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03.07.2020 | Versicherungsgeschäft | Nachricht | Online-Artikel

Corona-Folgen für Versicherer bleiben unklar

verfasst von: Alexa Michopoulos

2:30 Min. Lesedauer

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Noch herrscht Rätselraten über die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Assekuranz. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) geht davon aus, dass die Branche nicht bis ins Mark getroffen wurde. Einige Sparten bilden die Ausnahme.

Die Datenlage für das vielfach auf Jahrzehnte ausgerichtete Geschäftsmodell der Versicherer sei schlichtweg noch nicht ausreichend belastbar, um Prognosen zu stellen. Zwar gehe die DAV davon aus, dass die Unternehmen die Folgen der Corona-Pandemie spüren werden. "Aber als existenzbedrohend schätzen wir die Auswirkungen nicht ein", betont DAV-Vorstandschef Guido Bader. Denn derartige Pandemien und deren Folgen seien in den Katastrophenszenarien des europaweit gültigen Aufsichtsregimes Solvency II bedacht und würden von den Aktuaren und Aktuarinnen jährlich im Risikomanagement berücksichtigt.

Risiken für Lebensversicherer bleiben aktuell überschaubar

Sollte die Mortalitätsrate speziell bei den unter 60-Jährigen hierzulande weiterhin nicht signifikant steigen, seien die versicherungstechnischen Risiken für die Lebensversicherer nach DAV-Analysen überschaubar. Es sei aber noch nicht abzuschätzen, ob mit der bevorstehenden Rezession auch ein Anstieg von Berufsunfähigkeitsfällen einhergehen werde.

In der privaten Krankenversicherung sehen die Aktuare zwei gegenläufige Entwicklungen: Auf der einen Seite verursache die Pandemie hohe stationäre Kosten und die Krankenversicherer hätten durch das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz spürbare Mehrausgaben. Andererseits wurden aber auch zahlreiche ambulante und stationäre Behandlungen und Operationen verschoben. Dennoch könnten für die kommenden Jahre Auswirkungen auf die Beiträge der PKV nicht ausgeschlossen werden, so Bader.

Industrieversicherer trifft es besonders hart

Am schwersten betroffen von der Corona-Pandemie sei das Segment Industrieversicherung. "Hier realisieren sich noch nie dagewesene Kumulrisiken, da wir in der Veranstaltungsausfall- und der Betriebsschließungsversicherung de facto eine Betroffenheit von 100 Prozent haben", beschreibt Bader das Problem. Vor diesem Hintergrund stelle sich auch die grundsätzliche Frage, inwieweit die Auswirkungen von Pandemien im gewerblichen Bereich überhaupt versicherbar seien.

Gleichzeitig seien zwei Tendenzen in der Haftpflicht- sowie der Hausrat- und Gebäudeversicherung zu beobachten. Die Zahl der Wasserschäden, Brände und Einbrüche im privaten Bereich sinke. Durch die Quarantäne und das Arbeiten im Homeoffice, gebe es aktuell eine nahezu lückenlose Überwachung des eigenen Zuhauses. Im Gegensatz dazu sei im gewerblichen Bereich durch die teilweise längeren Betriebsschließungen mit zusätzlichen Versicherungsfällen zu rechnen.

In der Kfz-Versicherung deuteten sich dagegen insgesamt weniger Schadenfälle an, da weniger gefahren werde und dadurch weniger Unfälle geschähen.

Anlagenotstand wird sich verschärfen

"Das Zinsniveau war in den vergangenen Monaten bereits extrem niedrig und der Druck hat durch die coronabedingten Markteingriffe der EZB weiter zugenommen. Wir haben im Moment einen Anlagenotstand und dieser wird kurz bis mittelfristig anhalten beziehungsweise sich eher weiter verschärfen", warnt der DAV-Chef.

Erschwerend komme hinzu, dass sich nicht nur die Aktien- und Anleihemärkte hochvolatil und unberechenbar entwickelten, sondern auch im Immobilien- und Hypothekenmarkt sowie bei den alternativen Investments stabile Renditen infrage gestellt sein könnten. "Diese Risiken und mögliche Abschreibungen auf die Kapitalanlagen belasten die Bilanzen der Versicherer und wirken sich negativ vor allem auf die Solvency-II-Quoten der Lebensversicherer aus", prognostiziert der Experte. Bei den Schaden- und privaten Krankenversicherern rechnet die DAV maximal mit moderaten Verschlechterungen der Solvenzquoten.

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