Amoklauf im Einkaufszentrum, Terroranschlag in der Stadt: Facebook, Twitter und andere soziale Medien werden in Notfällen genutzt, meist aber nur, um sich selbst zu informieren. Lediglich 19 Prozent der Nutzer werden selbst aktiv, um Informationen zu teilen und Freunde zu warnen, ermittelten Wissenschaftler der Universität Siegen, der Technischen Universität Darmstadt und des Tavistock Instituts in London in einer Studie.
Derzufolge erwarten 67 Prozent der insgesamt 1.000 Befragten, dass Behörden die über soziale Medien verbreiteten Nachrichten "monitoren". Nur die Hälfte wünscht sich, dass Behörden in Notfällen selbst Informationen und Warnhinweise posten. Diese Nachfrage nach Behörden-Engagement ist im Zusammenhang mit Ergebnissen zur Glaubwürdigkeit zu sehen.
Furcht vor Gerüchten in Notsituationen
73 Prozent der Befragten fürchten falsche Gerüchte, 65 Prozent unzuverlässige Informationen und 62 Prozent sorgen sich um den Datenschutz. Ältere verlassen sich daher eher auf Medien wie Fernsehen und Radio. "Viele Menschen sind skeptisch und möchten Sozialen Medien in Gefahrenlagen nicht vollständig vertrauen. Da zahlreiche Inhalte dort nach ausschließlichem Lesen der Überschrift bereits geteilt werden, ist gewisse Vorsicht und Abwägung, was man glaubt und was man teilt, auch sinnvoll," so der Studienleiter Christian Reuter.
Geringe Verbreitung von Warn-Apps
Dabei nutzen über die Hälfe der Befragten täglich Facebook. Nur neun Prozent nutzen Twitter. Fast jeder zweite greift täglich zum Smartphone, jeder dritte stündlich. Doch nur jeder Sechste verwendet mobile Apps, um Gefahren zu entdecken. Dabei dominieren Unwetter-Apps. Nur etwa ein Zehntel der Bevölkerung nutzt Warn-Apps wie Katwarn in Darmstadt-Dieburg oder die App Notfall-Informations- und Nachrichten-App (Nina) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz. Diese warnt vor Gefahren wie Unwettern, Hochwasser, Großbränden, Unglücken und anderen so genannten Großschadenslagen.
"Dabei könnten in Schadenslagen relevante Informationen dort sehr einfach empfangen werden – und das nicht nur bei großen Lagen, wie dem Amoklauf in München, sondern auch bei vielen kleineren Schadenslagen, wie Evakuierungen bei Bombenfund", so Reuter.