12.11.2019 | Verwaltungsmanagement | Im Fokus | Onlineartikel
Smart Cities schneller vorantreiben
Bürgerinnen und Bürger wollen eine digitalere Verwaltung und mehr digitale Bürgerbeteiligung, so eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom.
Bei der Entwicklung von Smart-City-Anwendungen sollten Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden.
metamorworks/Getty _Images/istock69 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland wünschen sich eine schnellere Digitalisierung ihrer Stadt. Obwohl in den vergangenen Jahren deutschlandweit immer mehr Smart-City-Initiativen angestoßen wurden, empfinden 56 Prozent ihre Stadt als nicht digital. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland. Die Ergebnisse wurden auf der Smart Country Convention vorgestellt.
Den größten Verbesserungsbedarf an ihrem Wohnort sehen die Bürgerinnen und Bürger vor allem in den Bereichen Wohnen (86 Prozent), Verwaltung (79 Prozent), Verkehr (78 Prozent), Sicherheit (77 Prozent) und Umwelt (76 Prozent).
"In den meisten Städten und Gemeinden stehen alle Zeichen auf digital. Dem Vertrauensvorschuss in der Bevölkerung müssen die Rathäuser jetzt gerecht werden. Sie steigern damit Standortattraktivität und Lebensqualität und kommen wieder näher an Bürger und Unternehmen", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. "Kommunen brauchen das nötige Geld, Know-how und einen engen Austausch von Bürgern, Politik und örtlicher Wirtschaft. Mit der Smart Country Convention verkürzen wir den Weg in die digitale Welt."
Abgehängte Städte und Gemeinden könnten von der Digitalisierung besonders profitieren können, meinen 80 Prozent der Befragten. Und zwei Drittel (64 Prozent) sind der Ansicht, dass der Einsatz digitaler Technologien wie etwa Überwachungskameras die Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen kann.
Sorge um die Datensicherheit
71 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben jedoch Bedenken, ob ihre persönlichen Daten in digitalisierten in Städten und Gemeinden sicher sind. Zudem sehen zwei Drittel der Befragten die Gefahr, dass die Digitalisierung wie viele andere Großprojekte scheitert. „Bei der Entwicklung smarter Städte und Regionen müssen wir vor allem das Thema Datensicherheit mitdenken - auch hier können wir von Litauen lernen. Gleichzeitig müssen wir Vorreiterstädte und Smart-City-Initiativen aus Deutschland noch mehr in die öffentliche Wahrnehmung holen und zeigen, wie es an vielen Stellen schon einfach und digital geht,“ kommentiert Berg. Litauen war in diesem Jahr das Partnerland der Veranstaltung.
Digitale Verwaltung gewünscht
Die große Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich eine digitale Verwaltung. So würden es 89 Prozent der Befragten begrüßen, wenn die Beantragung, Verlängerung und Zusendung von Dokumenten wie Reisepass und Personalausweis ganz automatisch verliefe. 84 Prozent würden Behörden- und Verwaltungsangelegenheiten gerne online erledigen und 77 Prozent würden ein einheitliches Servicekonto nutzen, über das sich Bürger sicher identifizieren und authentifizieren können, um Zugang zu allen digitalen Verwaltungsdienstleistungen zu haben. Immerhin vier von zehn Bürgern würden die eigenen Stammdaten einmalig eingeben und erlauben, dass diese zwischen Behörden ausgetauscht und wiederverwendet werden können.
Digitale Bürgerbeteiligung
90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wollen stärker in Vor-Ort-Entscheidungen einbezogen werden, um beispielsweise via Mängelmelder auf Probleme im öffentlichen Raum hinweisen (73 Prozent) und um konkrete Verbesserungen zur Steigerung der Lebensqualität am Wohnort vorschlagen zu können (67 Prozent). "Der Wunsch der Bürger, sich zu beteiligen, wächst – und der leichteste Weg ist via Internet. Kommunen sollten flächendeckend digitale Dienste anbieten, die bürgerliche Partizipation und Engagement erleichtern," so Berg.
Smart City Ulm
Einen großen Schritt hin zu einer Stadt, in der sowohl Lebensqualität und bürgerschaftliches Engagement im Fokus stehen, hat Ulm gemacht. "Ziel ist es, die Verknüpfung aller Daseinsebenen einer Kommune hinsichtlich sozialer, wirtschaftlicher, ökologischer sowie kultureller und institutioneller Aspekte zu gewährleisten", erläutert Sabine Meigel, Leiterin der Geschäftsstelle Digitale Agenda der Stadt Ulm und Autorin der innovativen Verwaltung, in ihrem Beitrag "Digitale Stadtentwicklung der Zukunftsstadt Ulm" (Seite 28). Das Ulmer "Verschwörhaus" sei ein gutes Beispiel für gelungene Community-Arbeit und Bürgerbeteiligung.