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14.07.2020 | Verwaltungsmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum Behörden nur langsam digitaler werden

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

2:30 Min. Lesedauer

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Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) kommt nur langsam voran. Nur 16 Prozent der Behörden haben ihre digitalen Hausaufgaben bisher erledigt, so eine aktuelle Studie. 

Die Digitalisierung in der Verwaltung dauert. Die Mehrheit (61 Prozent) der Behörden befindet sich zwar mitten in der Umsetzung ihrer digitalen Angebote, doch nur bei 16 Prozent sind OZG-Leistungen komplett fertig oder weitgehend entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt der "Branchenkompass Public Sector 2020". Dafür befragte das Marktforschungsinstitut Forschungswerk im Auftrag von F.A.Z.-Institut und Sopra Steria von Februar bis März 2020 100 Entscheider aus 100 deutschen Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen.

Am weitesten ist öffentliche Verwaltung bei der elektronischen Vergabe öffentlicher Aufträge: In 60 Prozent der Behörden ist die Abwicklung von Ausschreibungen über spezielle Vergabeplattformen möglich. Jede vierte Verwaltungseinrichtung hat das Vergabeverfahren zumindest in Teilen digitalisiert. Das Thema Cybersicherheit hat für nahezu alle Behörden Priorität. 48 Prozent haben Vorgaben für den Datenschutz und die IT-Sicherheit vollständig und 47 Prozent teilweise umgesetzt. 

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Erkenntnisse und Ausblick

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Nachholbedarf in vielen Bereichen

Durch die Corona-Pandemie treten Defizite in Sachen Digitalisierung noch deutlicher zutage, denn die Bürgerinnen und Bürger fragen digitale Leistungen verstärkt nach. "Die Behörden bekommen nun konkret vor Augen geführt: Es gibt noch zu viele reine Informationsangebote und zu wenige echte digitale Verwaltungsdienstleistungen. Das werden viele nun schnell ändern wollen", sagt Bernd Baptist, verantwortlich für die Geschäftssparte Public Sector bei Sopra Steria.

Dies gelte beispielsweise für die Möglichkeit, sich im Internet bei Behörden zu identifizieren (eID) und Leistungen direkt online zu bezahlen. Nur acht Prozent der befragten öffentlichen Verwaltung bieten bisher eine eID an. 30 Prozent befinden sich in der Umsetzung. 

Etwas weiter ist die öffentliche Verwaltung bei Bezahlangeboten und der E-Rechnung. 22 Prozent der befragten Verwaltungen haben die Umsetzung abgeschlossen, 44 Prozent arbeiten an derartigen Lösungen. Auch hinsichtlich europäischer Anforderungen wie eIDAS, Once Only oder Single Digital Gateway hinken die Verwaltungen deutlich hinterher, nur fünf Prozent haben diese Vorgaben bisher umgesetzt.

Als Hindernisse, die dem Einsatz neuer Technologien im Weg stehen, werden Medienbrüche und Schnittstellen (82 Prozent), nicht besetzte IT-Stellen (72 Prozent) sowie eine unklare Rechtslage (67 Prozent) genannt. 

Zehn Prinzipien der Transformation

Für Springer-Autor Hans-Werner Streicher müssen neben technischen und organisatorischen Problemstellungen vor allen zwei Fragen beantwortet werden:

  1. Gibt es eine konkrete Funktion in der Führungsebene, welche die notwendigen Konzepte und Strategien erstellt hat und ihre Einhaltung konsequent einfordert? 
  2. Wie (intensiv) werden die Führungskräfte und Projektleiter in der Organisation gesamtheitlich und nachhaltig auf die Herausforderungen der digitalen Transformation vorbereitet?

In seinem Buch "Digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung" formuliert er zehn grundlegende Prinzipien, die als Maßstab oder als Prüffragen auf die Reorganisationsaufgaben in den öffentlichen Organisationen angewendet werden können (Seite 330 ff.):

  • Digital transformierte Prozesse als Standard
  • Einheitlicher Zugang zu Verwaltungsleistungen
  • Identifizierung/Authentifizierung/Single-sign-on
  • Data-once-only
  • Usability
  • Elektronische Zustellung
  • Mobilität der Anwendungen
  • E-Payment-Integration
  • Portalverbund-taugliche Architekturen
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