Den Schutz des Klimas sehen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Deutschland inzwischen als die wichtigste kommunale Aufgabe an, zeigt eine aktuelle Umfrage.
Die Städte in Deutschland stehen vor vielen drängenden Herausforderungen, darunter Digitalisierung, Corona und Wohnraum. Was die Kommunen aktuell am meisten beschäftigt, ist aber der Klimaschutz. Dieses Thema rangiert jetzt erstmals auf Platz eins des Rankings und damit vor Corona-Maßnahmen und der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
Zu diesem Ergebnis kommt das neue "OB-Barometer 2022" des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). Die Befragung basiert auf einer repräsentativen telefonischen Befragung aus Januar/Februar 2022. Befragt wurden 144 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Städte mit über 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Wichtigstes Handlungsziel
61 Prozent der Befragten benennen den Klimaschutz "als wichtigstes Handlungsfeld in der eigenen Stadt", laut Difu ein "bemerkenswertes" Ergebnis. Im Vorjahr waren es noch 45 Prozent. Damit rangiert aus Sicht der Stadtspitzen der kommunale Schutz des Klimas inzwischen vor Corona-Maßnahmen (44 Prozent), der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum (42 Prozent) und der Mobilitätswende (38 Prozent).
Die Studienverantwortlichen führen diese Entwicklung des Themas Klimaschutz auf eine "starke Bewusstseinsveränderung" zurück, die unter anderem von den Protesten der Fridays-for-Future-Bewegung forciert wurde. Allerdings räumt die Studie ein, dass die Umfrage noch nicht die kommunalen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine widerspiegelt.
Gewisse Routine bei Corona
Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie in allen Bereichen des kommunalen Lebens sei offenbar eine gewisse Routine eingetreten – weshalb diese Aufgabe inzwischen als weniger dringend empfunden werde. Allerdings werden die Folgen wie der Rückgang von Steuereinnahmen, die Existenzgefährdung von Handel und Gastronomie aber auch die Verödung der Kulturszene sowie der Innenstädte nach wie vor als gravierend angesehen..
Mit Blick auf die Zukunft sehen die Befragten das weitere Umweltthema Mobilität als wichtig an. "Bedenkt man, dass es bei der urbanen Mobilität entscheidend darum geht, Lösungen jenseits des motorisierten, CO2-emittierenden Individualverkehrs zu entwickeln, wird deutlich, dass mit Mobilität ein zweites Klimathema oben auf der kommunalen Agenda rangiert", so Difu-Institutsleiter Prof. Dr. Carsten Kühl.
Fachkräftemangel erstmals Thema
Zu den seit Jahren wichtigen Handlungsfeldern gehören laut Umfrage Wohnen (35 Prozent), Digitalisierung (33 Prozent) und Finanzen (28). Zum ersten Mal taucht im OB-Barometer 2022 das Thema "Fachkräfte halten und Fachkräfte gewinnen" unter den Top 10 auf. Vor allem in den ostdeutschen Städten rückt das Thema der Fachkräftegewinnung auf die politische Agenda, gut ein Drittel der dortigen Stadtspitzen hält dieses für wichtig.