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20.05.2025 | Verwaltungsprozesse | Gastbeitrag | Online-Artikel

Wie Stadtwerke ihr Netz in Eigenregie digitalisieren können

3 Min. Lesedauer

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Verfasst von: Michael Singer, Geschäftsführer der ppm GmbH

Bis 2026 müssen Gemeinden in Österreich ihre Wasserleitungs- und Kanalsysteme digitalisieren. Ansonsten zahlt der Bund keine Fördermittel. Dank GNSS-Technologie konnten die Stadtwerke Wolfsberg diese Anforderung erfüllen.

Die Stadtwerke Wolfsberg haben mithilfe der GNSS-Technologie ihr Versorgungsnetz selbst vermessen. Gemeinden in Österreich ohne digitalisiertes Wasserleitungs- und Kanalsystem erhalten ab 2026 keine Fördermittel vom Bund mehr. Im Bild Felix Frenkenberger (links) von den Stadtwerken Wolfsberg mit Andreas Keller (rechts) von PelicanCorp mit dem Vermessungsequipment.


Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft hat ein Signal für die Zukunft gesetzt: Mit der Novelle der Förderrichtlinien für die kommunale Siedlungswasserwirtschaft nach dem Umweltförderungsgesetz (UFG) dürfen Gemeinden nur dann Fördermittel für ihre Wasserleitungs- und Kanalsysteme beantragen, wenn diese digitalisiert sind. Das ist eine Herausforderung für viele Städte und Gemeinden.

Die Stadtwerke Wolfsberg in Kärnten sind für rund 400 Kilometer Wasserleitung und rund 340 Kilometer Abwasserkanal verantwortlich. Diese Infrastrukturen versorgen rund 25.000 Menschen und müssen überwacht, instandgehalten und ausgebaut werden. Um die Vorgaben der neuen Förderrichtlinie zu erfüllen, entschied sich das Unternehmen, alle Leitungen selbst zu vermessen und in ein Kataster einzutragen. Das sollte Zeit und Kosten sparen.

Exakte Vermessung in Eigenregie

Die Mitarbeitenden der Stadtwerke Wolfsberg konnten alle Positionen ihrer Kanalnetze selbst einmessen. Dieses Vorgehen wurde durch die sogenannte GNSS-Technologie ermöglicht, wobei GNSS für Global Navigation Satellite System steht: Der ppm10xx zero GNSS Sensor kann die Signale unterschiedlicher globaler Satellitennavigationssysteme erfassen. Neben GPS aus den USA zählen dazu GLONASS aus Russland, GALILEO aus Europa und BEIDOU aus China. Selbst in schwierigen Umgebungen, wie unter belaubten Bäumen oder direkt an Hauswänden, können dank dieser Technik immer genügend Signale empfangen und verarbeitet werden.

Vor Nutzung des Sensors des GNSS-Systemhauses ppm aus dem oberbayerischen Penzberg war doppelter Personaleinsatz notwendig: Externe Dienstleister wurden für die Messungen beauftragt und Beschäftigte der Stadtwerke Wolfsberg mussten sie begleiten, weil nur sie die zu vermessenden Leitungen kannten. Jetzt können die Mitarbeitenden die Messungen selbst vornehmen.

Handhabung des Sensors

Der Sensor wird über Bluetooth LE an einen Tablet-PC angeschlossen, auf dem die Vermessungssoftware Geolantis360 von PelicanCorp installiert ist, einem Handelspartner von ppm in Österreich. Die Software ist für kommunale Aufgaben optimiert und insbesondere für Gemeinden geeignet, die keine spezialisierten Mitarbeitenden in der Vermessung beschäftigen. Die Benutzeroberfläche leitet den Anwender oder die Anwenderin Schritt für Schritt durch den Vermessungsprozess. Drop-down-Menüs und unterstützende Anleitungen helfen bei der Fehlervermeidung. Die Erfassung einer bestimmten Position erfolgt über simples Antippen des entsprechenden Punktes auf der Karte.

Die Daten in der App auf dem Tablet und in der Desktop-Software am Büroarbeitsplatz werden in Echtzeit synchronisiert. Die Informationsübertragung zwischen den beiden Geräten erfolgt über die ppm Commander Software, die für die Verbindung zwischen dem GNSS-Empfänger und fast jedem Anwenderprogramm sorgt. Messungen, die der Außendienst im Feld vornimmt, sind bei Eintreffen im Büro also schon am Arbeitsplatz verfügbar. Datenübertragungen, die oft Stunden oder gar Tage in Anspruch genommen haben, entfallen komplett.

Versorgungsnetze fit für die Zukunft

Die digitale Erfassung von Wasser- und Abwassersystemen leistet einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen und zukunftssicheren Gestaltung der Infrastruktur. In manchen Kommunen fehlt jedoch eine vollständige Dokumentation, was etwa Wartungsarbeiten erheblich erschwert. „Oft erfahren wir in Gesprächen mit Gemeinden, dass Pläne nur in Papierform existieren und vor Jahrzehnten erstellt wurden – mit Gebäuden und Hausnummern, die es längst nicht mehr gibt“, berichtet Andreas Keller, Sales Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei PelicanCorp, und ergänzt: „Es kam sogar vor, dass die genauen unterirdischen Leitungsverläufe in Teilen einer Gemeinde gänzlich unbekannt sind, weil verantwortliche Personen die Gemeinde vor langer Zeit verlassen haben und ihr Wissen nicht weitergegeben wurde.“ Dank der GNSS-Technologie können fehlende Informationen unkompliziert ergänzt werden, um die Infrastruktur effizient zu dokumentieren und zu optimieren.

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