fachbuch "Nachhaltiges Leistungs- und Vergütungsmanagement" (Seite 148f.) Direktversicherungen zur Altersversorgung, ein Firmenfahrzeug, steuerfreie Benzingutscheine, der kostenlose Besuch eines Fitness-Studios sowie sonstige Einkaufsregelungen.

Deren Auszahlung könne als Sonderzahlung erfolgen, die nach entsprechenden Abzügen als Einmalbeträge an die Mitarbeiter ausgezahlt werden. Diese müssten aus Sicht des Autors allerdings immer abhängig von den jeweiligen steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Gegebenheiten, die sich öfters ändern, überprüft werden. 

Wichtig ist aus Sicht von Frank auch, dass Kreditinstitute die Nebenleistungen an sich regelmäßig kritisch hinterfragen. Es gibt laut des Experten "viele altmodische Nebenleistungen, die schon lange bestehen, während sich die Präferenzen der Mitarbeiter gewandelt haben". Geldhäuser würden viel Motivationspotenzial liegenlassen, wenn sie ihre Nebenleistungen nicht modernisieren.

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