Fast sieben Millionen Besucher verzeichnete die Messewirtschaft im ersten Halbjahr 2024. Das macht Hoffnung auf einen weiteren Aufschwung auf dem klassischen Vertriebsparkett.
Die Messebranche blickt zufrieden auf das erste Geschäftshalbjahr zurück. Rund 6,7 Millionen Besucher haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres knapp 190 Messen besucht. Diese Bilanz zieht der Verband der Deutschen Messewirtschaft (Auma). Das waren demnach ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Deutlicher nahm demnach die Anzahl der Aussteller zu, und zwar um sieben Prozent auf rund 120.000 ausstellende Unternehmen. Zudem wurden die Messen wieder größer. Die Ausstellungsflächen gingen um ebenfalls sieben Prozent auf insgesamt rund 4,2 Millionen Quadratmeter zu. Dabei war das Messejahr aufgrund mehrerer Streiks bei der Deutschen Bahn unter schwierigen Vorzeichen gestartet. Rund 50 Messen seien davon betroffen gewesen, heißt es vom verband. Sie hätten im Schnitt aufgrund der Ausstände elf Prozent weniger Gäste empfangen können als bei der Vorveranstaltung. "Selten war die Internationalität unserer Aussteller und Besucher höher", so der Auma-Vorsitzende Philip Harting. Nach den internationalen und nationalen Messen hierzulande erholten sich nun auch die vielen regionalen Messen nach dem Tiefschlag der Corona-Pandemie, erklärt er.
Springer-Autor Christian Zimmermann erklärt im "Handbuch Messemanagement" im Kapitel "Messen als Instrument der Live Communication" mit Blick auf die Messetätigkeit von Unternehmen, dass Messen "als integraler Bestandteil einer Live Communication-Strategie zu verstehen und einer systematischen Effizienzkontrolle zu unterziehen" sind.
Aussteller werden ihr Messeengagement sehr genau mit alternativen Kommunikationsmedien abstimmen müssen. Sie sind angehalten, Konzepte zu erarbeiten, die den unterschiedlichen Anforderungen an ein solches Engagement gerecht werden",
rät er auf Seite 59.
Neue Herausforderungen für Messebeteiligte
Nach der Sommerpause starten an den rund 70 Messeplätzen in Deutschland wieder Messen und Ausstellungen. Den Auftakt macht das weltweit größte Event für Computer- und Videospiele Gamescom in Köln vom 21. bis 25. August. Bis zum Jahresende finden weitere 130 Messen hierzulande statt.
Dabei warten neben Themen wie
- Kostensteigerungen und
- notwendigen Technologieinvestitionen,
- Besuchergewinnung und
- Ausstellerzuwachs
- auch noch weitere Entwicklungsaspekte, etwa die erhöhten Digitalisierungsanforderungen.
Allem voran das Thema Künstliche Intelligenz, das zunehmend auch im Vertrieb ausstellender Unternehmen Einzug hält. Eine Auma-Umfrage unter 172 Messeveranstaltern vom April 2024 für den Aussteller-Ausblick 2024/2025 hat gezeigt, dass die deutsche Messewirtschaft Künstliche Intelligenz (KI) als Chance sieht, etwa für personalisierte Empfehlungen und automatisierte Ansprache, um die Akquise effizienter zu gestalten oder neue Messeformate zu konzipieren. Insgesamt stehen 63 Prozent den neuen Technologien positiv gegenüber, weniger als vier Prozent betrachten KI als Risiko.
Messen als Vertriebskontaktforum weiter wichtig
Wie der Auma-Ausblick auch zeigt, bleiben Messen für Vertriebskontakte neben der virtuellen oder hybriden Kundenakquise weiter wichtig: Messebudgets steigern oder stabil halten will die Mehrheit der Unternehmen (rund 82 Prozent). Steigerungen planen größere Unternehmen mit über 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Der Anteil der Messebudgets am Marketingetat bleibt bei knapp drei Viertel der Unternehmen (70 Prozent) stabil. Größere Unternehmen wollen überdies ihre Marktpräsenz durch verstärkte Messebeteiligungen ausbauen.
Eine Statista-Prognose bis zum Jahr 2025 verortet den Umsatz in der Branche Messe- und Kongressveranstalter 2025 bei 7.274,94 Millionen Euro. Ergebnisse einer Studie des Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik) zum Digitalisierungsgrad in B2B-Unternehmen untermauern zudem, dass laut 82 Prozent der befragten Industrieunternehmen die Relevanz von Messen genauso wichtig oder sogar wichtiger ist als vor der Pandemie und der persönliche Kontakt zum Kunden ein zentraler Baustein der Kundenbindung und Neukundengewinnung bleibt. Knapp ein Drittel der Leadgenerierung werden dem Messe- und Event-Engagement zugeschrieben, 55 Prozent weiteren klassischen Vertriebsaktivitäten. Mehr Erlebnischarakter und Side-Events auch bei B2B-Events sollen zudem von Veranstalterseite das Messegeschäft weiter ankurbeln.