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12.09.2023 | Verwaltungsmanagement | Nachricht | Nachrichten

Hitze führt zu mehr Arbeitsunfällen

verfasst von: Alexander Ebert

2:30 Min. Lesedauer
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Zu den Folgen des Klimawandels gehören auch Hitzeperioden. Extreme Werte über 30 Grad erhöhen die Zahl der Arbeitsunfälle und richten erheblichen wirtschaftlichen Schaden an, zeigt eine wissenschaftliche Studie.

38,8 Grad - diese deutsche Spitzentemperatur meldete der Deutsche Wetterdienst Mitte Juli 2023 für die Kommune Möhrendorf-Kleinseebach, 22 Kilometer von Nürnberg entfernt. Lokal bis global leiden Menschen zunehmend unter Hitzewellen. Erwerbstätige trifft die Hitze besonders. Klettert die Temperatur über 30 Grad, steigt die Zahl der Arbeitsunfälle um 7,4 Prozent. 

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „When Weather Wounds Workers: The Impact of Temperature on Workplace Accidents“. Dabei handelt es sich um eine Dissertation von Katharina Drescher am Lehrstuhl für Public Economics an der Universität Passau. Gemeinsam mit Co-Autor Benedikt Janzen von der Universität Bern untersuchte die Nachwuchsökonomin anhand von Daten aus der Schweiz (1996 bis 2019), wie sich Hitze auf die Unfälle bei der Arbeit auswirkt. Die Studie erschien im Juli 2023. Die Schweiz eignet sich aus Sicht der Forscherin und des Forschers als Untersuchungsgebiet insofern, als es dort auf kleinem Raum eine große Variation an Temperaturen gibt. Zudem stehen die administrativen Unfalldaten tagesgenau und auf kleinteiliger regionaler Ebene zur Verfügung, so dass sie sich mit dem Wetter abgleichen lassen.

Belastung für alle Menschen gleich

Anders als Studien aus den USA dies nahelegten, wirkt sich die Hitze laut der Dissertation auf alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer negativ aus. Dies verblüffte die Passauer Ökonomin verblüffte. „Wir konnten in unseren Auswertungen keine Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts, Alters, Einkommens oder der Branche feststellen“, so Drescher. Das heißt: Egal ob Beschäftigte auf dem Bau arbeiten oder oder im Büro tätig sind, die Zahl der Arbeitsunfälle stieg in beiden Gruppen prozentual gleichermaßen an.

Mehr Unfälle durch schlechten Schlaf

Allerdings unterschieden sich die Gruppen hinsichtlich der Ursachen. Heiße Nächte ließen zwar alle Erwerbstätige schlecht schlafen. Jedoch sei es die Hitze am Tag, die zu mehr Unfällen bei denjenigen, die überwiegend draußen arbeiten, führt. Bei Bürokräften spielten die Temperaturen in den Nächten davor eine größere Rolle. Den Zusammenhang zwischen Temperaturen, Schlafmangel und mehr Arbeitsunfällen zeigen die Forschenden, indem sie zusätzlich zu den Unfalldaten die Schweizerische Gesundheitsbefragung heranzogen.

Drescher und Janzen berechneten auch den wirtschaftlichen Schaden, den die Unfallzunahme an Hitzetagen ab 30 Grad, aber auch an Sommertagen mit 25 bis 30 Grad und Kältetagen mit Minusgraden verursacht. Demnach beliefen sich im Beobachtungszeitraum die Kosten der temperaturbedingten Unfälle auf etwa 90 Millionen Schweizer Franken (93,5 Millionen Euro) jährlich – Tendenz stark steigend. Denn der Blick auf den Untersuchungszeitraum zeigt: 1996 gab es in der Schweiz lediglich einen Hitzetag mit mehr als 30 Grad, im Jahr 2019 bereits elf Tage. 

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