Dieser Artikel ist der letzte einer Viererreihe, die eine Diskussion über die Grundlagen der Informatik anregen soll. In ihm wird der Beitrag der Informatik zu einem besseren Verständnis des Konzepts der Semantik oder Bedeutung von Zeichen in einer Interaktion dargestellt.
Ausgangspunkt ist die Identifikation der Semantik von Information mit ihrer Verarbeitung im Sinne eines lokalen Modells der Bedeutungserteilung innerhalb einer Interaktion. Analog des Aufbaus der Semantik formaler Sprachen wird eine Interaktionssemantik als Kombination einer Belegung der Zustandsvariablen in Verbindung mit einer mittels Entscheidungen determinierten Transitionsfunktion der an der Interaktion beteiligten Rollen modelliert. Dies ist die Welt der semantischen Protokolle bzw. „Spiele in Interaktionsform“ mit ihren künstlich beschränkten, eindeutigen Handlungskontexten. In ihr rücken die Entscheidungen der interagierenden Systeme in den Mittelpunkt und der Austausch von Zeichen wird zum Kopplungsmechanismus.
In einem weiteren Schritt wird die natürliche Sprache als Lösung des „Henne-oder-Ei“-Problems verstanden, dass einerseits eine zielgerichtete Interaktion gegenseitiges Verständnis erfordert und andererseits die Herstellung eines gegenseitigen Verständnisses eine zielgerichtete Interaktion erfordert: das „simultaneous interaction and understanding (SIAU)“-Problem. Dies ist vergleichbar dem „simultaneous localization and mapping (SLAM)“-Problem, für das die Informatik als Lösung den iterativen Aufbau eines internen Modells in beständiger Interaktion mit der Welt entwickelt hat. Im Rahmen der Entwicklung der natürlichen Sprache macht dies den Aspekt der Unterscheidung zwischen (angenommenem) Relevantem und Irrelevantem bei der Bedeutungserteilung verständlich.
Abschließend wird die Frage diskutiert, ob es dieser Artikelserie gelungen ist, die relevante Differenzierung der Konzepte von System, Interaktion, Zeichen, Zustand, Entscheidung, Freiheit etc. vorzunehmen und so die Informatik wieder ein Stück weit zu entwirren.
Der Term „I-Sprache“ wurde von Noam Chomsky als „I“- versus „E“-Sprache mit einer anderen Bedeutung verwendet [1]. Er versuchte damit, zwischen einer intensionalen Sprache, die sich auf das interne sprachliche Wissen bezieht, und einer extensionalen Sprache, die sich auf die beobachtbare Sprache bezieht, die Menschen tatsächlich produzieren, zu unterscheiden.