Ob Klimawandel, Demografie oder Digitalisierung – in vielen Städte denken Fachleute über die Zukunft ihrer Kommune nach. Eine neue Studie analysiert Trends und stellt mögliche Gestaltungsoptionen dar.
Der Blick richtet sich auf das Übermorgen: Wie wirken sich Trends von heute langfristig auf die Entwicklung von Städten aus? Erste Antworten und Gestaltungsmöglichkeiten skizziert die Studie "Die Stadt von übermorgen", die das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im April 2019 veröffentlichte. Die Untersuchung basiert unter anderem auf Workshops und einer eigenen Methodik.
Mit der Studie wurden 150 Einzeltrends analysiert und zu 16 inhaltlichen Trendmolekülen verdichtet – etwa "Mensch-Maschine-Leben", "Internationale Migration" oder "Länger leben, länger aktiv sein". Die Trendwirkungen wurden am Beispiel ausgesuchter Stadttypen und städtischer Teilräume getestet; Dazu gehören etwa "kleinere Großstädte", "schrumpfende Mittel- bis Großstädte" und "erfolgreiche Kleinstädte". Ziel der Studie ist es, "die Unübersichtlichkeit der Zukunftsdiskurse aufzubrechen und Orientierung zu geben" – quasi ein Gerüst für das Nachdenken über die Stadt von übermorgen zu liefern.
Alte Strukturen neu nutzen
Betrachtet wurden für jeden Stadttyp jeweils Teilräume wie Fußgänger- und Bahnhofsbereich oder typische Wohnquartiere. Hierfür erarbeiteten die Teilnehmer einer Ideenwerkstatt Zukunftsoptionen; Das Spektrum reichte vom Einzelhandelsgeschäft über das Krankenhaus bis zu Dienstleistungen der Verwaltung. Beispielsweise könnten Schulen zu offenen Quartierszentren umgestaltet werden, ein ehemaliges Kaufhaus ließe sich als Gesundheitszentrum nutzen und kollektive Freiflächen könnten Hausgärten ersetzen.
Raum für flexible Ansätze
Als Schlussfolgerungen hält die Studie fest: "Je weniger die (eine) Zukunft vorhersehbar ist, desto mehr gilt es mit Ungewissheit umzugehen. Es braucht Raum für flexible Ansätze, die in praktischer Anwendung Schritt für Schritt weiterentwickelt werden. Dabei ist auch wichtig, Fehler machen zu dürfen und aus ihnen zu lernen, ohne dass der gesamte Ansatz direkt infrage gestellt wird."
"Stadtlabor Übermorgen" gründen
"Wie wollen wir in Zukunft leben?" Antworten auf diese Frage können laut Studie die Kommunen allein nicht geben. Die Zukunft hängt auch davon ab, welche Akzente der Bund etwa beim Bau-, Arbeits- oder Umweltrecht setzt. Deshalb regen die Autoren an, dass auch der Bund eine Struktur schafft, "die das Nachdenken über Zukünfte der Stadt verstetigt und in die Öffentlichkeit trägt. Denkbar wäre ein "Stadtlabor Übermorgen" – ein Mix aus Think Tank und öffentlichem Debattenort."
Per Saldo heißt es in der Untersuchung: "Der Blick ins Übermorgen lässt sich methodisch bewältigen und ist vermutlich unerlässlich, um in unübersichtlichen Zeiten Orientierung zu behalten."