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30.04.2025 | Verwaltungsmanagement | Gastbeitrag | Online-Artikel

Netzwerken wirkt – wenn man es zulässt

verfasst von: Theresa Amberger

3:30 Min. Lesedauer

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Netzwerke und Communities of Practice können die Verwaltungstransformation entscheidend voranbringen. Eine neue Studie zeigt, welche Mehrwerte sie haben und was sie oft noch ausbremst.

Die Zahl der Vernetzungsangebote in der öffentlichen Verwaltung ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen und mit ihr auch die Zahl derjenigen, die aktiv netzwerken und dies gezielt für ihre Arbeit nutzen. Trotz dieses Aufschwungs haftet dem Thema häufig noch ein Reputationsproblem an: Für viele Vorgesetzte gilt die Teilnahme an Community-Treffen während der Arbeitszeit als verlorene Zeit und wird entsprechend oft nicht genehmigt.

Zugleich mangelt es in der Verwaltung an Innovationen und Tempo bei der Umsetzung von Digitalisierungs- und Reformvorhaben. Wie diese beiden Phänomene zusammenhängen, zeigt eine aktuelle Studie des Netzwerks NExT e. V.

Gemeinsam besser vorankommen

Basierend auf 31 qualitativen Interviews und einer Online-Befragung von 510 Verwaltungsmitarbeitenden untersuchte die Studie die Rolle von Netzwerken und Communities of Practice (CoPs) für die Verwaltungstransformation. Sie zeigt: Netzwerken bietet nicht nur individuelle Mehrwerte – es kann auch dazu beitragen, strukturelle und kulturelle Hürden zu überwinden.

Ein deutliches Signal: 79 Prozent der Befragten gaben an, dass sie durch das Netzwerken ihre Aufgaben in der Verwaltungstransformation besser bewältigen können. Das verdeutlicht den direkten Zusammenhang zwischen Vernetzung und einer effektiveren Umsetzung von Veränderungsvorhaben.

Das motiviert zum Netzwerken

Die Gründe für Vernetzung in der Verwaltung sind vielfältig. Besonders oft steht der Transfer von Wissen im Vordergrund, etwa durch neue Impulse, den Erwerb von Kompetenzen oder das Nutzen bewährter Beispiele aus der Praxis. Auch der gezielte Austausch zu konkreten Themen, bereichsübergreifende Kontakte und die Möglichkeit, über den „kurzen Dienstweg“ Ratschläge einzuholen oder gemeinsam Lösungen zu entwickeln, werden als zentrale Mehrwerte wahrgenommen. Zudem fördert das Netzwerken Motivation, Sichtbarkeit und neue Schnittstellen, etwa zur Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft.

Insbesondere für Beschäftigte, die mit Transformationsaufgaben betraut sind, ist der Austausch mit Gleichgesinnten ein zentraler Ankerpunkt: Viele arbeiten allein an einer Vielzahl von Themen und schätzen sowohl fachliche als auch soziale Resonanzräume. So war für eine Teilnehmerin der NExT-Community „Nutzerzentriertes Design“ die Erfahrung ein „Super-Win“. Der neu geknüpfte Kontakt zu einer Bundesbehörde ermöglichte ihr auch im Nachgang den Austausch und gegenseitige Beratung zu aktuellen Aufgaben und Herausforderungen.

Das hemmt die Beteiligung

Trotz zahlreicher Vorteile beteiligen sich Verwaltungsmitarbeitende unterschiedlich intensiv an Netzwerken – von gelegentlichen Teilnahmen bis zur aktiven Mitgestaltung durch Vorträge, Diskussionen oder der Leitung von CoPs. Manche verzichten ganz auf Netzwerkarbeit und das oft nicht aus Mangel an Interesse, sondern wegen ungünstiger Rahmenbedingungen.

Wenn Netzwerken nicht als Teil der Arbeitszeit anerkannt wird oder Reisetätigkeiten nicht genehmigt werden, bleibt es ein Freizeitprojekt.

Auch persönlichere Faktoren spielen eine Rolle: Hohe Arbeitsbelastung, fehlende Zeitfenster und Unsicherheit im Umgang mit Freiheiten hemmen die Beteiligung. Und nicht zuletzt stehen auch die Netzwerke selbst in der Verantwortung: Sind sie sichtbar genug? Passen die Angebote zu den tatsächlichen Bedarfen?

Strukturen schaffen, Wirkung entfalten

Die Studie macht deutlich: Damit Netzwerke ihr Potenzial entfalten können, braucht es mehr als individuelles Engagement. Es braucht strukturelle Unterstützung: politisch, organisatorisch und kulturell. Führungskräfte spielen hier eine Schlüsselrolle. Sie sollten Netzwerkarbeit nicht nur dulden, sondern aktiv fördern.

Organisationen können Vernetzung systematisch verankern, etwa durch feste Zeiten für Community-Aktivitäten, durch Sichtbarkeit von Ergebnissen oder durch Karrierepfade, die Engagement in Netzwerken honorieren. Auch die Politik kann ihren Beitrag leisten. Sie sollte Netzwerke nicht als weiches Randthema betrachten, sondern als tragenden Pfeiler einer zukunftsfähigen Verwaltung verstehen.

Verwaltung gemeinsam neu denken

Die gute Nachricht: Wo solche Strukturen entstehen, entfalten Netzwerke ihre volle Wirkung. Sie stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl derjenigen, die Verwaltung aktiv gestalten wollen, inspirieren zur Offenheit gegenüber Veränderungen und helfen, tradierte Silo- und Zuständigkeitsstrukturen aufzubrechen. Durch den Austausch von nachnutzbaren Lösungen tragen sie außerdem zu einer effizienteren Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben bei.

Oder anders gesagt: Netzwerken wirkt – wenn man es zulässt.

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