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Erschienen in:

Open Access 03.12.2024 | Abhandlung

Verstädterung, Wohneigentum und Raumkonstitution. Räumliche Refiguration in Südkorea zwischen Familialismus und queeren Communities

verfasst von: Sung Un Gang, Martina Löw, Jörg Stollmann

Erschienen in: Berliner Journal für Soziologie | Ausgabe 4/2024

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Zusammenfassung

Der Beitrag beleuchtet die räumliche Reorganisation Südkoreas durch Urbanisierung und Wohnungsbau, wobei der Fokus auf die Rolle von Wohneigentum und Raumkonstitution liegt. Die Transformation von ländlichen Gemeinschaften zu städtischen Kleinfamilien wird untersucht, wobei die Wohnhochhäuser (ap’at’ŭ) als zentrales Element der Verstädterung und Modernisierung hervorgehoben werden. Die Autoren betonen die Spannungen zwischen Familialismus und queeren Communities, die sich gegen die heteronormativen Strukturen auflehnen. Besonders hervorgehoben wird das 'Regenbogenhaus' als Beispiel für queere Wohnprojekte, die alternative Lebensformen und -räume schaffen. Der Text zeigt, wie die südkoreanische Gesellschaft durch diese gegenläufigen Dynamiken refiguriert wird, wobei die queeren Communities eine treibende Kraft der gesellschaftlichen Veränderung darstellen.
Hinweise

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

1 Einleitung

Noch in den 1950er-Jahren war Südkorea eines der ärmsten Länder der Welt. Seitdem hat sich das Land nach japanischer Kolonialisierung, Bürgerkrieg und Militärdiktatur von einer landwirtschaftlich geprägten in eine spätmoderne, verstädterte, digitalisierungsaffine Gesellschaft gewandelt. Soziologisch wird diese Entwicklung – mit Bezug auf Ulrich Beck – insbesondere von Kyung-sup Chang1 (1997) als komprimierte Moderne beschrieben. Wir werden in diesem Beitrag der Frage nachgehen, wie die Um- und Neuordnung der Gesellschaft in Südkorea räumlich strukturiert ist. Trotz einschlägiger Untersuchungen, zum Beispiel der Geografin Valérie Gelézeau, die den Apartment-Hochhausbau in Korea als eine „very efficient, urban middle-class production factory‘“ (2008, S. 305) darstellt, bleiben die räumlichen Dynamiken des sozialen Wandels, insbesondere der Konnex von Verstädterung, Wohneigentumserwerb und Raumkonstitution, bisher noch weitgehend unbeachtet. Auch in jüngeren Studien, die den Diskurs über die Kernfamilie (Kim 2015), staatliche Eingriffe in Reproduktionsfragen (Pae 2015) sowie die Unterdrückung queerer Lebensformen (Henry 2020) als Aspekte des südkoreanischen Industrialisierungsprozesses identifizieren, werden Raumfragen kaum thematisiert. Dabei sind Räume, ebenso wie Zeiten, grundlegende soziale Strukturen. Werden sie verändert, dann wandelt sich auch die soziale Ordnung. Wie Gelézeau konzentrieren auch wir uns in unseren Analysen auf städtisches Wohnen und Wohnungsbau, insbesondere auf das Leben in Häusern mit fünf oder mehr Stockwerken, die koreanisch ap’at’ŭ genannt werden.2 Diese Wohnungen werden in der Regel als Eigentum erworben oder in einem dem Eigentumserwerb ähnlichen System (jeonse, wir kommen darauf zurück) mit großem Kapitalaufwand gemietet. Wir wählen für unsere Analyse eine refigurationstheoretische Perspektive (Knoblauch und Löw 2020), d. h. wir untersuchen die räumliche Um- und Neuordnung der südkoreanischen Gesellschaft seit den 1960er-Jahren mit Blick auf die Gleichzeitigkeit gegenläufiger Tendenzen.
Unsere Antwort auf die Frage nach dem Wie der räumlichen Um- und Neuordnung der südkoreanischen Gesellschaft ist, so viel sei schon vorweggenommen, dass Südkorea sich räumlich über die Reorganisation des Wohnens refiguriert hat, indem sich im ersten Schritt die ländliche Gemeinschaft mit räumlich getrennten Frauen‑, Männer- und Gästebereichen in die Figuration der Kleinfamilie im eigenen Heim gewandelt hat. Die heterosexuelle Kleinfamilie im Apartment entwickelte sich zum emotionalen Zentrum des Handelns. Das Konzept der (heterosexuell strukturierten) Familie leitet bis heute staatliche Politik, Unternehmenspolitik und individuelles Handeln an. Da Gesellschaften sich unter Spannungen, d. h. dynamisch im Wechselspiel von Bewegung und Gegenbewegung, auch in Einschreibung in die Bewegung, refigurieren, evoziert die Umordnung Widerstand. So bilden sich im zweiten (zuweilen fast zeitgleichen) Schritt Schwulen- und Lesbenbewegungen sowie schließlich die queeren Gemeinschaften und sozialen Bewegungen heraus, die Diskriminierung und Exklusion anklagen, gewohnte Formate kommunikativen Handelns irritieren, zuweilen auch neue Lebensformen erproben und so Refiguration dynamisch weiter vorantreiben. Nach einer kurzen Einleitung in das Refigurationskonzept werden wir erstens die zum Teil weltweit einzigartige Struktur des südkoreanischen Wohnungsmarkts erläutern, zweitens Fragen sozialer Ungleichheit im Wohnen adressieren und schließlich drittens auf die refigurative Interpretation dieser Wohnpraktiken durch queer lebende Menschen eingehen.

2 Refiguration

Das Konzept der Refiguration (Löw 2022) nimmt den Figurationsbegriff von Norbert Elias auf, um zunächst a) die Verflochtenheit der Welt (gleichzeitig relevante Figurationen) sowie b) ihren permanenten Wandel und schließlich c) Interdependenzketten bzw. Beziehungsmuster unterschiedlicher Reichweite in den Blick zu nehmen. Abstrakter gesprochen geht es darum, aus der Perspektive von Gleichzeitigkeit, Prozesshaftigkeit und Relationalität zu denken und doch ein Modell von sozialem Wandel zu entwickeln, das, bei aller Langfristigkeit von Prozessen, seine Aufmerksamkeit auf strukturelle Veränderungen richtet, d. h. zeitdiagnostisch hilfreich ist. Indem wir an den Figurationsbegriff anknüpfen, heben wir auch die „figurative Verbindung zwischen den Handelnden mit ihrem Wissen, ihren Affekten und ihren Leibern auf der einen Seite und den institutionellen Strukturen auf der anderen Seite hervor“ (Knoblauch 2022, S. 105; Knoblauch und Löw 2020, S. 266). Das heißt, der Figurationsbegriff ist soziologisch nützlich, um soziale Gebilde über die unterschiedlichen Skalen und Größen – von der Nachbarschaft über den Staat bis hin zu globalen Raumanordnungen – als zusammenhängende Dependenzgeflechte zu verstehen.
Refiguration im Unterschied zu Figuration oder Figurationsprozess öffnet mit dem Präfix Re- einen Deutungshorizont von wieder, erneut und auch dagegen. In ihm ist die Wiederholung einer Figuration, aber auch und vor allem die Neufigurierung und das Gegenfigurieren aufgehoben. Im Unterschied zu Theorien sozialen Wandels erfasst Refiguration nicht den ruhigen Fluss alltäglicher Veränderung, sondern ist ein Werkzeug, um gesellschaftliche Umbruchphasen zu verstehen – wenn also alltägliches Handeln auf einen Umschlagpunkt zuläuft oder sich nach einem Umschlagpunkt oder in einem Feld von Umschlägen (wie Urbanisierung oder Digitalisierung) neu figuriert. Hubert Knoblauch und Martina Löw (Knoblauch 2017, S. 391 ff.; Knoblauch und Löw 2017) betonen, dass mit Refiguration nicht eine Epochengrenze oder Schwelle, sondern ein laufender „Prozess der Umgestaltung“ (Knoblauch 2017, S. 391) in den Blick genommen wird – der aber, so möchten wir hervorheben, ebenso durch Wiederholung wie durch Erneuerung charakterisiert ist, die wir als langsames Herauskristallisieren einer anderen sozialen Qualität betrachten (hier des Zusammenlebens und Wohnens in den Städten Südkoreas).
Das Präfix Re- ist also wichtig, weil wieder, erneut und dagegen auf einen Spannungszustand verweist, der entscheidend für die Bestimmung des Refigurationsbegriffs ist. Wir denken Refiguration nicht als Wandel von einem Gleichgewichtszustand in einen anderen, sondern als Wandel von einem Spannungszustand in einen anderen: „Der Begriff der Refiguration lenkt den Blick auf die Frage nach dem durch Spannungen bewirkten Umbau gesellschaftlicher Ordnung und damit auch der Ordnungsprinzipien“ (Löw und Knoblauch 2021, S. 31). Die leitende Idee hinter dem Refigurationskonzept ist, dass hiermit jene Phase gesellschaftlicher Veränderung beschrieben wird, in der konflikthafte Logiken der interdependenten Praxis so gegeneinander und miteinander wirken – zuweilen sich auch gegenseitig steigern –, dass sich das Soziale in seiner Qualität neu figuriert. Das heißt, es entwickeln sich eine oder mehrere neue gesellschaftliche Figurationen, die wirkmächtig der alten entgegenstehen (die gegen sie figuriert sind). Dass jede Figuration in sich heterogen ist, so wie die Logik der Praxis zwangsläufig heterogen ist, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Die Metapher der „Spannung“3 steht für Prozesse, die in einem energetischen, immer flackernden, aufeinander bezogenen, voneinander abhängigen Verhältnis stehen. Refiguration meint nicht, und hier gehen wir über Elias hinaus, dass die neue Figuration die alte ablöst, sondern aus der Relation zwischen der etablierten Figuration und Elementen der sich neu herauskristallisierenden Figurationen entsteht die neue gesellschaftliche Konstellation. Es ist nicht so, dass gesellschaftliche Veränderung bedeutet, dass das Alte verschwindet und das Neue entsteht. Vielmehr erfasst Refiguration, wie das Soziale sich im Übergang zwischen unterschiedlichen Figurationen wandelt.
Anders als Elias verstehen wir Figuration nicht in erster Linie als Anordnung von Menschen und Menschengruppen. Obwohl Elias im empirischen Material der Ding- und Körperwelt große Bedeutung beimisst, versteht er den Figurationsbegriff menschenzentriert, um die Interdependenzen der Menschen als strukturbildend denken zu können. Auch artikuliert sich darin ein Problemverständnis, wonach nicht das Ding, sondern seine Nutzung durch Menschen in gesellschaftlichen Gefügen sozial wirksam ist. Es ist mit Blick auf jüngere Weiterentwicklungen in Wissens- und Kultursoziologie (Delitz 2010; Knoblauch 2017; Steets 2015), nach vielen Jahrzehnten Science and Technology Studies (Barad 2007; Farías und Paulus 2021) und posthumanistischen Kulturtheorien (Haraway 2008; Latour 2005) für uns wenig überzeugend, mit einer derart strikten Trennung von Materialität und Sozialität zu arbeiten. Elias interessierte sich für Tische und Löffel, um den Prozess der Zivilisation zu erschließen. Intensiv hat er über Architektur und Wohnstrukturen als das sozial Ordnende gearbeitet. Gerade die Figuration der höfischen Gesellschaft erschließt er sich wesentlich über baulich-räumliche Anordnungen. Die Wohnhäuser der Adeligen, zum Beispiel auch die Inszenierung und Nutzung der Treppe, sind hierfür nur einer unter vielen möglichen Belegen (Elias 2002 [1969], S. 112). Und doch hat Elias den Figurationsbegriff menschenzentriert entwickelt, die Wohnstrukturen nur als Spiegel der Gesellschaft verstanden und die Dinge recht passiv entworfen.
Wir denken baulich-räumliche Strukturen dagegen nicht nur als Ausdruck und Ressource von Handeln, sondern als Mitspieler. Albena Yaneva und Bruno Latour schreiben hierzu: „That is, we should finally be able to picture a building as a moving modulator regulating different intensities of engagement, redirecting users’ attention, mixing and putting people together, concentrating flows of actors and distributing them so as to compose a productive force in time-space.“ (Latour und Yaneva 2008, S. 87) Wir folgen Latour und Yaneva oder auch Heike Delitz (2010), die von Architektur als Medium spricht, oder schließlich Silke Steets (2015), die Architektur als materielle Objektivation konzipiert, also als widerständiges und in gewissem Maße auch eigenmächtiges Gegenüber sozialer Handlungen. Und wir setzen voraus, dass Handeln sinnhaft, soziomateriell und verräumlichend erfolgt (Knoblauch 2017, S. 294; Löw 2001) – dies gilt auch für finanzielles Handeln, Eigentumserwerb und Raumpolitik. Daher verstehen wir auch Figurationen als sozio-materielle Gefüge. Nicht nur die Menschen mit ihren Körpern stehen in Bedingungsverhältnissen, sondern auch die von ihnen relevant gemachten Maschinen, Gebäude, Artefakte und Infrastrukturen. Eine Figuration ist die prinzipiell auch veränderbare, mit Bedeutung aufgeladene soziomaterielle Struktur.
Für Refiguration ist Raum sowohl sozial- als auch gesellschaftstheoretisch relevant.4 Sozialtheoretisch ist Raum relevant, weil Handeln verräumlicht ist und weil Figurationen räumliche Anordnungsmuster aufweisen. „Aus Dörfern können Städte werden“, schreibt Elias (2006 [1986], S. 101), um die Offenheit und das Nicht-Determinierte einer Figuration zu erläutern. Für uns ist wichtig, dass dieser Prozess auch einen Wandel der räumlichen Anordnung beinhaltet. Und der Prozess der Veränderung ist von sich wandelnden Spannungen zwischen der Figuration des Dorfes und jener der Stadt geprägt, und zwar auf eine Weise, dass die heterogene Figur des Dorfes mitsamt ihren Spannungen sich im Prozess der Verstädterung zu einem neuen Spannungszustand figuriert. Was wir mit Refiguration erfassen wollen, das sind die Veränderung und die neuen Qualitäten des Sozialen und damit die Anordnung der Figurationen zueinander – wie auch die divergenten räumlichen Logiken, die mit diesen Figurationen jeweils einhergehen und Folgen für Handeln, Affekte, Körper haben.
Gesellschaftstheoretisch ist Refiguration an den Raum geknüpft, insofern sich zahlreiche bedeutsame Veränderungen der Gegenwart wesentlich im Medium des Raums artikulieren (Löw und Knoblauch 2021; Steets 2021; Weidenhaus und Stollmann 2021). Das trifft für die Relevanzzunahme der Maßstabsebene des Globalen ebenso zu wie für die Herausbildung digital mediatisierter Räume. Das heißt, nicht nur die Theorie der Refiguration als neues Modell für sozialen Wandel benötigt eine zeit-räumliche Grundierung, sondern auch die Zeitdiagnose der Refiguration (Knoblauch 2017) kann ohne Raumsoziologie nicht sinnvoll formuliert werden. Wir sprechen gesellschaftstheoretisch von Refiguration im Singular, da sich alle Aspekte (der räumlich strukturierte Veränderungsprozess, die digitale Mediatisierung des Handelns sowie die globale Dynamisierung) weltweit beobachten lassen (zusammenfassend Löw et al. 2021). In ihren konkreten Ausprägungen interessieren uns Variationen der Refiguration, hier also die spezifische Konstellation in Südkorea.
Das Konzept der Refiguration bezeichnet also einen Prozess, der sich auf der Ebene des Wissens, des kommunikativen Handelns, der Praktiken wie auch der Institutionen räumlich ausprägt (Knoblauch und Löw 2020; Löw und Knoblauch 2021). Darüber hinaus ist für das Verständnis von Refiguration besonders relevant, dass etablierte Räume Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzung sind. Sie können sowohl Beharrungskräfte entfalten, die Refiguration entgegenstehen, als auch Medium der Innovation werden. Sie können aber auch als neu institutionalisierte Anordnungen Ausdruck der Spannung zwischen Figurationen sein. Wenn Raum als relationale (An)Ordnung von sozialen Gütern und Lebewesen an Orten verstanden wird (Löw 2001), dann stellt sich die Frage, welche neuen räumlichen Anordnungen mit der Refiguration entstehen. Diese Frage untersuchen wir anhand der südkoreanischen Neuordnung des Wohnens.
Bei dieser Neuordnung in den letzten Jahrzehnten sprechen wir über eine postkoloniale Konstellation. Im Feld begegnet uns immer wieder die Erklärung, dass Südkoreas rapide Verstädterung und Technikaffinität (nicht zufällig finden große Smart-City-Experimente in Südkorea statt) ihre Ursache in der Abwehr einer Wahrnehmung als rückständiges Land hätten. Insbesondere in der Aufschwungsphase der 1960er-Jahre motiviert die nationalistische Zurückweisung einer durch die japanische Besatzung aufgezwungenen Ländlichkeit Bestrebungen der Verstädterung. Diese werden, wie Kyung-Sup Chang (1997) darlegt, von einer Orientierung an familialer Netzwerkbildung begleitet. Für Chang zeigt sich die Familienorientierung erstens in der Organisation sogenannter chaebol (Familienverbünde), die bis heute die wichtigsten und größten Unternehmen des Landes besitzen und führen. „One of the core social characteristics of the famous ‚Chaebol‘ corporations is their almost universal dependence on the kinship and marriage network“ (ebd., S. 57.). Zweitens wurde der neue Staat im Modus eines „infrastructural familialism“ (Chang 2022, S. 142 ff.) aufgebaut. Das wenig ausgebaute Wohlfahrtssystem delegierte die Verantwortung an die Kleinfamilien, die diese – vor dem Hintergrund eines ideologischen Framings als familiärer Zusammenhalt – gern zu tragen bereit gewesen wären: „The state’s approach to its citizens’ familial proactivism is not predicated upon any cultural or religious subscription to a certain line of family ideology, but has remained flexibly inclusionary in consideration of a wide variety of coexisting family ideologies in South Korean families“ (ebd., S. 155).

3 Kontext und Methoden

Der Aufsatz basiert auf Untersuchungen im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 1265 „Re-Figuration von Räumen“. In dem seit 2018 laufenden Projekt wurde zunächst die Neuordnung von Städten am Beispiel von Songdo, einer Satellitenstadt in der Metropolregion Seoul-Incheon untersucht. Im Zentrum stand die Frage nach der digital-mediatisierten Reorganisation des Wohnens in Stadtneubauprojekten unter der Überschrift „Smart City“. In diesem Zusammenhang wurden 43 semi-strukturierte Interviews geführt und ausgewertet, davon 24 mit Bewohner*innen und 19 mit Expert*innen, die mit dem Stadtneubau befasst waren (Bartmanski et al. 2021, 2022). Als ein Ergebnis dieser Studie zeigte sich die binäre Reorganisation des städtischen Raums als zweigeschlechtlich codierter, heterosexuell normierter Raum (Farías et al. 2023, S. 83 ff.). Darauf aufbauend konzentriert sich das Teilprojekt „Smart People: Queere Alltagshandlungen in digitalisierten Lebensräumen“ seit Januar 2022 auf Raumstrategien queerer Communities und sozialer Bewegungen wie „right to the city“ im Großraum Seoul, um soziale Folgen der räumlichen Refiguration zu untersuchen. Bisher wurden 35 Interviews mit 20 queeren Bewohner*innen in Seoul und im Großraum Seoul, zehn Interviews mit Stadtforschenden und Aktivist*innen sowie ein fokussiertes Gruppeninterview mit der Bewohnerschaft des queeren Wohnprojektes „Regenbogenhaus“ (mujigae chip) geführt. Im Regenbogenhaus konnten zudem teilnehmende Beobachtungen während der Feldforschungsaufenthalte zwischen Juli 2022 und Februar 2024 durchgeführt werden.
Die queeren Interviewpartner*innen sind zehn cisgeschlechtliche Frauen, sechs cisgeschlechtliche Männer, drei nicht-binäre Personen und eine genderfluide und trans*-Person im Alter von Anfang zwanzig bis Ende fünfzig. Mit den jeweiligen Forschungsteilnehmenden führten wir in der Regel zwei Interviews – das erste Interview über ihre Lebenswege und -räume und das zweite Interview über die Tagebücher, die sie im Rahmen unserer Untersuchung über ihren Umgang mit Raum und ihr Wohnhandeln geschrieben und uns zur Verfügung gestellt haben. Außerdem haben wir während der Feldaufenthalte in Seoul ethnografische Daten über die Alltagsräume von queeren Menschen (Nachbarschaft, Café, Straßen, Regenbogenhaus), konflikthafte öffentliche Räume (Seoul Plaza während des Seoul Queer Culture Festivals) sowie designierte queere Ausgehviertel wie Itaewon, Jongno und Hongdae in Form von Feldtagebüchern, digitalen Fotografien, Tonaufnahmen und Videos erstellt.
Für die Interviews wurde eine themenorientierte Interviewform gewählt, d. h., es wurde die Technik des problemzentrierten Interviews (Kühn und Witzel 2000; Witzel 1982) eingesetzt. Entsprechend der drei Kriterien von Witzel (1982, S. 67) – der Problemorientierung, der Gegenstandsorientierung sowie der Prozessorientierung – waren die Interviews so aufgebaut, dass nach einer offenen Eingangsfrage den Interviewteilnehmenden die Möglichkeit gegeben wurde, eine eigene Strukturierung ihrer Erfahrungen als sich selbst als queer definierende Personen vorzuschlagen. Dass wir zu Raumkonstitution forschen, wurde den Interviewten kommuniziert. An die Logik und Abfolge dieser Strukturierung angepasst, wurden dann gegenstandsorientiert Themenkomplexe eines zuvor verfassten Leitfadens erfragt. Diese bezogen sich vor allem auf queere Orte, die Wohnsituation sowie digitale und physisch-materielle Raumkonstitution. Die Interviews wurden von Sung Un Gang mehrheitlich in Koreanisch geführt und liegen dem Team in der Übersetzung vor. Die Auswertung orientiert sich an der von Christiane Schmidt (2013) konkretisierten Vorgehensweise. Die Bildung von Auswertungskategorien erfolgte in Auseinandersetzung mit dem Material vor dem Hintergrund theoretischer Überlegungen zu Refiguration.
Für diesen Beitrag wird mehrheitlich aus sechs Interviews mit drei lesbischen Studienteilnehmerinnen sowie 51 Tagebuchbeiträgen, die diese zwischen November 2022 und März 2023 verfassten, zitiert.5 Die Auswahl begründet sich vor allem daraus, dass die Befragten im Zeitraum der Erhebung in ein Apartment umgezogen waren. Wohnen als Handlung sowie die Kommunikation über das Wohnen, die finanzielle Investition und die Porosität der Wohnung hin zur Nachbarschaft können so im Prozess erfasst und dargestellt werden.
Dass die Interviews und Tagebuchbeiträge zum Umzug ins Apartment in unserem Sample ausschließlich von lesbischen Frauen stammen, liegt daran, dass sie unter allen Teilnehmenden die einzigen waren, die sowohl eine stabile Beziehung führten als auch über die finanziellen Möglichkeiten für den Erwerb einer gemeinsamen Wohnung in einem Apartmentkomplex verfügten. Die anderen Teilnehmenden lebten entweder als Single oder konnten sich kein Apartment leisten. Eine Ausnahme ist hier ein schwules Paar, das zwar finanziell in der Lage wäre, eine Apartmentwohnung zu beziehen, sich aber für ein queeres Wohnprojekt entschieden hat. Es bedarf meist zweier Einkommen und einer längerfristigen Perspektive, um ein größeres Apartment zu finanzieren. Nicht nur leben in Südkorea viele der sich als queer identifizierenden Menschen allein, sondern laut einer Umfrage des Queer Housing Rights Network (QHRN) sind es in der queeren Community unter den Paaren die lesbischen, die sich überproportional häufig für eine gemeinsame Wohnung entscheiden (QHRN 2021, S. 30).6

4 Die Neuordnung des Wohnens. Leben im Wohnhochhaus

Die rasante industrielle Umstrukturierung und Urbanisierung Südkoreas seit den 1960er-Jahren hat das Leben seiner Bewohner tiefgreifend verändert. Während der Chosŏn-Dynastie (1392–1897) waren koreanische Häuser je nach Region, Klima, ererbtem Status und wirtschaftlicher Lage zwar unterschiedlich aufgebaut (NIHK 2010), dennoch gab es landesweit reproduzierte Raumstrukturen. Die gemeinsamen raumstrukturellen Elemente neben Tor, Zimmer und Zaun (oder Mauer) waren der Hof (madang) und die offene Wohndiele (maru), die u. a. für agrarwirtschaftliche Tätigkeiten, Rituale und Festivitäten benutzt wurden (Kim 2010, S. 100 ff.). Unter dem Einfluss des Neokonfuzianismus, der das binäre Geschlechtsmodell als Norm setzte und für Frauen und Männer unterschiedliche Zuständigkeiten vorsah (Kim Haboush 1991), errichtete die Oberschicht außerdem getrennte Wohngebäude für Frauen und Männer innerhalb eines Anwesens und baute Mauern und Tore dazwischen (Kim 2010, S. 133 ff.). Ab dem 17. Jahrhundert, als die neokonfuzianischen Geschlechtsnormen über die Standesgrenzen hinaus zunehmend akzeptiert wurden, wurden geschlechtersegregierte Räume und Häuser zur gesamtgesellschaftlichen Norm (Chŏng 2009, S. 59).
Zwar pluralisierten sich mit dem imperialen Einfluss westlicher und japanischer Mächte ab dem späten 19. Jahrhundert und der Kolonialisierung durch Japan in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts räumliche Anordnungen in den Häusern (Gelézeau 2020 [2007], S. 162 f.; Park 2021, S. 12), doch erst mit der Industrialisierung und Urbanisierung refigurierte sich die südkoreanische Gesellschaft grundlegend räumlich. Zunächst zogen viele Familien in sogenannte „alleinstehende Häuser“ (tongnip chut’aek), insbesondere in den Städten, die sie mit anderen Familien gemeinsam bewohnten. 1975 stellten die „alleinstehenden Häuser“ landesweit mit 4,38 Mio. Einheiten (93 %) die häufigste Wohnform dar (KOSTAT 1975). Es gab deutlich weniger Wohneinheiten als Familien, d. h. man lebte enger zusammen und wohnte in Hausgemeinschaften und Großfamilien. In diesem Sinne existierten Aspekte der Figuration des Dorfes in der Stadt zunächst weiter.
Das Wohnhochhaus war bereits erfunden. Einige wenige waren als Luxuswohnungen für die städtische Oberschicht unter der japanischen Kolonialherrschaft erbaut worden (Park et al. 2021). 1975 wurden nur 2 % der Wohneinheiten in Südkorea in Hochhäusern gezählt, aber immerhin wurde diese Wohnraumform erstmalig in die Volkszählung aufgenommen (KOSTAT 1975). Zwei Drittel aller südkoreanischen Wohnhochhäuser fand man im Neubauareal im Seouler Süden (Gangnam).7 Bereits ab den 1980er-Jahren spielten nun Hochhäuser zum Wohnen (ap’at’ŭ) die zentrale Rolle auf dem Wohnungsmarkt und in der südkoreanischen Wohnungspolitik.
Mit der voranschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung des Landes boomte das Baugewerbe und die Städte wuchsen rasch. Der Bau von Wohnhochhäusern war „at the core of urban expansion in South Korean cities“ (Gelézeau 2008, S. 298 f.). Dabei waren die rasche Verstädterung des Landes, insbesondere der Hauptstadt Seoul, und die daraus resultierende Wohnungsknappheit die Triebkräfte hinter der explosiven Zunahme der Wohnhochhäuser. Im Zuge des rasanten Wirtschaftswachstums v. a. der Produktionsindustrie stieg die Einwohnerzahl der Hauptstadt von 2,5 Mio. im Jahr 1960 (Kim 1999, S. 38) auf 10,6 Mio. im Jahr 1990 (KOSTAT 1990).8 Um der Wohnungsnot in der Hauptstadt entgegenzuwirken, erließ die südkoreanische Regierung Anfang der 1970er-Jahre das Wohnungsbau- und Wohnungsförderungsgesetz, das laut Gelézeau einen großen Einfluss auf die rasche Ausbreitung der Hochhaussiedlungen (ap’at’ŭ tanji) hatte. Möglich wurden damit unter anderem Wohnblöcke mit einem Verhältnis von Geschossfläche zu Land von bis zu 300 %, und es wurden keine Beschränkungen hinsichtlich der Gebäudehöhe auferlegt (Gelézeau 2008, S. 299 f.). Ap’at’ŭ galten schnell als unkomplizierte, komfortable und von der Großfamilie unabhängige Wohnform. Sie wurden in kurzer Zeit millionenfach nach stets demselben Modell gebaut (Bartmanski et al. 2021, S. 209). Der staatlich gelenkte Städtebau in Südkorea entwickelte sich zudem früh technikaffin: Man versprach sich vom Einsatz neuster Technologien, den Mehrwert von Wohnimmobilien erhöhen zu können und vor allem bei Großprojekten durch die Installation von technischen Infrastrukturen die Gewinnspanne zu maximieren (ebd., S. 210). Da die Regierung den Wohnungsbau als „a motor of the Korean economy“ (Gelézeau 2008, S. 303) förderte, um die Wirtschaft des Landes nach der Asienkrise 1997/98 wieder anzukurbeln, wurden auch in den 2000er-Jahren weiterhin große Apartmentkomplexe gebaut, obwohl der Wohnungsmangel behoben war (ebd., S. 302). Infolgedessen wurden Hochhaussiedlungen zur „ultra-dominant form of urban extension in Korea“ (ebd., S. 301). Zugleich sind sie ein „komprimiertes Zeichen des koreanischen Entwicklungsmodells, das die mächtige autoritäre Regierung in Zusammenarbeit mit chaebol-Unternehmen in ihrem Streben nach dem raschen Wachstum kreiert hat“ (Gelézeau 2020 [2007], S. 102; Übers. d. Verf.).
Wohntürme stellen im heutigen Südkorea den häufigsten Wohnungstyp dar und sind, gemeinsam mit Bürohochhaustürmen, stadtbildprägend. Laut der Allgemeinen Wohnungserhebung (KOSTAT 2022) befinden sich von den 17,7 Mio. Wohneinheiten im Land 11,46 Mio. in Wohnhochhäusern, was etwa 65 % aller Wohneinheiten ausmacht. Auch in der Hauptstadt Seoul sind bereits mehr als die Hälfte aller Wohneinheiten ap’at’ŭ. Gezählt werden rund 3 Mio. Wohneinheiten in Seoul, davon liegen 1,8 Mio. in Wohnhochhäusern, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (790.000), Einfamilienhäusern (290.000) und Reihenhäusern (100.000). Dementsprechend lebten von den landesweit 51,02 Mio. Einwohner*innen 58 % in Wohnhochhäusern. In Stadtneugründungen wie Songdo werden sogar beinah ausschließlich Apartments in Hochhäusern als Wohnmöglichkeit angeboten. Sich keine Wohnung im Wohnturm leisten zu können, ist erklärungsbedürftig und zum Teil auch stigmatisierend.
Neben wirtschaftlichen und wohnungspolitischen Abwägungen spielten demnach auch sich ändernde Handlungsmuster und Erwartungen in der südkoreanischen Bevölkerung eine tragende Rolle bei der Popularisierung der Wohnhochhäuser als bevorzugtem Wohnungstyp. Dabei wandelte sich mit der Wohnung auch das Familienmodell: Die vergeschlechtlichte räumliche Trennung der Familienmitglieder innerhalb des Hauses und der Großfamilie konnte im Apartment nicht mehr realisiert werden und erschien den jungen Koreaner*innen mit der Verbreitung des Kernfamilienmodells in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert auch nicht mehr sinnvoll (Chun 2003, S. 69). Das binäre Geschlechtermodell wurde mit der neuen Norm des gemeinsamen Wohnens im Apartment gewissermaßen enträumlicht, zugleich aber in eine geschlechtlich binär-komplementäre Familienstruktur überführt. Die zuvor räumlich und über die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung getrennten Geschlechter wurden im Zuge dessen zu romantischen Paaren mit gemeinsamen Schlafzimmern. Allerdings wurde die Zweigeschlechtlichkeit in diesem Prozess nicht weniger wichtig, sondern bildete nun die ideologische Grundlage des Zusammenlebens im familialen Verbund. Die neuen Wohnhochhäuser ermöglichten und erzwangen den Wandel. Sie boten darüber hinaus eine bequemere (und als modern geschätzte) Ausstattung mit u. a. Wasserklosett, warmem Wasser und einer Küche, die das Arbeiten stehend statt hockend ermöglicht (ebd., S. 77). Zudem wurden durch räumliche Zonierungen in Form von Parkplätzen, Kinderspielplätzen und Parks sowie durch nahegelegene funktionsgebundene Institutionen wie Seniorenzentren, Schulen und Kindergärten in den Arealen der Apartmentkomplexe sozialräumliche Infrastrukturen befördert, die in der Bevölkerung positiv bewertet werden (Bartmanski et al. 2022).
Der Wunsch nach guten Bildungsangeboten, nach Komfort und Sicherheit ist in Südkorea mittlerweile eng gepaart mit einer Perspektive auf Wohneinheiten als Ware. Eine Eigentumswohnung in einem Wohnhochhaus gilt als ein hochwertiges Gut (Chun 2003, S. 73), dessen Preis schneller steigt und dessen Konvertibilität höher ist als bei anderen Wohnungstypen (ebd., S. 76). Laut einer Umfrage einer Immobilienapp wählten 45,9 % der Befragten den Kauf bestehender Apartments als bevorzugte Geldanlage, gefolgt von Investitionen in Neubauwohnhochhäuser (23,3 %) (Shin 2023). Auch in allen unseren Bewohner*inneninterviews in Songdo spielte die Erwartung, dass das – in der Regel von den Eltern junger Paare erworbene – Apartment später gewinnbringend verkauft werden könnte, eine entscheidende Rolle für die Standortwahl und Zukunftsplanung.

5 Die Wohnung als Ware und Statussymbol

Wenn auch nicht sehr laut, so artikuliert sich doch Kritik an der einseitigen Ausrichtung der südkoreanischen Wohnungshochhauspolitik. Sung Hong Kim argumentiert, dass die groß angelegte Siedlungsbebauung, die der Bau von Mega-Apartmentkomplexen darstellt, den städtischen Raum fragmentiere und Klassenverhältnisse reproduziere (Kim 2020). Er kritisiert die sogenannten Sanierungen (chae kaebal) und Wiederaufbauprojekte (chae kŏnch’uk) in Südkorea, bei denen durchschnittlich etwa 200 Gebäude abgerissen werden, um Platz für einen einzigen Mega-Apartmentkomplex zu schaffen – wodurch das bestehende städtische Gefüge ausgelöscht und in ein einziges Grundstück verwandelt wird. Um die Größe des Komplexes zu maximieren, müssen die Bauträger häufig öffentliche Straßen zurückbauen und an der Grundstücksgrenze neu errichten (ebd.). Die daraus resultierenden groß angelegten Wohnkomplexe schafften „urban enclaves only for the higher middle or upper classes“ (Kim 2019, S. 67). Ähnlich argumentiert auch Myungji Yang (2018) in Bezug auf den Stadtteil Gangnam in Seoul. Sie legt dar, dass der Aufstieg in die Mittelschicht nicht nur über Beruf und Einkommen, sondern auch über Strategien auf dem Wohnungsmarkt erfolgt. Für den Neubau von Gangnam, zum Teil nach Enteignung von Land, zeigt sie auf, wie Angestelltenfamilien in den 1970er- und 1980er-Jahren mit Glück und Investitionsfreude durch Immobilienspekulation wohlhabend wurden. Da ihr schneller Reichtum zugleich skeptisch beäugt wurde, formten sie, so Yangs These, in Opposition zur koreanischen Mehrheitsgesellschaft einen westlich geprägten Lebensstil der Mittelschicht aus. Der Besitz eines ap’at’ŭ wird auch als „koreanischer Traum“ bezeichnet: Er verkörpert nicht nur einen modernen, komfortablen Lebensstil, sondern auch Chancen auf Vermögensaufbau und wirtschaftlichen Aufstieg, indem die Eigentümer*innen Hochhauswohnungen als Anlageobjekt behandeln, d. h. regelmäßig erwerben und verkaufen. Exklusionseffekte sind dabei unübersehbar. Laut der Korea Welfare Panel Study wohnten 2021 nur 26,7 % der Haushalte mit niedrigem Einkommen (KIHASA 2022a, S. 5)9 in einem Wohnhochhaus, im Vergleich zu 51,5 % der Haushalte mit mittlerem oder hohem Einkommen (KIHASA 2022b, o. S.).
Öffentlicher Wohnungsbau (konggong chut’aek) macht in Südkorea, je nach Definition, 4,0 bis 8,9 % des gesamten Wohnungsbestands aus (Jeong 2023). In Südkorea besaßen im Jahr 2021 60,6 % der Haushalte ein Eigenheim (MOLIT 2022, S. 1). Im Durchschnitt muss man im Großraum Seoul gut zehn volle Jahresgehälter ansparen, um eine Wohnung zu erwerben (ebd., S. 2). Kredite von Banken und finanzielle Unterstützung von Familienmitgliedern (vor allem der Eltern) sind deswegen in der Regel unerlässlich. Wenn das Geld für den Wohnungserwerb nicht ausreicht, greift man auf die weltweit einzigartige jeonse-Vermietung zurück. Hier zahlen die Mieter*innen eine hohe Kaution an die Vermietenden10, die dann durch Bankzinsen oder Investitionen eine Rendite auf die Kaution erhalten (Kim 2020). Die Kaution beläuft sich in der Regel auf 50 bis 70 % des Marktwerts der zu vermietenden Wohneinheit (UNHRC 2019, S. 7 f.). Mieter*innen können die hohe Kaution für die Vertragslaufzeit nicht anderweitig verwenden, sodass das System wie „Zwangssparen“ (vgl. Lee et al. 2022, S. 73) funktioniert. Deswegen galt jeonse lange als „die Leiter für die Eigentumswohnung“ (ebd.) für Menschen mit niedrigen bis mittleren Einkommen (Ryu und Kim 2018, S. 411) und war ein wesentlicher Teil von Vermögensbildungsstrategien (Gelézeau 2020 [2007], S. 143). Denn auch die Eigentümer*innen investieren häufig die erhaltene Kaution, um ihr Vermögen zu vermehren (Ryu und Kim 2018, S. 413). Obwohl die südkoreanische Wohnungsmarktsituation sich stark verändert hat und die Popularität der Monatsmiete steigt (Lee et al. 2022, S. 67), basiert die südkoreanische Wohnungspolitik weiterhin auf der Idee des sozialen Aufstiegs durch jeonse-Miete.11 Ein jeonse-Mietvertrag wird in der Regel alle zwei Jahre neu verhandelt.
Eine Wohnung ist in Südkorea – wie auch anderswo – nicht nur Ware, sondern auch Statussymbol. Das zeigt sich sowohl in der hohen Nachfrage nach Luxus-Wohnhäusern als auch in der sozialen Missachtung des öffentlichen Wohnungsbaus. Während die ersten ap’at’ŭ tanji mit der Zeit den Prestigestatus verloren haben (Gelézeau 2008, S. 311 ff.), etablierten sich die chusang pokhap („super-high luxury housing complexes“), die als gated communities organisiert sind, seit den frühen 2000er-Jahren als neues Statussymbol (ebd., S. 315 f.; Bartmanski et al. 2021). Heute verwenden südkoreanische Jugendliche mitunter die Namen von Luxus-Wohnhäusern in ihren Social-Media-Usernamen, um Wohlstand zu signalisieren bzw. vorzutäuschen (Lee 2021).
Umgekehrt führte die südkoreanische Regierung eine Politik der „sozialen Durchmischung“ (sahoejŏk honhap) ein (vgl. Kim und Park 2023, S. 7), als die Missachtung gegenüber den Bewohner*innen der öffentlichen Wohnungen zum gesellschaftlichen Problem wurde. Der Staat erwirbt hierfür Anteile an Wohnhochhauskomplexen – allerdings bleiben die subventionierten Einheiten durch unterschiedliche Gebäudefarben und -namen leicht erkennbar, mit der Begründung, dass eine fehlende Unterscheidbarkeit zur Preissenkung des gesamten Komplexes führen würde (ebd., S. 15 f.). Wohnungseigentümer*innen leiten Bewohner*innen der Sozialwohnungen in getrennte Aufzüge (Heo 2012) oder durch eigene, zum Beispiel durch Mauern begrenzte Zugangskorridore (Koo und Kim 2019). Durch die strikte räumliche Trennung unterlaufen sie Bestrebungen der südkoreanischen Regierung, Wohnsegregation zu verhindern.12

6 Die Hochhaussiedlungen als heteronormativer Raum

Wie zuvor bereits dargelegt, gehen wir mit unserem refigurationstheoretischen Zugang von der Annahme aus, dass der räumliche Umbau der Gesellschaft auch Gegendynamiken mit sich führt. Offensichtlich ist und vielfach thematisiert wurde, dass der Umbau des Wohnungsmarktes einkommensschwache soziale Gruppen diskriminiert, was auch in Südkorea Proteste motiviert (z. B. Kim 2020). Deutlich weniger Beachtung findet dagegen, dass mit der Refiguration, die im Wohnen beobachtbar ist, das räumliche Fundament eines heteronormativen Familialismus gelegt wird. Unter Familialismus wird eine Praxis gefasst, die die Familie als gesellschaftliche Leitinstitution setzt (Lenoir 1985). Baek et al. sehen im Rahmen ihrer Analyse der südkoreanischen Gesellschaft im Familialismus erstens die Priorisierung des Familieninteresses gegenüber anderen Formen von Vergemeinschaftung und zweitens eine Idealvorstellung, der zufolge die Gesellschaft wie eine Familie funktioniert (2018, S. 116). Wie wir oben bereits mit Verweisen auf die Arbeiten von Chang dargelegt haben (Chang 2022, S. 203), bildet ein institutionalisierter Familialismus eine Basisorientierung in Südkorea. Gisela Notz (2015) weist darauf hin, dass Familialismus auf einem Set von Handlungsweisen basiert, welches eine enge Koppelung von Heterosexualität, Reproduktion und Familie voraussetzt.
Die immanente Heteronormativität familialistischer Praxis zeigt sich in der Refiguration des Wohnens in Südkorea überdeutlich, obwohl sie bisher nicht Gegenstand der Fachliteratur ist. Die Vergabe von Wohnungen in öffentlicher Hand ist heteronormativ geprägt: So werden „Extrapunkte für die Anzahl von Familienangehörigen bei Wohnungsbewerbungen [vergeben], Extrapunkte für die Anzahl von Familienangehörigen und minderjährigen Kindern bei der Auswahl von öffentlichen Mietwohnungen [vergeben] und verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung von Neuverheirateten“ ergriffen, was zeigt, dass „die Wohnungspolitik auf die normale Familie (chŏngsang kajok) ausgerichtet ist und das Ziel verfolgt, die Bevölkerung zu reproduzieren“ (QHRN 2021, S. 133; Übers. d. Verf.). In Korea ist Heirat für Homosexuelle bis heute nicht erlaubt.13 Deswegen können queere Personen als Paare nur schwer an eine Wohnung aus öffentlicher Hand kommen. Stattdessen werden heterosexuelle Frischvermählte in der Wohnungspolitik priorisiert, etwa durch Mietwohnungen für Frischvermählte, durch Sonderangebote für den ersten Wohnungserwerb oder durch finanzielle Unterstützung, zum Beispiel in Form von jeonse-Darlehen, Unterstützung für die Wohnkosten von Jungverheirateten und reduzierte Zinslasten (ebd.). Im Einklang mit dieser heteronormativen Familien- und Wohnungspolitik des Staates bietet keine Bank in Südkorea queeren Paaren Darlehen für den Wohnungserwerb an. Auch in der langjährigen Debatte über die Einführung der sogenannten „Single-Steuer“ (Bae 2023) finden die Lebensrealitäten von queeren Paaren, die gesetzlich zum ledigen Status gezwungen werden, keine Beachtung.14 Viele Transaktionen auf dem Wohnungsmarkt basieren zudem auf der finanziellen Unterstützung durch Eltern, d. h. auch auf emotionalen Bindungen. Solch eine unterstützende Eltern-Kind-Beziehung lässt sich in einer heteronormativen Gesellschaft für queer lebende Menschen nach dem Outing oft nicht aufrechterhalten. Leilani Farha, die Sonderberichterstatterin des United Nations Human Rights Council (UNHRC), bemängelt dementsprechend „a series of discriminatory laws and practices that make it difficult for lesbian, gay, bisexual and transgender persons to enjoy their right to housing. The government has failed to recognize lesbian, gay, bisexual and transgender couples in its rental housing policies, but has taken several measures to prioritize newly-wed heterosexual couples“ (UNHRC 2019, S. 15).
Die Fokussierung auf neuverheiratete Paare in der Wohnungspolitik ist offiziell die politische Reaktion auf die immer weiter sinkende Gesamtfertilitätsrate Südkoreas, die aktuell bei 0,72 Geburten pro Frau liegt (KOSTAT 2024). Allerdings bleibt eine positive Wirkung dieser Bevorzugung der heterosexuellen Neuverheirateten auf die Heirats- und Geburtenrate in Südkorea bisher aus, vor allem weil fehlende Reproduktionsbereitschaft deutlich vielfältigere Gründe als Wohnungsknappheit hat (Chang 2022, S. 165) – wiewohl sich in dieser Annahme die politische Relevanz von Wohnraum in Südkorea zeigt. Die Zahl der Eheschließungen und Geburten in Südkorea ist derzeit die niedrigste seit der Aufzeichnung der entsprechenden Daten (Kim und Yoo 2023, S. 151). Der Anteil der Single-Haushalte stieg auf 33,4 % aller Haushalte (ebd., S. 143).
Die Frage der räumlichen Um- und Neuordnung der südkoreanischen Gesellschaft ist aber nicht nur eine Frage staatlicher und marktwirtschaftlicher Wohnungsbaupolitik, sondern auch eine der Einordnung in die und Interpretation der Raumstrukturen des Apartmentblocks durch queere Menschen. Wenn das Sich-Einrichten der heterosexuellen Kleinfamilie im ap’at’ŭ der erste Schritt der Refiguration ist, wie erfolgt dann im zweiten Schritt die Raumkonstitution jener Menschen, die sich nicht heterosexuell normiert formieren?
Kim Jin ist eine lesbische Frau in ihren späten Zwanzigern. Während der Zeit ihrer Teilnahme an der Studie musste ihre Freundin, die in einer anderen Stadt wohnte, aus ihrer Wohnung ausziehen, da ihr befristeter Vertrag in einer Sozialwohnung für junge Erwachsene auslief. Die Entscheidung, zusammen in eine Hochhaussiedlung im Großraum Seoul zu ziehen, fiel kurzfristig, und die Wohnungssuche wie auch der Umzug stellte das Paar vor einige Herausforderungen. Für Jin war es das erste Mal, dass sie aus ihrem Elternhaus (einer Wohnung in einem Hochhauskomplex) auszog. Sie vergleicht das Zusammenziehen mit der Freundin mehrfach mit einer Eheschließung. Zur selben Zeit heiratete ihre Schwester und zog in eine neuere, teurere Hochhaussiedlung. Kim Jin schreibt dazu in ihrem Tagebuch:
Aber als ich die schöne Wohnung und all die Sachen sah, unter denen nichts fehlte, dachte ich darüber nach, was es denn wohl bedeutet, innerhalb der Institution zu heiraten. Vor allen Leuten die Beziehung zu verkünden, feierlich beglückwünscht zu werden, die finanzielle Unterstützung beider Familien für Sohn und Tochter zu erhalten so gut es geht, und mit all dem Geld in einem jungen Alter eine Wohnung und Mitgift zu besorgen und zusammen wohnen zu können. Wie ist das wohl? (Kim J., 01.03.202315)
Wie oben bereits erwähnt, ist das Wie und Wo des Wohnens in Korea ein deutlicher Anzeiger der sozialen Position (siehe auch Seo und Oh 2009). Jin und ihre Freundin können sich nur eine kleine Wohnung in einem älteren Wohnhochhaus leisten, wobei neue Häuser in Südkorea emotional sehr positiv besetzt sind. Trotzdem kommt für das Paar nur ein Hochhauskomplex infrage. „Meine Freundin will lieber in einer kleinen alten Wohnung in einem Hochhaus wohnen als in einer Wohnung im Mehrfamilienhaus. Ob wir uns das leisten können?“, schreibt sie in ihrem Tagebuch (Kim J., 06.12.2022). Weiter führt sie aus: „Auch meine Mutter meinte, dass es gefährlich sein kann, wenn zwei Frauen in einem Mehrfamilienhaus leben, und riet uns, lieber am Rande von Yudan-dong16 nach einer kleinen Altbau-Hochhauswohnung zu suchen“ (Kim J., 09.12.2022). Die Angst davor, was passiert, wenn die Nachbar*innen herausfinden, dass in ihrem Haus ein queeres Paar lebt, durchzieht viele der Tagebucheinträge und Interviewpassagen. Und obwohl der Hochhauskomplex mit seiner Anonymität zusätzliche Sicherheit verspricht, bleibt die Sorge vor Entdeckung bestehen. Jin schreibt: „Wir lassen das kleine Fenster in der Küche, das zum Flur rausguckt, immer auf, wenn wir kochen. Dabei denke ich, was wohl passieren wird, wenn jemand beim Vorbeigehen uns beim Gespräch zuhört oder sieht und dann unsere Beziehung errät“ (Kim J., 09.–14.02.2023).
Reale und imaginierte negative Reaktionen sind auch ein wichtiges Thema im Tagebuch von Im Ji-yun, einer ebenfalls lesbischen Frau Anfang 30. Sie hat vor einem Jahr mit ihrer Freundin in Seoul Hochzeit gefeiert, obwohl ihre symbolische Ehe in Südkorea keine rechtliche Wirksamkeit besitzt. Das lesbische Paar ist von seiner alten gemeinsamen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Seoul in eine Hochhaussiedlung im Großraum Seoul umgezogen. Ji-yun hielt im Tagebuch ihre alltäglichen Beobachtungen über die kinderreiche neue Nachbarschaft und deren Reaktionen fest, insbesondere wie ihre kurzhaarige Partnerin von dieser wahrgenommen wird: „Vor unserem Hochhaus liegt direkt ein Spielplatz, sodass ich oft einer Schar von Kindern begegne. Besonders Kinder starren ŏnni17 an. Wahrscheinlich, weil ŏnnis Aussehen in der Gegend selten vorkommt. In der früheren Nachbarschaft gab es viele, die wie ŏnni aussahen, sodass die Kinder nicht so erstaunt geguckt haben.“ (Im 2023, zweiter Tag18) Im Unterschied zu Jin, die sich in ihrem Tagebuch Sorgen über mögliche Reaktionen macht, beschreibt Ji-yun konkrete Strategien, um der Diskriminierung aus dem Weg zu gehen. Zum Beispiel schreibt sie: „Wir vermieden ein Gespräch, wenn wir auf den Aufzug warteten, und auf der Straße gehen wir bewusst etwas weiter auseinander als früher.“ (ebd.) Auch sorgt sie sich, dass Beobachtungen geteilt werden könnten: „Und wenn jemand aus der Nachbarschaft danach einen Beitrag auf der Community-App hochladen würde, und jemand darauf einen Kommentar hinterlassen würde wie: ‚Ich habe auch gesehen, dass die beiden Arm in Arm gingen‘, werden wir als das lesbische Paar im Hochhaus und mit Wohnungsnummer sowieso bekannt.“ (Im 2023, dritter Tag) Sie resümiert ihr Verhalten im Tagebuch:
Erst als ich zu Hause ankam, wurde mir bewusst, dass ich in einem riesigen Wohnkomplex wohne, aber zugleich niemand wusste, in welcher Familienform wir leben, und wir das absichtlich verheimlichen müssen, und wenn das Geheimnis gelüftet wird, dass es gefährlich für uns werden kann. Deswegen leben wir hier in dieser Gegend absichtlich ohne Austausch mit anderen Leuten, weil wir sonst mehr lügen müssten. (ebd.)
Den Kontakt zu Nachbar*innen zu meiden, das ist eine Strategie, von der uns häufig in den Gesprächen mit queeren Personen berichtet wurde – gerade wenn sie als Paar in einer Wohnung leben. Trotzdem erscheint gerade lesbischen Paaren das Leben in den Wohnhochhäusern am sichersten. Sie werden in dieser Einschätzung von Familie und Freund*innen unterstützt. Jang Chan-Mi, eine lesbische Frau in ihren Vierzigern, berichtet in ihrem Tagebuch nicht nur, wie komfortabel die Wohnung in der Hochhaussiedlung im Vergleich zu den Wohnungen, in denen sie bisher gewohnt hatte, ist, sondern schildert auch:
Hier sind gleich aussehende Wohnungen endlos nebeneinander gereiht, Kinder im selben Alter, die gleich aussehen und immer dieselbe Familienkonstellation. Hier bin ich etwas angespannt, weil ich mir Sorgen mache, dass wir als ein [lesbisches] Ehepaar auffallen könnten. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Wir erschrecken uns, wenn wir uns liebkosen wollen, weil überall Überwachungskameras vorhanden sind. Der Gedanke ‚Vielleicht sieht uns einer, vielleicht beobachtet einer und weiß Bescheid, vielleicht verbreitet sich ein Gerücht‘ verschwindet nicht. (Jang, 07.11.2022)
Was zeigen diese Beispiele? Der „koreanische Traum“ wird auch von vielen lesbischen bzw. queeren Paaren geteilt. Der Wunsch, in einem möglichst neu gebauten Wohnhochhaus zu leben, ist auch in der queeren Szene weit verbreitet. Bisher geht dessen Realisierung allerdings mit Angst vor Entdeckung und Anpassungsstrategien wie Kontaktvermeidung, Distanznahme oder kontrolliertem Sprechen einher. Dennoch bleiben die körperlichen Zeichen des Andersseins nicht immer unbemerkt, wie Ji-yun an den Reaktionen der Kinder feststellt. Trotz aller Vorsicht und Anpassung erfährt die heterosexuelle Fassung des kleinfamiliären Lebens Risse. Allein die Tatsache, dass es zur Praxis wird, auch als homosexuelles Paar in einer gemeinsamen Wohnung zu leben, die für heterosexuelle Reproduktion gestaltet ist, stellt das Gefüge infrage.
Aber keineswegs alle queeren Paare wollen in einer gemeinsamen Wohnung leben. Laut QHRN leben 71,3 % der befragten queeren Personen in Ein-Personen-Haushalten, was im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (30,2 %) auffällig hoch ist (QHRN 2021, S. 28). Single-Haushalte sind für die einen Ausdruck eines möglichen queeren Lebensstils der Selbstständigkeit oder ggf. auch der Polyamorie, aber für die anderen auch Ergebnis erfolgloser Wohnungssuche als Paar. Gleichwohl werden auch hier zunehmend Nutzungsformen des Wohnraums jenseits der kleinfamiliären Figuration sichtbar.
Deutlicher noch verschieben indes queere Wohnprojekte, polyamorische Gemeinschaften des Zusammenlebens und „queere Familien“ (vgl. Ch’in’gu sai und Kagu Net 2018) die räumliche Verfasstheit südkoreanischer Städte. Das vermutlich bekannteste Beispiel ist das „Regenbogenhaus“. In seinem Konzept, seinem Bauprozess, seiner Finanzierung und seiner Nutzung stellt sich dieses LGBTQIA+-Wohnprojekt bewusst gegen die fest etablierte Vorstellung vom Wohnen in Südkorea. Das fünfstöckige Gebäude wurde durch die Kooperation zwischen queeren Initiator*innen, die zusammenleben wollten, und der Wohnungsgenossenschaft Hamkke Chut’aek („Wohnungswesen Zusammen“) in Mapo-gu, Seoul, errichtet und im April 2016 eröffnet (Hamkke und Mujigae 2016, S. 7 und S. 29). Der Hauptinitiator, Jeon Jaewoo, begründet das Projekt mit Gewalterfahrungen, denn „in der südkoreanischen Gesellschaft, in der die Hassgruppen immer lauter werden, ist die Frage nach einem sicheren und freien Raum ein wichtiges Thema, für sexuelle Minderheiten wie für jede andere Gruppe“ (ebd., S. 5; Übers. d. Verf.).
Dem Regenbogenhaus liegt ein genossenschaftliches Konzept zugrunde (Kajok 2022, S. 40). Die Initiator*innen brechen mit der Logik, die Wohnung als Mittel der Wahl zur Vermögensbildung zu verstehen. „Der Sinn eines Gemeinschaftshauses entsteht erst dann, wenn [wir] die Werte der LGBT-Community über die ökonomische Logik hinaus realisieren“, heißt es im Protokoll des 4. Vorbereitungsworkshops am 22. Januar 2015 (Hamkke und Mujigae 2016, S. 59; Übers. d. Verf.). In einer feierlichen Ansprache zum Baubeginn am 22. August 2015 versichern sich alle: „Das Haus, in dem wir leben möchten, ist kein Raum, in dem wir Reichtum und Macht anhäufen und damit angeben.“ (ebd., S. 22; Übers. d. Verf.) Die Projektkosten, einschließlich des Grundstückserwerbs und des Baus, wurden durch die Geldeinlage der Initiator*innen, eine Anleihe von sozialen Investmentfonds der Stadt Seoul sowie durch Crowdfunding aufgebracht (ebd., S. 9 und S. 30 f.). Zwar gab es eine Mindesthöhe für die Geldeinlage in Höhe von 10 Mio. KRW (damals ca. 7000 €), jedoch stellte jede beteiligte Person so viel Geld zur Verfügung, wie sie es sich leisten konnte, und die genossenschaftliche Einlage entschied nicht über die Größe der bewohnten Einheit (ebd., S. 9). Die Bewohner*innen zahlen monatliche Nutzungsgebühren. Raumaufteilung und -nutzung im Regenbogenhaus kombinieren Privat- und Gemeinschaftsräume.19 Im Erdgeschoss befinden sich der Eingangsbereich, die Gemeinschaftsküche und die Waschküche. Die erste Etage wurde für eine Wohngemeinschaft mit fünf kleinen Schlafzimmern (je ca. 9 m2) plus Wohnküche konzipiert. Diese WG-Etage entstand aus dem Wunsch, „den Wohnraum (auch) mit Menschen in instabilen Wohnsituationen zu teilen“ (ebd., S. 63), da diese sonst aufgrund der hohen Mietpreise isoliert und prekär leben müssten. Die Wohnungsgrundrisse auf der zweiten bis vierten Etage sind flexibel. Zuweilen werden Balkone geteilt. Das mit Teppich ausgelegte Treppenhaus soll Wohnräume verbinden und nicht einzelne Wohnungen erschließen (Kajok 2022, S. 59). Das zeigt sich symbolisch darin, dass man die Schuhe im Regenbogenhaus bereits am Hauseingang auszieht, während dies in jedem Mehrfamilienhaus in Südkorea erst am Eingang der einzelnen Wohnung geschieht. Die Bewohner*innen schildern diese Praxis als Geborgenheit, wissen jedoch, dass sie von Externen häufig als befremdlich wahrgenommen wird: „Einer fragte uns sogar, ob es sich hier um eine seltsame religiöse Gemeinde handeln würde“, berichtete ein Bewohner während eines Gesprächs.
Die Initiator*innen des Regenbogenhauses strebten explizit danach, eine „neue Familie“ (ebd., S. 23) zu gründen. In den ersten Jahren organisierten sie gemeinsame Mahlzeiten, stellten kollektiv Kimchi her und setzten das Haus bei Bedarf gemeinsam instand (ebd., S. 99). Vor der Pandemie boten sie außerdem Menschen in Not, darunter einem geflüchteten lesbischen Paar, ein Zimmer als „guest room“ an und testeten somit die Grenzen einer queeren Familie aus. Heute deuten die Bewohner*innen dagegen an,20 dass die physische Enge im Haus auch belasten könne und die bereits eintretenden Abnutzungserscheinungen des Gebäudes als anhaltender Stressfaktor wahrgenommen werden. Bisher haben mehr als die Hälfte der Initiator*innen das Haus aus persönlichen Gründen verlassen, dafür sind neue Menschen eingezogen. Manche Bewohner*innen träumen von dem nächsten queeren Wohnprojekt – vielleicht dieses Mal in getrennten Häusern in unmittelbarer Nachbarschaft.

7 Familialismus und Refiguration

In Südkorea blickt man in den letzten Jahrzehnten auf grundlegende Um- und Neuordnungsprozesse zurück. Räumlich refigurierte sich das Land am deutlichsten im Bereich des Wohnens. Mit der Familie als Leitinstitution etablierte sich nicht nur, wie Chang (1997, 2022) gezeigt hat, eine wirtschaftliche Praxis der Familienverbünde und ein sozialpolitisches Handeln, das familiäre Vor- und Fürsorge voraussetzt. Darüber hinaus wurde die großfamiliäre Lebensform, basierend auf räumlicher Trennung der Geschlechter und geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung, in ein über Kleinfamilien organisiertes Ordnungssystem überführt. Darin wird heterosexuelle Paarbildung explizit, die Wohnung als Raum für die Kleinfamilie in der dicht gebauten Stadt zur Norm und die räumliche Trennung eines heterosexuellen Paares delegitimiert. Südkorea refiguriert sich also, indem die Figuration der Großfamilie mit Frauen‑, Männer- und Gästebereich auf die Figuration der Kleinfamilie im eigenen Heim trifft – und damit das Dorf auf die Stadt, die agrarische Ökonomie auf die industrielle Produktion, in deren Relation neue Strukturen entstehen. Die Figuration des Dorfes wurde nicht einfach durch jene der Stadt ersetzt, sondern im städtischen Leben inkludierte man die zweigeschlechtlich-binäre Struktur des ländlichen Wohnens in ein heteronormativ ausgewiesenes Konzept der Kleinfamilie. Frauen und Männer wohnen auf engem Raum (idealerweise mit ihren Kindern) zusammen und schlafen nicht länger in getrennten Räumen. Im Gegenteil: Was im Deutschen als Schlafzimmer bezeichnet wird, das ist in Korea das anbang bzw. Ehepaarschlafzimmer.21 Dieses ist zudem größer als andere Zimmer. Die Idee, dass gerade im Schlafzimmer Mann und Frau zusammenfinden, ist nun tief verankert im kollektiven Imaginären. Heirat und der für notwendig erachtete begleitende Kauf eines Apartments wird durch die Herkunftsfamilien der Eheleute ebenso finanziell gefördert wie durch den Staat. Das ap’at’ŭ ist zum Sinnbild von Wandel und Neuanfang geworden. Das Apartment im Wohnhochhaus wird begehrt und verehrt (Bartmanski et al. 2021, S. 213), je neuer es ist, desto besser. Das Wohnungssystem ist auf Eigentumserwerb angelegt. Mieten ist eine zuweilen notwendige, aber nicht erstrebenswerte Not- oder Übergangslösung.
Doch keine Bewegung ohne Gegenbewegung: Mit der Neuordnung der südkoreanischen Gesellschaft entsteht kaum zeitversetzt eine queere Szene, die sich der Heteronormativität widersetzt und geschlechtliche Komplementaritätsannahmen infrage stellt. Sie ist selbstverständlich nicht die einzige Dynamik, die dem ersten Schritt der Refiguration einen zweiten Schritt, eine gegenläufige Spannung, zur Seite stellt. Man hätte an dieser Stelle auch auf die urbanistischen sozialen Bewegungen verweisen können, die nachbarschaftliche Nähe in Städten zu leben versuchen, gegen Gentrifizierung kämpfen oder ihr „Recht auf Stadt“ einklagen. Ebenso könnte man die sinkenden Geburtenraten im Kontext einer überforderten Kleinfamilie diskutieren. Auch die sinkende Bereitschaft, eine Ehe einzugehen, treibt Refiguration an neue Ufer. Wir haben in diesem Aufsatz den Blick auf die heteronormative Dimension der Refiguration gerichtet und die LGBTQIA+-Communities als Akteure der Refiguration betrachtet. Ihre bloße Anwesenheit macht deutlich, dass die heterosexuelle Kleinfamilie entgegen aller Normalisierungstendenzen doch nicht für alle selbstverständlich ist. Das Seoul Queer Culture Festival (SQCF), welches im Jahr 2000 zum ersten Mal mit 50 Teilnehmenden und 2000 Zuschauenden stattfand,22 wuchs zu einer Großveranstaltung mit über 50 teilnehmenden Organisationen und 150.000 Besucher*innen heran.23 Queer lebende Koreaner*innen werden zu einer treibenden Kraft der Refiguration, indem sie den gleichberechtigten Zugang zur Institution der Eheschließung einfordern. Auch sie träumen den koreanischen Traum vom Leben im Wohnhochhaus und ziehen dort ein. Noch versuchen viele queere Personen dort nicht aufzufallen, aber sie haben Platz genommen und setzen damit Akzente. Sei es infolge erlittener Diskriminierung oder als bevorzugte Praxis, erhöhen queere Menschen die Zahl der Singlehaushalte in der familienorientierten Gesellschaft. Manch queeres Kollektiv stellt sich sogar aktiv gegen die Vermarktung der Wohnung als Spekulationsobjekt und sucht in genossenschaftlichen Wohnprojekten eine Alternative zur typischen Struktur des Apartments mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer.
Die Antwort auf die Frage, wem die Stadt gehört, ist in Seoul noch immer die gleiche wie vor zwanzig Jahren. Sie lautet: den Familien. Doch die Familie im heutigen Südkorea ist heterogener, kinderloser und queerer. Südkorea steht heute nicht nur unter der Spannung, dass die infrastrukturell, ökonomisch und ideologisch abgesicherte Kleinfamilie sich Pluralisierungsanforderungen ausgesetzt sieht, sondern das Land sieht sich auch der Tatsache gegenüber, dass das heterosexuelle Familienmodell unter dem Druck der Erwartungen und angesichts sich verändernder Geschlechterarrangements nicht ausreichend reproduktiv funktioniert, um den Erhalt der südkoreanischen Gesellschaft zu garantieren.
Zusammenfassend formuliert: Die Stadt in Korea war ein Modell der fortlaufenden und konzertierten Anstrengung von Staat und inländischen Familienunternehmen, über den Apartmentbau eine urbane Mittelschicht zu fördern (Yang 2018), die sich in heterosexuell normierten Kleinfamilien organisiert. Ökonomisch war der Aufstieg von einem der ärmsten zu einem der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt in wenigen Jahrzehnten beeindruckend erfolgreich. Räumlich führte dieser Weg in die Verstädterung und in eine eindeutige Ausrichtung auf den Apartmenthochhausbau. Sozial demonstriert das fast zeitgleiche Erstarken queerer Vergemeinschaftung, dass der gesellschaftliche Umbau von inneren Spannungen getragen ist, die sich im Aufbegehren (queerer Protest, neue Wohnprojekte) gegen die neuen Anordnungen wie in abweichender Raumaneignung (Einzug queerer Paare in die für Kleinfamilien geplanten Apartments) artikulieren. Als Refiguration erfassen wir die Etablierung einer neuen sozial-räumlichen Ordnung inklusive gegenläufiger Dynamiken – was bedeutet, dass Umschlagpunkte erfahrbar werden (Leben im Apartment als gesellschaftliche Norm), während der gesellschaftliche Umbau doch nie abgeschlossen ist.

Danksagung

Die Untersuchungen für diesen Aufsatz wurden im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs 1265 durchgeführt (Projektnummer 290045248-SFB 1265). Für ihre Hilfestellung und Gastfreundschaft während der Feldforschung bedanken wir uns bei den Bewohner*innen des Regenbogenhauses. Wir danken Prof. Dr. Soo-Hyun Mun für ihre hilfreichen Kommentare zum Wohnungsmarkt in Südkorea und Birgit Albrecht sowie Jan Lietze für die formale Überprüfung des Manuskripts.

Erhobene Daten

Im, J. Y. (2022). Interview in Seoul am 27. November 2022. Im, J. Y. (2023). Interview über Zoom am 31. Mai 2023. Im, J. Y. (2022–2023). Neun Tagebucheinträge zwischen 27. November 2022 und 29. März 2023. Übersetzt durch Lee Soo-Min. Jang, C. M. (2022). Interview in Seoul am 7. November 2022. Jang, C. M. (2023). Interview in Seoul am 24. März 2023. Jang, C. M. (2023). Zehn Tagebucheinträge zwischen 7. November 2022 und 28. März 2023. Übersetzt durch Lee Soo-Min. Kim, J. (2022). Interview in Seoul am 22. Juli 2022. Kim, J. (2023). Interview in Seoul am 31. März 2023. Kim, J. (2023). Zweiunddreißig Tagebucheinträge zwischen 17. August 2022 und 2. März 2023. Übersetzt durch Lee Soo-Min.
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Hinweis des Verlags

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Verfasst von :

Sung Un Gang

geb. 1985. Dr., Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB 1265 „Re-Figuration von Räumen“ an der TU Berlin, Teilprojekt B03 „Smart People: Queere Alltagshandlungen in digitalisierten Lebensräumen“. Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte Koreas, Queer Studies, urbane Kultur, Postkolonialismus, Diskursanalyse. Ausgewählte Veröffentlichungen: The making of modern subjects. Public discourses on Korean female spectators in the early twentieth century, 2024; (Hrsg., mit L. Bernroider, M. Born & C. Kulz) Intersectionality and the city: Violence and inequality in urban space, im Erscheinen.

Martina Löw

geb. 1965. Professorin für Architektur- und Planungssoziologie an der TU Berlin und Sprecherin des SFB 1265 „Re-Figuration von Räumen“. Forschungsschwerpunkte: Kultursoziologie, Raumsoziologie, soziologische Theorie. Ausgewählte Veröffentlichungen: (mit I. Farías, T. Schmidt-Lux & S. Steets) Kultursoziologische Stadtforschung. Grundlagen, Analysen, Perspektiven, 2024; Understanding social change: Refiguration, in: D. Bartmanski et al. (Hrsg.), Considering space. A critical concept for the social sciences, 2024; Vom Raum aus die Stadt denken, 2018.

Jörg Stollmann

geb. 1968. Professor für Städtebau und Urbanisierung an der TU Berlin. Forschungsschwerpunkte: Stadtforschung, nachhaltige Stadtentwicklung und -gestaltung, urbane Natur, Digitalisierung der Planung und des urbanen Alltags. Ausgewählte Veröffentlichungen: (Hrsg., mit A. J. Heinrich, S. Marguin & A. Million) Handbuch qualitative und visuelle Methoden der Raumforschung, 2021; (Hrsg., mit S. Bartoli) Tiergarten, landscape of transgression. This obscure object of desire, 2019; (Hrsg., mit C. Bock & U. Pappenberger) Das Kotti-Prinzip. Komplizenschaft zwischen Raum, Mensch, Zeit, Wissen und Dingen, 2018.

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Berliner Journal für Soziologie

Das Berliner Journal für Soziologie veröffentlicht Beiträge zu allgemeinen Themen und Forschungsbereichen der Soziologie sowie Schwerpunkthefte zu Klassikern der Soziologie und zu aktuellen Problemfeldern des soziologischen Diskurses.

Fußnoten
1
Die Romanisierung der koreanischen Begriffe folgt den Transkriptionsregeln nach McCune-Reischauer. Ausnahme sind Begriffe, die in der zitierten Forschungsliteratur bereits einer anderen Schreibweise folgen (z. B. jeonse). Die Romanisierung der koreanischen Namen folgt der Schreibweise, die die Autor*innen für ihre Publikation verwenden, soweit sie auffindbar sind. In anderen Fällen werden die koreanischen Namen in der landesüblichen Reihenfolge geschrieben, d. h. der Familienname als erstes und dann der Vorname. Die Übersetzungen aus den koreanischen Quellen stammen von Sung Un Gang, soweit nicht anders vermerkt. Für Behörden und Institutionen werden die offiziellen englischen Übersetzungen verwendet.
 
2
Die Durchführungsbestimmung des Baugesetzes (Amendment vom 12. September 2023) definiert ap’at’ŭ als mehrstöckige Häuser mit fünf oder mehr Stockwerken, die zum Wohnen genutzt werden.
 
3
Diese Formulierung fand immerhin – als „Gesellschaft unter Spannung“ – auch Eingang in den Titel des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020 (Blättel-Mink 2021).
 
4
Vgl. zur Unterscheidung von Sozial- und Gesellschaftstheorie: Knoblauch (2017, S. 11 ff.); Lindemann (2014); Reckwitz (2016, S. 8 ff.).
 
5
Die Inhalte sind pseudonymisiert. Alle Daten sind auf der Basis informierten Konsenses erhoben.
 
6
Es folgten cisgeschlechtliche Männer mit 58,3 % (56 Personen), trans*-Personen mit 44,8 % (13 Personen) sowie nicht-binäre bzw. gender-queere Personen mit 43,6 % (17 Personen) (QHRN 2021, S. 30).
 
7
In Seoul machten die Hochhauswohnungen 1975 damit schon 8 % aller Wohneinheiten in der Hauptstadt aus (KOSTAT 1975).
 
8
Nachdem in den 1960er-Jahren v. a. Leichtindustrie (Textil, Schuhe, Transistorradios, SW-Fernseher, Perücken, Kleingeräte) nach Südkorea verlagert wurde (v. a. aus den USA und Japan), etablierte sich die Schwerindustrie, insbesondere Metall und Schiffbau, in den 1970er-Jahren (Cumings 2005, S. 318, 322 ff.).
 
9
Die Stichprobe umfasst 3500 einkommensschwache Haushalte, die weniger als 60 % des Medianeinkommens zur Verfügung haben, und 3500 Haushalte mit mehr als 60 % des Medianeinkommens (KIHASA 2022a, S. 5).
 
10
Im Juli 2023 lag der Durchschnittspreis für eine Wohnung zum Verkauf landesweit bei 495 Mio. KRW (ca. 334.000 €) und der Durchschnittspreis für eine Wohnung zur jeonse-Miete bei 286 Mio. KRW (ca. 193.000 €), wobei er in Seoul fast doppelt so hoch war (KB Bank 2023a und 2023b). Die durchschnittliche Wohnungsgröße lag 2023 bei 75,3 m2 (KOSTAT 2023).
 
11
Seit den 2010er-Jahren ist das Mietsystem immer wieder novelliert worden. Ende der 2010er-Jahre führten die niedrige Zinsrate und die gestiegene Nachfrage nach jeonse-Mietwohnungen zu einem starken Anstieg der jeonse-Mietpreise, sodass eine Mischform (jeonse-Kaution plus Monatsmiete) entstand (Ryu und Kim 2018, S. 419 f.) – was wiederum einen Anstieg der Nachfrage für Monatsmietwohnungen nach sich zog (ebd., S. 418 f.). In jüngster Zeit hat auch organisierter jeonse-Mietbetrug an hunderten Mieter*innen das Vertrauen in das jeonse-System erschüttert. Ryu und Kim halten die Abschaffung des jeonse-Systems dennoch für unwahrscheinlich, denn die große Summe an jeonse-Kautionen (442,5 Mrd. US-Dollar) macht einen festen Bestandteil des Finanzmarktes aus (ebd., S. 425).
 
12
In einer Umfrage der Tageszeitung Hankyoreh antworteten 77,3 % der 119 Bewohner*innen von Sozialwohnungen in einer der sechzehn „Social-Mix“-Wohnsiedlungen in Seoul, dass sie sich „als Mieter*innen [von Sozialwohnungen] […] diskriminiert fühlten oder Diskriminierung erlebten“ (Song 2020).
 
13
Angesichts der Forderungen von UNO-Mitgliedstaaten, die gleichgeschlechtliche Ehe zu legalisieren und die Bestrafungsklausel der Homosexualität im koreanischen Militärstrafgesetzbuch zu entfernen (UNHRC 2023a, S. 23 f.), verteidigte Südkorea die betroffene Klausel und teilte mit, dass die Regierung nicht plane, „to take immediate action since changes in the family institution, such as allowing same-sex marriage or adoption by same-sex couples, hold legal and social significance“ (UNHRC 2023b, S. 3).
 
14
Die sogenannte „Single-Steuer“ (singŭl se) bezieht sich auf die Besteuerung von Erwachsenen, die entweder ledig oder kinderlos verheiratet sind, mit dem Ziel, das Singlesein und die Kinderlosigkeit unvorteilhafter zu machen und somit den Anreiz zur Eheschließung und Reproduktion zu erhöhen. Die Idee zur „Single-Steuer“ stammt aus dem Jahr 2014 aus dem Kreis des damaligen Ministeriums für Gesundheit und Wohlfahrt und wurde in der Öffentlichkeit heftig kritisiert (Bae 2023).
 
15
Alle Tagebuchbeiträge wurden durch Lee Soo-min ins Deutsche übersetzt.
 
16
Der Name des Wohnorts wurde verändert.
 
17
Ŏnni ist der Rufname für eine ältere Schwester, den eine jüngere Schwester benutzt. Im Koreanischen wird ŏnni auch unter Frauen verwendet, die sich nahestehen, oder zwischen fremden Frauen, die informell und freundlich zueinander sprechen. Im schwulen Kontext wird ŏnni häufig für ältere schwule Männer benutzt, die sich als femme präsentieren.
 
18
Ji-yun hat keine Angaben zum Datum gemacht. Alle Beiträge sind jedoch aus dem Zeitraum zwischen 27.11.2022 und 29.03.2023.
 
19
Diese Schilderung basiert auf der teilnehmenden Beobachtung von Sung Un Gang während eines Aufenthaltes im Regenbogenhaus im März 2023 sowie auf der Dokumentation des Projekts inkl. des Bauplans (Hamkke und Mujigae 2016, S. 51 ff.).
 
20
Zum Schutz der Privatsphäre werden die Aussagen der Bewohner*innen des Regenbogenhauses anonym und zusammenfassend paraphrasiert.
 
21
Etymologisch stammt an in anbang von anch’ae, dem inneren Gebäude eines traditionellen Hauses, das den Frauen und Kindern der Familie zugeteilt war. Dass in der Bedeutung des Wortes anbang der Wechsel vom Frauenzimmer zum Ehepaarschlafzimmer stattgefunden hat (Kim et al. 2013, S. 207), spiegelt die Veränderungen in der Praxis und den Konzepten von Wohnräumen, Geschlechterverhältnissen und Familien wider.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Verstädterung, Wohneigentum und Raumkonstitution. Räumliche Refiguration in Südkorea zwischen Familialismus und queeren Communities
verfasst von
Sung Un Gang
Martina Löw
Jörg Stollmann
Publikationsdatum
03.12.2024
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Erschienen in
Berliner Journal für Soziologie / Ausgabe 4/2024
Print ISSN: 0863-1808
Elektronische ISSN: 1862-2593
DOI
https://doi.org/10.1007/s11609-024-00539-y