Der deutsche Versicherungsvertrieb umfasst derzeit noch fast 40.000 Außendienstangestellte in Versicherungsunternehmen und rund 230.000 selbstständige, im Vermittlerregister erfasste Versicherungsvermittler, zuzüglich deren rund 80.000 Angestellten sowie weiteren, nicht im Vermittlerregister erfassten Versicherungsvermittlern. Manchen Außenstehenden wird die Relation dieser Vielzahl von im Vertrieb tätigen Personen und Firmen zu den rund 160.000 Innendienstangestellten der Versicherungsunternehmen überraschen.
Unter einem Markt wird abstrakt jedes Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung verstanden. Ein Markt kann eine örtliche und zeitliche Dimension haben wie beispielsweise ein Wochenmarkt. Im Versicherungsbereich kann als Beispiel die Versicherungsbörse Hamburg herangezogen werden, die einen festen Ort darstellt, an dem zu bestimmten Zeiten Anbieter und Nachfrager von Versicherungsschutz zusammenkommen, wobei unter Nachfrager in der Regel nicht die Kunden selbst, sondern Versicherungsmakler als deren Stellvertreter zu verstehen sind. Meistens jedoch findet Markt ohne eine örtliche Festlegung statt (Freiling/Reckenfelderbäumer 2010, 91 ff.).
Die Informationsökonomie basiert auf der klassischen Ökonomie, erweitert aber deren Modell eines Marktes um den realitätsnäheren Gedanken, dass die Wirtschaftssubjekte im Markt — Anbieter und Nachfrage — keine perfekte Information über die jeweiligen Angebote und die Präferenzen der Marktteilnehmer besitzen. Vielmehr bestehen Informationsasymmetrien.
Für das Verständnis des vielschichtigen Versicherungsvertriebs ist es wichtig, Gliederungsmöglichkeiten zu kennen. Dafür bieten sich zunächst einmal rechtliche Vorgaben an, insbesondere des Handelsrechts. Aber seit der Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie in deutsches Recht spielt zusätzlich die gewerberechtliche Gliederung eine besondere Rolle. Beide Gliederungsarten sind nur in Teilen deckungsgleich.
Der Vertrieb ist eine der Kernfunktionen eines Versicherungsunternehmens. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Strategie des Versicherers zu unterstützen durch Ableitung einer Vertriebsstrategie und deren operativer Umsetzung.
Bisher gibt es keine eigenständige „Lehre des Versicherungsvermittlerbetriebs‟ im Gegensatz zur Versicherungsbetriebslehre. Das hat verschiedene Gründe.
Der Versicherungsvertrieb muss sich einer Reihe Trends stellen, die gewohnte Vertriebsmodelle in Frage stellen, aber auch Ideen für neue Vertriebsmodelle liefern.