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21.11.2022 | Vermögensverwaltung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wealth Management lohnt sich für Banken

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5 Min. Lesedauer

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Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und eine hohe Inflation haben das Wachstum von Vermögen weltweit gebremst. Doch die Erbengeneration steht in den Startlöchern. Daher lohnen sich Investitionen in das Wealth Management langfristig.

Die liquiden Vermögen im Jahr 2030 schätzen die Autoren des Bain-Reports "In a New World: Time for Wealth Management Firms to Shift Course" auf insgesamt 229 Billionen US-Dollar. Das wäre ein Plus von rund 90 Billionen US-Dollar in den kommenden sieben Jahren. Bislang haben gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise und eine schwächelnde Konjunktur zwar die Entwicklung dieser Finanzpolster auf der ganzen Welt beeinträchtigt, ihr Wachstum aber nicht gestoppt. "Damit wird das Wealth Management mit seinem hohen Anteil wiederkehrender Erträge und seiner großen Kapitaleffizienz für Finanzdienstleister noch attraktiver". Bis zum Ende der Dekade werden sich die Umsätze laut der Prognose des Beratungshauses auf 509 Milliarden US-Dollar verdoppeln. 

Für ihre Schätzungen nutzten die Studienautoren Private-Banking-Daten des britischen Anbieters Global Data sowie Ergebnisse des Cerulli Reports der gleichnamigen Research- und Beratungsgesellschaft. Die Analyse erfolgte anhand des Wealth Management Market Model von Bain. 

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Generation Y und Z bestimmen Geschäftsmodelle

Wer auf diesem Milliarden-Markt mitspielen will, muss sein Geschäftsmodell laut Markus Habbel, Bain-Partner und Co-Autor der Studie, an den Wünschen der nach 1981 geborenen Generationen Y und Z ausrichten. "Schätzungsweise 250 Millionen von ihnen würden 2030 ein jährliches Einkommen von mehr als 100.000 US-Dollar haben und damit zur potenziellen Kundschaft gehören."

Viele Banken nehmen diese Herausforderung an: So berichtet Philipp Gossow, Vertriebsleiter der Privatkundenbank Deutschland mit den Marken Deutsche Bank und Postbank, im Interview mit der Zeitschrift "Bankmagazin" (Ausgabe 10 |2022), dass einige der 400 Deutsche-Bank-Filialen in Private-Banking-Center umwandeln werden. Dort werde es dann keine einfachen Bankgeschäfte mehr geben, sondern nach vorheriger Terminvereinbarung eine Beratung etwa für eine Baufinanzierung oder eine private Altersvorsorge. 

Vier dieser Private-Banking-Center habe die Bank bereits in Betrieb genommen, etwa in Essen-Heisingen oder in München-Nymphenburg. Da es dort keine SB-Zone mehr gebe, müsse das Center "nicht im Erdgeschoss liegen und auch nicht in der Innenstadt mit den dort höheren Mieten", erklärt Gossow. 

Commerz- und Deutsche Bank mit Private-Banking-Fokus

Bei Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal bekräftigte auch die Commerzbank, dass sie sich stärker auf vermögende Kunden konzentrieren möchte. Auch hier wird an einem neuen Filialkonzept gestrickt. Eine besondere Position nehmen hierbei die zwölf neuen Beratungscenter ein, über die das Geldhaus Prinate-Banking-Kunden telefonisch berät. 

Dabei beschäftigen sich künftige Erben mit dem Thema Kapitalanlage deutlich häufiger als ihre Eltern und agieren selbstständiger, wie Christine Weber-Vossen, Associate Partner bei Bain und Co-Studienautorin, feststellt. Das heißt, Banken müssen an ihrem digitalen Angebot feilen, obwohl "in entscheidenden Situationen jüngeren Wohlhabenden eine individuelle persönliche Beratung ebenfalls wichtig ist". Der Lösungsweg liege daher in einem hybriden Ansatz.

Vier Bereiche bestimmen das Wealth Management

Inhaltlich stechen im Wealth Management vier Bereiche besonders hervor, die die Finanzbranche bei der Ausrichtung ihrer Geschäftsmodelle besonders berücksichtigen muss: Nachhaltigkeit, Private Equity und Private Debt, digitale Assets sowie die Altersvorsorge für die Generation der Babyboomer, die sich einen sicheren und komfortablen Lebensabend wünschen. 

Für drei von vier Mitgliedern der Generation Y ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anlagekriterium. Der Anteil ESG-konformer Produkte (Environment, Social, Governance) wird nach Bain-Schätzungen bis 2030 auf 46 Prozent des verwalteten Vermögens steigen. "Laut einer aktuellen Pwc-Studie hat insgesamt das Interesse an nachhaltigen Produkten deutlich zugenommen und 89 Prozent der Befragten sehen in dem Thema Nachhaltigkeit keinen kurzfristigen Trend, sondern einen langfristigen Systemwechsel", schreibt hierzu Corinna Pommerening im Buchkapitel "Ausgewählte Handlungsfelder: Chancen und Herangehensweise" (Seite 214). 

Alternative Assets auf dem Vormarsch

Die Überrenditen gerade großer Private-Equity-Anbieter führten hingegen zu einer steigenden Nachfrage nach Anlagelösungen jenseits der öffentlich regulierten Märkte. "Alternative Assets, also Private Equity/Private Debt, Infrastrukturprojekte und Immobilienobjekte, wiederum erfordern eigene Investmentstrukturen und -prozesse, die auch bei den Nachhaltigkeitsüberlegungen zu berücksichtigen sind und letztlich zu einer Reorganisation der Kapitalanlagenadministration geführt haben", beschreiben zum Beispiel Sven Röckle und Robert Poetzsch die Lage im Versorgungswerk der Architektenkammer Baden-Württemberg (Seite 198 f.). 

Hier bilden die alternativen Investments eine von drei Plattformen. Services werden entlang der Wertschöpfungskette der jeweiligen Assets vorangetrieben. So lassen sich laut der Springer-Autoren Dienstleistungen wie etwa das Asset- und Portfoliomanagement oder Finanzierungen individuell und bedarfsgerecht zusammenstellen oder vergeben. Abhängigkeiten würden reduziert oder entfallen ganz.

Kryptowährungen im Portfolio

Auch dass Kryptowährungen bei zunehmender Professionalisierung zu einem festen Bestandteil im Portfolio werden, sind sich die Studienautoren sicher. Ihr Anteil werde in den kommenden fünf Jahren auf ein bis fünf Prozent des verwalteten Vermögens wachsen. Ein Trend, den auch Harald Patt, Chief Executive Officer der Börse Stuttgart Digital Exchange, im Gespräch mit der Zeitschrift "Bankmagazin" (Ausgabe 11 | 2022) bestätigt: 

Kryptowerte lassen sich genauso leicht handeln wie traditionelle Anlageinstrumente, etwa Aktien. Es hat zudem ein Wandel stattgefunden: Kryptoassets werden nicht mehr nur zur kurzfristigen Spekulation verwendet, sondern auch längere Zeit gehalten. Die aktuell gefallenen Kurse animieren überdies viele Anleger dazu, ihre Positionen sogar noch aufzustocken. Denn schon eine kleine Beimischung von Kryptowährungen kann die Portfolio-Performance und Sharpe Ratio verbessern."

Drei erfolgreiche Private-Banking-Modelle

Laut Weber-Vossen gibt es drei besonders erfolgsversprechende Geschäftsmodelle im Wealth Management: als integrierter Komplettanbieter, Kundenmagnet oder als Nischenplayer. "Gerade große Finanzdienstleister können, je nach Ausgangslage auch über gezielte Übernahmen, das gesamte Leistungsspektrum in der Vermögensverwaltung abdecken", heißt es in dem Report. Zugleich erschließen sie sich mit einer konsequenten Digitalisierung die Kundengruppe jüngerer Gutverdiener. Die Kundenmagneten dagegen konzentrieren sich auf die Beratung einer möglichst hohen Zahl von Vermögenden und setzen bei nachgelagerten Prozessen auf die Leistungen Dritter. "Nischenplayer legen ihren Fokus hingegen auf ein spezielles Kundensegment und spielen hier ihre Stärken entlang der Wertschöpfungskette aus."

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