Welche klimapolitischen Vorhaben im Verkehrsbereich kommen in der Bevölkerung an? Eine aktuelle ZEW-Studie zeigt: Das Verbrennerverbot wird mehrheitlich abgelehnt, das Tempolimit auf Autobahnen jedoch überwiegend befürwortet.
Fördern oder Verbieten? Welche klimafreundlichen Verkehrspolitiken finden Zustimmung in der Bevölkerung? Bei der Akzeptanz von klimapolitischen Maßnahmen im Verkehrsbereich spielen wirtschaftliche Eigeninteressen der Bürger eine große Rolle. Dies haben Wissenschaftler vom ZEW Mannheim, der Universität Kassel, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sowie der Universität Göteborg mithilfe von Daten aus einer Befragung von rund 700 Bürgern zu 13 verkehrspolitischen Maßnahmen herausgefunden. Je mehr diese individuell von einer klimafreundlichen Verkehrspolitik profitierten, etwa durch Förderungen, desto höher sei die Zustimmung.
Ja zum Tempolimit
Welche Vorhaben unterstützt werden, erklärt Professor Dr. Andreas Ziegler, Professor für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Kassel, ebenfalls Ko-Autor der Studie: "Am meisten befürwortet werden Maßnahmen, die eine finanzielle Förderung beinhalten, wie zum Beispiel geringere Steuern für öffentliche Verkehrsmittel oder Subventionen für Elektroautos und -busse. Zudem unterstützen mehr als die Hälfte der Befragten die Erhöhung der Steuern auf Flugtickets, und auch das Tempolimit auf Autobahnen wird von mehr Befragten unterstützt als abgelehnt".
Eher abgelehnt werden, so Ziegler, das faktische "Verbrennerverbot" und die Einführung einer Pkw-Maut auf Autobahnen. "Bemerkenswert beim umstrittenen "Verbrennerverbot" ist jedoch, dass es lediglich von weniger als einem Drittel der Befragten strikt abgelehnt wird, so dass sich dessen Akzeptanz eventuell durch eine bessere politische Kommunikation oder begleitende Maßnahmen erhöhen könnte", so Ziegler.
Pull- und Push-Maßnahmen im Verkehrsbereich
Laut der Forscher ließen sich klimapolitische Instrumente in zwei Kategorien einteilen. Pull-Maßnahmen sollen durch finanzielle Entlastungen die Nachfrage nach klimafreundlichen Verkehrsmitteln erhöhen, etwa durch Subventionen für den öffentlichen Verkehr, E-Autos/-Busse oder den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Demgegenüber stünden Push-Maßnahmen, die die Nachfrage nach umweltschädlichen Verkehrsmitteln durch Verbote und höhere Steuern oder Abgaben senken sollen. Zu diesen Maßnahmen zählen etwa die Pkw-Maut, Tempolimits oder Verkaufsverbote.
Zwar würden Pull-Maßnahmen insgesamt stärker befürwortet als Push-Maßnahmen, so die Studie, aber je nach Instrument seien 17 bis 27 % der Befragten bei der Einschätzung unentschlossen. Das könnte daran liegen, vermuten die Forscher, dass viele Menschen nicht wissen, wie sich bestimmte Vorhaben auswirken werden. "Dieser Gruppe könnte die Politik mithilfe von Informationskampagnen dabei helfen, das Verständnis und die Unterstützung für klimapolitische Instrumente zu erhöhen", wie die weiteren Ko-Autoren Professor Dr. Wolfgang Habla von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sowie Kumai Kokash von der Universität Kassel erklären.