Immer mehr öffentliche Verwaltungen und Unternehmen setzen auf Cloud-Computing. Die Cloud verspricht mehr Agilität, aber viele machen sich Sorgen um die Datensicherheit, so das Ergebnis einer Studie.
Cloud-Anwendungen befördern agile und kreative Arbeitsweisen in der öffentlichen Verwaltung – das zumindest erhofft sich jeder zweite Entscheider im öffentlichen Sektor. 37 Prozent versprechen sich durch die Cloud mehr Datensicherheit.
Diese Ergebnisse aus der Studie "Potenzialanalyse Cloud in Europa" basieren auf einer Befragung von 204 Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung, Versorgung sowie Telekommunikation und Medien. Herausgeber der Studie sind die Unternehmensberatung Sopra Steria und das FAZ-Institut.
Cloud-Computing wird von öffentlichen Verwaltungen und Unternehmen unter anderem eingesetzt, um die IT skalierbar zu machen (69 Prozent), einen mobilen Zugriff auf IT-Ressourcen zu gewährleisten (65 Prozent) und um innovativer zu werden mithilfe von Big Data und Künstlicher Intelligenz (KI) (55 Prozent). Nur 44 Prozent der Befragten nutzen eine Cloud, um Kosten zu sparen.
Uneinigkeit beim Datenschutz
37 Prozent der Befragten in den Verwaltungen gehen davon aus, dass eine Cloud mehr Datensicherheit bietet – das sind deutlich mehr als in der Industrie und bei den Finanzdienstleistern. Allerdings wird von 55 Prozent der Befragten aus der öffentlichen Verwaltung der Datenschutz als Grund gegen den Einsatz der Cloud genannt.
Zwei von drei der befragten Entscheiderinnen und Entscheider (61 Prozent) in Behörden geben an, dass sie ausschließlich Rechenzentren mit Standort in Deutschland nutzen würden. "Die großen Hyperscaler betreiben alle Rechenzentren in Deutschland. Eine Antwort auf die Standortfrage ist das aber natürlich nur, wenn die Daten dann auch dort verbleiben“, sagt Csehan. Möglichen Bedenken kann die öffentliche Verwaltung auch mit einem Hybrid-Cloud-Ansatz begegnen", kommentiert Frank Csehan, Senior Manager Public Sector bei Sopra Steria.
Verschiedene Cloud-Modelle
Organisationen sollten im Vorfeld jedoch genau prüfen, welches Cloud-Modell am besten zu den eigenen Anforderungen passt, raten die Springer-Autor Dominic Lindner, Paul Niebler, Markus Wenzel im Buchkapitel "Empfehlungen für Entscheider und Unternehmer" des Essentials "Der Weg in die Cloud" (Seite 43). Die drei Modelle unterscheiden sich dabei folgendermaßen:
- IaaS stellt die am wenigsten abstrahierte Schicht dar und beschreibt ein virtuelles Rechenzentrum mit Rechenleistung, Speicher und Netzwerken. Vorteile sind die hohe Flexibilität und einfache Migration bestehender Applikationen, die auf virtuellen Maschinen laufen.
- PaaS stellt die mittlere Schicht dar. Hier ist weniger der IT-Administrator gefragt als der Softwareentwickler. Es ermöglicht dem Softwareentwickler, auf der angebotenen Infrastruktur mittels Schnittstellen eigene Programme schneller zu entwickeln und auszuführen. Ebenso stellt einen großen Vorteil die einfache Skalierbarkeit dar.
- SaaS stellt die letzte Schicht dar und ist ein Geschäftsmodell, bei dem ein Kunde die Funktionen einer Software gegen eine Gebühr zur Verfügung gestellt bekommt. Er zahlt also für die Dienstleistung statt für die Software.
Zudem müsse die Art der Cloud – Public oder Private Cloud – festgelegt werden, wobei es in der Realität jedoch häufig zu einer Hybrid-Cloud komme. Dies sei auch sinnvoll, da dann datenschutzkritische Anwendungen in der Organisation gehalten würden, "während weniger streng zu schützende Anwendungen öffentlich im Internet durch externe Dienstleister verwaltet werden." (Seite 44).