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08.03.2016 | Vergütung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Lohngerechtigkeit in old boy's networks?

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

3:30 Min. Lesedauer

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Wenn Frauen wissen,was der Kollege verdient hilft ihnen das, für die eigene Arbeitsleistung eine faire Bezahlung zu fordern.


Die Gehaltskluft zwischen den Geschlechtern ist nach wie vor bittere Realität. Doch die meisten Arbeitnehmer halten das Gender Pay Gap für ein Gerücht, das höchstens andere betrifft.

Gleiche Qualifikation, vergleichbare Tätigkeit – aber sieben Prozent weniger Gehalt. So sieht deutsche Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern für Frauen im Jahr 2016 aus. Laut Statistischem Bundesamt verdienen sie sogar 22 Prozent weniger, wenn Qualifikation und Tätigkeit außen vor bleiben. Unglaublich und nicht auf meiner Arbeitsstelle? So blauäugig sehen das die meisten Arbeitnehmer. Einer Umfrage des internationalen Job- und Karriereportals Glassdoor zufolge sind die Deutschen zwar Spitzenreiter darin, sich unfair bezahlt zu fühlen. Sie beziehen das aber nur auf die nächsten Kollegen. Immerhin 28 Prozent meinen im direkten Vergleich finanziell benachteiligt zu werden. Geschlechterfaire Löhne sind allerdings für 90 Prozent eine solche Selbstverständlichkeit, dass 73 Prozent die sogenannte Gender Pay Gap für Geschichte halten. Bei Arbeitgebern, die das anders sehen, würden folglich die wenigsten arbeiten wollen.

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Alle Löhne auf den Tisch 

Unternehmen fordert die Studie "Global Gender Pay Gap" zu mehr Transparenz auf. Online äußerten sich in der Befragung 8.245 Arbeitnehmer aus Deutschland und sechs weiteren westlichen Industrienationen zur allgemeinen und zur geschlechterspezifischen Lohngerechtigkeit. Bei einem Unternehmen, bei dem eine Ungleichbehandlung der Geschlechter vermutet wird, würden in Deutschland 69 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer auf eine Bewerbung verzichten. Doch es soll noch etwa 81 Jahre dauern, bis die Gehaltskluft vollständig geschlossen ist. Die sinnvollsten Maßnahmen auf dem langen Weg zu fairen Löhnen sind aus Sicht der deutschen Umfrageteilnehmer:

  • 41 Prozent wollen, dass Arbeitgeber per Gesetz verpflichtet werden, alle Angestellten mit gleicher Erfahrung für die gleiche Tätigkeit auch gleich zu entlohnen
  • 26 Prozent fordern Arbeitgeber auf, eine neue Unternehmenspolitik rund um das Thema faire Löhne einzuführen
  • 26 Prozent meinen, Frauen sollten gleiche Bezahlung mit Beschwerden und Klagen durchsetzen
  • 15 Prozent wollen eine größere interne Transparenz beim Gehalt auf allen Ebenen
  • 14 Prozent wollen vom Arbeitgeber eine höhere Frauenquote in Führungspositionen zugesichert bekommen
  • 11 Prozent wollen außerdem eine erhöhte allgemeine Frauenquote vom Arbeitgeber
Eckdaten Gehaltsunterschiede
Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen ermittelt. In Deutschland verdienen Frauen demnach rund 13 Prozent weniger als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit leisten. Eine weltweite Gender-Gap Studie der ManpowerGroup Deutschland beziffert eine noch größere Diskrepanz: Frauen sollen sogar ein Drittel weniger Gehalt bekommen als ihre männlichen Kollegen. 

Frauen müssen männlich verhandeln dürfen

Wenn Frauen erfahren, wie viel ihre männlichen Kollegen verdienen, dann trauen sie sich selbst härter für ihr Gehalt zu verhandeln. Die Springer-Autorinnen Clara Kulich, Moran Anisman-Razin und Tamar Saguy wollen deshalb die "old-boy's-networks", wo Manager-Gehälter dezent verschwiegen werden, durch Transparenz per Gesetz zerschlagen. "This transparency should be paired with the availability of an ombudsperson to which an individual can report discrimination to provide support to affected women", schreiben die Autorinnen in "The Gender Pay Gap: Particularities and Challenges in the Management Context" (Seite 148).

Außerdem raten die Autorinnen Unternehmen eine Kultur anzustreben, in der die Bedürfnisse von weiblichen Angestellten offen artikuliert und Rollenerwartungen gebrochen werden. "When such needs are not addressed, women may perceive themselves as not conforming to the organizational working culture, and as a result find lower pay more legitimate, leading them to accept it" (Seite 150).  

Wenn Frauen "mit den Füßen abstimmen"

Frauen soll also auf verschiedenen Ebenen die Gelegenheit gegeben werden, sich bewusst für einen chancenfairen Arbeitgeber zu entscheiden. Das meint auch Managementprofessor Michael Wolff im Interview mit den Springer-Autorinnen Isabell M. Welpe, Prisca Brosi, Lisa Ritzenhöfer und Tanja Schwarzmüller. Doch wie finden sie diesen? Wolff will die Unternehmen zu internen Zielsetzungen und zur Veröffentlichung ihres Frauenanteils verpflichten. "Ich glaube, dass Frauen dann mit den Füßen abstimmen würden" und sich schnell für einen anderen Arbeitgeber entscheiden, sagt er in „Der erste Schritt einer gelungenen Personalauswahl muss ein klares Anforderungsprofil sein“ (Seite 212). Für Unternehmen ist das die Chance auf eine von stereotypen Rollenklischees befreite, diverse Führungsmannschaft. 

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