Auch wenn Sparbuch, Tages- und Festgeld die am häufigsten genutzten Geldanlagen in Deutschland bleiben, gewinnt der Kapitalmarkt an Attrakivität. Das liegt laut einer Studie auch daran, dass die höheren Zinsen noch nicht überall angekommen sind.
Ob Sparbuch, Tagesgeld, Aktienfonds oder Anleihe: Während die einen auf Sicherheit setzen und die anderen auf mehr Rendite hoffen, bleibt jedem Fünften aufgrund der Teuerung aktuell kein Geld für eine Kapitalanlage.
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Die Zahl der Bundesbürger, die ihr Kapital mit Sparbuch, Tages- oder Festgeld vermehren wollen, ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Dennoch zählen diese Anlageformen nach wie vor zu den beliebtesten in Deutschland. Dafür gewinnen Investmentfonds und ETFs immer mehr Sparer für sich. Obwohl 2022 als sehr turbulentes Börsenjahr in die Annalen eingeht, haben sich davon viele Neuinvestoren nicht nachdrücklich beeinflussen lassen und legen ihr Geld weiterhin langfristig am Kapitalmarkt an. Zu diesen Erkenntnissen kommt das Finanzbarometer 2023, für das die Vermögensberatung J.P. Morgan Asset Management rund 2.000 Frauen und Männern in Deutschland repräsentativ befragt hat.
Zwar ist laut Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, der Anteil derjenigen, die direkt in Aktien investieren, von 31 Prozent auf 26 Prozent gefallen. Doch Fonds und ETFs haben im Vergleich zu 2022 um neun auf 29 Prozent zugelegt.
Zinsen gleichen Inflation nicht aus
Viele Sparer ärgere, dass die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank noch nicht bei ihnen angekommen sind. Aber auch, dass die Zinsen die Inflation noch nicht ausgleichen können und somit die vermeintlich sichere Spareinlage mit einem realen Wertverlust einhergeht. Zwar ist die Frustration über die Sparprodukte im Jahresvergleich um sieben Prozent gesunken. Dennoch sind noch immer 41 Prozent der Deutschen damit "sehr unzufrieden" oder "unzufrieden".
"Dieses geringe Zufriedenheitsniveau wird insofern durch aktuelle Zahlen der Deutschen Bundesbank bestätigt, wonach die privaten Haushalte 2023 erstmals seit 2006 ihre Bestände an Sichteinlagen abgebaut haben", erläutert Schulz. Vor allem private Haushalte haben dem Monatsbericht der Notenbank im August zufolge ihre täglich fälligen Spareinlagen im zweiten Quartal 2023 aufgrund ihrer geringeren Verzinsung abgebaut. Ein Teil des Kapital schichteten sie in attraktivere kurzfristige Termineinlagen um.
Jeder Fünfte hat kein Geld zum Sparen
Insgesamt haben viele Menschen die während der Pandemie aufgebauten Zusatzersparnisse aufgrund der anhaltenden Inflation zwischenzeitlich aufgebraucht: So sagen 26 Prozent, dass sie wegen der höheren Preise weniger sparen oder anlegen. Fast jedem Fünften (19 Prozent) bleibt sogar kein Geld zum Sparen übrig. Und weitere 15 Prozent müssen sogar das bislang Ersparte einsetzen, um ihre Ausgaben bestreiten zu können. Nur 14 Prozent legen derzeit mehr zurück, um die hohe Inflation auszugleichen. Bei 26 Prozent hat sich die Spar- oder Anlagesumme im Vergleich zu 2022 nicht verändert.
Grundsätzlich ist für die Hälfte der befragten Deutschen die Inflation aktuell die größte Gefahr für ihr Erspartes. 31 Prozent fürchten die Folgen einer Rezession und immerhin jedem Fünften bereiten Marktschwankungen einen Grund zur Sorge.